VfB Oldenburg: Der Weg stimmt, aber der Klassenerhalt wird schwierig
Der VfB Oldenburg gehört zu den positiven Überraschungen in der Dritten Liga. Der Aufsteiger ist nach acht Spielen bester Nordclub. Dennoch dürfte es schwierig werden, die Klasse zu halten - das zeigt die Datenanalyse.
Drittliga-Aufsteiger aus dem Norden - zuletzt alles andere als eine Erfolgsgeschichte: Der VfB Lübeck und TSV Havelse stiegen sang- und klanglos direkt wieder ab. Auch der VfB Oldenburg hatte einen schwierigen Start, arbeitete sich aber durch zuletzt zehn Punkten aus vier Partien ins Tabellenmittelfeld vor.
Die Chancen, die Serie auch am Wochenende auszubauen, stehen gut: Gegner im heimischen Marschwegstadion ist der Tabellen-Vorletzte und Mitaufsteiger SpVgg Bayreuth (Heute, 14 Uhr / im NDR Livecenter).
Aufsteiger mit dem niedrigsten GSN-Index
"Wir gehören zu Recht hier in diese Liga", hatte Oldenburgs Trainer Dario Fossi kürzlich betont. Das stimmt nach den ersten Eindrücken. Doch wird der VfB dort auch bleiben? Es dürfte schwer werden für die Niedersachsen, den Klassenerhalt zu schaffen, wie ein Blick auf die GSN-Daten zeigt.
Der Oldenburger Kader hat einen durchschnittlichen GSN-Index von 45,15. Das ist der niedrigste Wert aller 20 Drittligisten. Heißt also: Um in der Liga zu bleiben, muss der VfB als Team besser funktionieren, als es die individuelle Klasse eigentlich hergibt.
VfB Oldenburg mit mehr Punkten als zu erwarten war
Und dies gelingt der Mannschaft bislang exzellent: Pro Spiel hat das Team 1,38 Treffer erzielt. Das ist über dem Wert für die "Expected goals" (1,12). Auch der tatsächliche Wert bei den Gegentoren pro Partie (1,50) ist besser als der statistische (1,54).
Daraus resultiert - und dies ist der wichtigste Wert: Der VfB hat mit 1,38 Punkten im Schnitt deutlich mehr Zähler geholt hat, als zu erwarten gewesen wären (0,89 "Expected Points" - Platz 16 im Ranking). "Overperforming" nennen das die Daten-Experten.
Was machen die Oldenburger bislang überdurchschnittlich gut in dieser Spielzeit? Effizienz in einigen Kategorien zeichnet das Fossi-Team aus. So liegt der VfB beispielsweise bei der Zahl der Torschüsse nur auf Rang 15, allerdings gehen 44,61 Prozent davon aufs Tor (Platz 6).
Noch gravierender ist der Unterschied bei den Dribblings: 15,75 pro Partie ist der zweitschlechteste Wert, die Erfolgsquote von 62,73 Prozent wiederum der zweitbeste. Ebenfalls Platz zwei belegen die Niedersachsen bei den abgefangenen Bällen (56,25/Spiel).
Schwache Zweikampfwerte
Oldenburgs fußballerischer Ansatz (bevorzugt im 4-3-3-System) ist eher ein spielerischer, denn ein kämpferischer. Was Trainer Fossi dennoch zu denken geben sollte, sind vor allem die schwachen Zweikampfwerte: lediglich 46,24 Prozent gewinnt sein Team. Keine andere Mannschaft in der Dritten Liga ist schlechter. Gleiches gilt für die gewonnenen Kopfballduelle (42,01 Prozent) - und auch für die zugelassenen Torschüsse (17,11/Spiel).
In der Offensive fehlt es etwas an Variabilität: Angriffe über die Außenpositionen führen zu selten zum Abschluss. Auch aus dem klassischen Positionsspiel erzeugt die Fossi-Elf zu wenig Gefahr.
Ein wenig Glück gehört dazu
Dennoch gelang in den vergangenen Wochen eine Erfolgsserie mit zehn Punkten aus vier Begegnungen. Wie schmal der Grad sein kann, zeigen allerdings die jüngsten zwei Spiele. Beim 4:3 gegen Osnabrück holte der VfB einen 1:3-Rückstand auf, bei Borussia Dortmund II fiel der Siegtreffer erst in der 89. Minute.
Überhaupt hatte der Aufsteiger bislang einen recht günstigen Spielplan: Sechs der acht Gegner sind in der zweiten Tabellenhälfte platziert. Auf den VfB warten also noch zahlreiche starke Kontrahenten.
Auch wenn "Overperforming" nicht planbar ist. Für den VfB Oldenburg wird es genau darauf ankommen: weiterhin besser zu sein als die Summe der Einzelspieler. Und dann wie in den vergangenen beiden Wochen Punkte zu holen, die eigentlich nicht erwartbar waren oder etwas glücklich zustande kamen.
Die Oldenburger brauchen kein Fußball-Wunder für den Klassenerhalt. Doch vieles muss sich in die richtige Richtung drehen für den Außenseiter in einer langen Drittliga-Saison mit 38 Spielen.
