St. Pauli verliert trotz 2:0-Führung bei Aufsteiger Schalke 04
Für Fußball-Zweitligist FC St. Pauli ist der Aufstiegszug nach der 2:3-Niederlage beim FC Schalke 04 wohl abgefahren, während die Gelsenkirchener die Bundesliga-Rückkehr perfekt machten.
Die Hamburger verspielten dabei am Samstagabend eine 2:0-Führung, für die Youngster Igor Matanovic mit einem Doppelpack gesorgt hatte. Nach dem Corona-Ausbruch in der Vorwoche, der zehn Profis außer Gefecht gesetzt hatte, mangelte es dem personell arg dezimierten Team von Coach Timo Schultz letztlich aber an Qualität und Kraft, um Schalke über die gesamte Distanz Paroli bieten zu können.
Der Rückstand des Kiezclubs auf Rang zwei und drei beträgt vor dem Saisonfinale am kommenden Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf zwar nur drei Punkte. Doch die Braun-Weißen haben das schlechteste Torverhältnis der Aufstiegsanwärter. Zudem kann Werder Bremen am Sonntag mit einem Remis oder Sieg bei Absteiger FC Erzgebirge Aue uneinholbar davonziehen, sodass dann nur noch Relegationsplatz drei erreichbar wäre.
Schultz: "Gegner hatte höhere Qualität"
"Wir müssen am heutigen Tag anerkennen, dass der Gegner eine höhere Qualität auf dem Platz hatte. Schalke hat uns teilweise an die Wand gedrückt", resümierte Schultz, der für den couragierten Auftritt seines Rumpf-Teams trotz der bitteren Pleite lobende Worte fand: "Meine Jungs haben sich mit allem, was sie haben, gewehrt."
Schalke drückend überlegen
"Heute Abend brennt die Sehnsucht", stand auf einem riesigen Banner, das nach der Bundesliga-Rückkehr dürstende Schalke-Anhänger vor dem Anpfiff in der Fankurve ausgerollt hatten. Brennen tat es dann im übertragenen Sinne auch im Strafraum des Kiezclubs - und zwar lichterloh. Die Hausherren initiierten Angriff um Angriff und hatten zur Pause 13 Schüsse auf das von Dennis Smarsch gehütete Tor abgegeben. Hinzu kamen nach 45 Minuten exklusive Nachspielzeit 61 Prozent Ballbesitz für die "Knappen". Zahlen, die von der deutlichen Dominanz der Gelsenkirchener im ersten Abschnitt zeugen.
Matanovic schnürt Doppelpack für St. Pauli
In etwas Zählbares ummünzen konnten die Schalker ihre Überlegenheit allerdings nicht. Entweder scheiterten sie wie ihr Torjäger Simon Terodde bereits nach wenigen Sekunden an Smarsch, der Stammkeeper Nikola Vasilj vertrat, oder an ihren Nerven. Zudem wurde den Gastgebern ein Treffer von Ko Itakura aberkannt (24.). Schiedsrichter Marco Fritz (Korb) entschied nach Studium der Bewegtbilder, dass der Japaner sich den Ball an die Hand geköpft hatte. Zu diesem Zeitpunkt führte St. Pauli bereits mit 2:0. Beide Mal hieß der Torschütze Matanovic. Zunächst überwand der 19-Jährige Schlussmann Martin Fraisl mit einem Schuss aus der Drehung (9.). Acht Minuten später war der Angreifer mit einem platzierten Flachschuss erfolgreich.
Es waren die ersten Saisontore des Teenagers. Jackson Irvine hatte ihn jeweils perfekt in Szene gesetzt. Mehr Abschlüsse gab bis zur Pause von den Kiezkickern nicht zu sehen. Nicht elegant, aber sehr effizient war ihr Auftritt.
Terodde bringt Schalke ins Spiel zurück
Auch nach dem Seitenwechsel stürmte im restlos ausverkauften Gelsenkirchener Fußball-Tempel nur eine Mannschaft: Schalke. Und anders als in Hälfte eins belohnte sich das Team von Trainer Mike Büskens nun auch für seinen enorm hohen Aufwand. Terodde verwandelte einen von Jakov Medic an ihm verursachten Foulelfmeter zum 1:2 (47.). Damit war der Teroddesche Torhunger sehr zum Leidwesen der Schultzschen Schützlinge noch nicht gestillt. Nachdem es den Hamburgern zwischenzeitlich einigermaßen gelungen war, die Gelsenkirchener aus ihrem Strafraum fernzuhalten, war der 34-Jährige in der 71. Minute zum 29. Mal in dieser Saison erfolgreich.
Zalazar trifft gegen Ex-Club - Beifus sieht "Rot"
Was dann folgte, war eine dieser Geschichten, die angeblich nur der Fußball schreibt. Denn ausgerechnet der Ex-St.-Paulianer Rodrigo Zalazar, der von 2020 bis 2021 die Fans der Braun-Weißen mit seiner leicht anarchischen Spielweise verzückt hatte, traf mit einem satten Rechtsschuss zum 3:2 (78.). Nun mussten die Gäste mindestens einen Treffer erzielen, um noch eine realistische Aufstiegschance zu wahren. Doch weil Marcel Beifus nach einem überharten Einsteigen gegen Florian Flick die Rote Karte sah (81.), spielten die Hamburger in der Schlussphase in Unterzahl und hatten nicht mehr viel zuzusetzen.
Kurz vor Ultimo flog auch noch Matanovic mit Gelb-Rot vom Platz (90.+5), sodass alle Hoffnungen der Kiezkicker auf einen Punktgewinn endgültig platzten.