Krach beim VfB Lübeck: Riedel vorläufig suspendiert
Als hätte der VfB Lübeck nicht schon genug Probleme: Nach einem Streit mit Sportdirektor Rocco Leeser hat das Drittliga-Schlusslicht Mittelfeldspieler Florian Riedel suspendiert. Dieser hatte sich schützend vor die Mannschaft stellen wollen.
Laut Mitteilung der Hanseaten vom Dienstag wurde Riedel "für eine Woche vom Trainings- und Spielbetrieb der Drittliga-Mannschaft suspendiert. Anschließend wird er für eine weitere Woche mit den Reservisten trainieren." Damit fehlt der Führungsspieler, der in der Liga bisher 21-mal zum Einsatz gekommen ist, am Sonnabend auswärts beim Halleschen FC, im Nachhol-Nordduell am folgenden Mittwoch gegen Hansa Rostock und auch im wichtigen Heimspiel gegen Viktoria Köln am 6. März.
Nach dieser Pause soll der 30-Jährige die Chance erhalten, "sich sportlich wieder für Einsätze zu empfehlen". Der Defensivspezialist wurde allerdings als stellvertretender Kapitän sowie als Teil des Mannschaftsrates abgesetzt. Zudem muss Riedel eine Geldstrafe bezahlen. Die Entscheidungen habe der Vorstand am Montag mit der Aufsichtsratsspitze und nach Rücksprache mit Sportdirektor Leeser und Trainer Rolf Landerl getroffen.
Schikorra: Durchgreifen "war ohne Alternative"
"Wir haben im Abstiegskampf nur dann eine Chance, wenn wir geschlossen auftreten", sagte Vorstandssprecher Thomas Schikorra dem NDR. "Es war ohne Alternative, dass wir da durchgreifen. Jetzt zählt nur eins: Wir müssen zur Geschlossenheit zurückfinden, und darauf werden wir alle Energie verwenden."
VfB bestraft "vereinsschädigende Äußerungen"
Was war geschehen? Leeser hatte den Stein in einem Interview mit den "Lübecker Nachrichten" ins Rollen gebracht, als er den Spielern die richtige Einstellung absprach: "Keiner hat das Messer zwischen den Zähnen." Vor dem Heimspiel des VfB gegen Türkgücü München (0:2) am vergangenen Sonnabend hatte sich Riedel bei "MagentaSport" dazu geäußert: "Das kam bei der Mannschaft nicht gut an. Den Charakter der Mannschaft infrage zu stellen, finde ich nicht in Ordnung." Der 30-Jährige führte als Beleg für Einstellung und Zusammenhalt an, dass die Spieler am vergangenen Mittwoch den Rasen im Stadion in stundenlanger Arbeit von Schnee befreit hätten.
In der Mitteilung vom Dienstag ist von "vereinsschädigenden Äußerungen" Riedels die Rede. "Die Aussagen in diesem Interview sind ausschließlich destruktiv, sie erwecken den Eindruck, als stünde unsere Mannschaft über oder neben dem Verein und sie sind auch eine Provokation in Richtung der Verantwortlichen und unserer Fans", wird Schikorra zitiert. "Wir haben kein Verständnis dafür, dass ein so erfahrener Profi wie Florian Riedel vor dem Spiel öffentlich den Eindruck erweckt, als sei er gedanklich nicht mit dem bevorstehenden Spiel, sondern mit anderen Dingen befasst."
Club-Verantwortliche: Falscher Zeitpunkt, falscher Inhalt
Doch nicht nur der Zeitpunkt von Riedels Replik stieß den Verantwortlichen übel auf, die Widerworte hätten intern bleiben sollen. Doch weder Riedel noch sonst ein Spieler hätten ein persönliches Gespräch mit Leeser gesucht.
Zudem habe Riedel hinsichtlich der Schneeräum-Aktion einen falschen Eindruck erweckt. Schikorra hatte den Spieler bereits zuvor bezichtigt, "Märchen über den Einsatz von dem Team, um den Platz bespielbar zu machen" zu erzählen. Nun wies der VfB noch einmal explizit auf beteiligte Unterstützer hin.
Riedel räumt Fehler ein und kommt glimpflich davon
Riedel hat mittlerweile eingelenkt und dadurch Schlimmeres abgewendet. Wie die Lübecker mitteilten, habe er sich sowohl bei Leeser als auch bei Vorstand und Aufsichtsrat entschuldigt. "Allein deshalb war es den Verantwortlichen des VfB möglich, letztlich doch noch von einer noch weit härteren Sanktion abzusehen", heißt es in der Mitteilung.
"Ich habe mit dem Interview für eine weitere Baustelle in einer für den Verein ohnehin schwierigen Situation gesorgt. Das war nicht meine Absicht. Ich wollte Bereitschaft und Entschlossenheit im Namen der Mannschaft signalisieren, die Kritik an unserem Charakter und unserer Einstellung auf dem Platz zu widerlegen", sagte Riedel selbst. "Es tut mir leid, wenn ich mich dabei missverständlich ausgedrückt habe. Ich versichere, dass ich nie Rocco Leeser, mit dem mich ein gutes Verhältnis verbindet, persönlich kritisieren oder den Verein in ein schlechtes Licht rücken wollte. Rückblickend hätte ich nur Taten statt Worte sprechen lassen sollen."
