Twumasis Torpremiere für 96: "Bruder Leichtfuß" startet durch
Stürmer Patrick Twumasi ist nach seinen ersten beiden Toren im 96-Trikot endlich in Hannover angekommen. Wintertransfers sind bei den "Roten" dennoch ein Thema.
Am Abend nach seinem Doppelpack gegen Sandhausen (4:0) postete Twumasi bei Instagram ein Foto, das ihn beim Torjubel mit 96-Sportchef Gerhard Zuber zeigt, und einen kurzen Text mit der Einleitung: "Das Interessanteste an guten Vorsätzen für das neue Jahr ist, sie zu brechen." Man weiß nicht, was genau sich der Ghanaer vorgenommen hatte, aber er scheint seine Ziele schon am dritten Tag des Jahres übererfüllt zu haben. Verstummt damit auch die Kritik an dem eigenwilligen Offensivspieler?
Twumasi war im Sommer vom spanischen Erstligisten Deportivo Alaves an die Leine gewechselt - mit der Erfahrung von Champions-League-Spielen (für FK Astana) und für geschätzte 700.000 Euro, was ihm das Etikett "teuerster Neuzugang" einbrachte. Der Spieler vom Typ "Bruder Leichtfuß" trug offensichtlich schwer an diesem Label. Bislang schlagen für den 26-Jährigen bei Hannover 96 nur drei Startelfeinsätze zu Buche. Auch gegen Sandhausen wurde er erst nach der Pause eingewechselt.
Kocak streicht Twumasi aus dem Kader
Bei Trainer Kenan Kocak riss zwischenzeitlich sogar der Geduldsfaden. Er kritisierte öffentlich und harsch Twumasis Einstellung im Training. Zudem sollen Mitspieler dessen fehlende taktische Disziplin bemängelt haben. "Ich erwarte einfach trotz allem Frust, dass ein Spieler auch spielen will, dass er die richtige Reaktion zeigt. Er muss sich der Gruppe auch unterordnen. Niemand steht über der Mannschaft", schimpfte Kocak vor Weihnachten. Im letzten Punktspiel vor dem Jahreswechsel in Regensburg (0:0) strich er Twumasi aus dem Kader.
Torjubel mit Liegestützen
Die Reaktion im neuen Jahr war bemerkenswert. Sein erstes Tor zelebrierte Twumasi regelrecht. Er machte als Showeinlage ein paar Liegestütze und fiel dann an der Seitenlinie Zuber um den Hals. Der hatte unverdrossen daran geglaubt, dass "seinem" Transfer der Durchbruch gelingt. "Am Anfang lief sicherlich nicht alles reibungslos, aber ich habe immer versucht, besser anzukommen", erzählte Twumasi der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Auch, dass er mit seiner Familie noch vor Weihnachten aus einem Hotel in eine Wohnung nach Kirchrode gezogen sei, habe ihm geholfen. Zu Weihnachten postete er bei Instagram ein Foto mit vier seiner fünf Kinder im 96-Trikot.
Dass in Twumasi und Marvin Ducksch zwei Stürmer mit Doppelpacks die Torflaute bei den "Roten" vorerst beendeten, ändert aber wohl nichts daran, dass die Etablierten möglicherweise bald Konkurrenz bekommen. Mehrheitsgesellschafter Martin Kind hatte Ende des vergangenen Jahres öffentlichkeitswirksam bereits eine Liste mit Stürmern von Zuber und Kocak verlangt. Namen wie Vedad Ibisevic und Serdar Dursun sollen gehandelt worden sein.
Ducksch: Konkurrenz belebt das Geschäft
"Konkurrenzkampf belebt den Fußball - auch bei uns", sagte Ducksch, der sich nach seinem ersten Treffer gegen Sandhausen noch demonstrativ die Finger in die Ohren gesteckt hatte, zu den Transfergerüchten und fügte selbstkritisch hinzu: "Wenn man sieht, wie unsere Chancenverwertung bisher war, tut uns ein neuer Stürmer vielleicht auch gut."
Kocak und Zuber scheinen für mögliche Wintertransfers gewappnet zu sein. Die sportlich Verantwortlichen wollen offenbar aber nicht um jeden Preis noch einmal Geld für Stürmer in die Hand nehmen. "Jeder Trainer will eine Optimierung sehen, aber es muss nicht sein", sagte Kocak nach dem Spiel. Wenn sich auf dem Markt etwas ergebe, was 96 sofort weiterhelfen würde, werde man reagieren. "Wir werden aber mit Sicherheit keine Harakiri-Aktionen betreiben."
