HSV schlägt Eintracht Braunschweig und wahrt weiße Heimweste

Stand: 25.11.2023 12:13 Uhr

Fußball-Zweitligist HSV bleibt vor heimischer Kulisse eine Macht. Gegen den Nordrivalen Eintracht Braunschweig gelang den Hamburgern am Freitagabend beim 2:1 (2:0) im siebten Heimspiel der siebte Sieg. Souverän war die Vorstellung des Tabellenzweiten gegen den Vorletzten des Klassements allerdings nur 45 Minuten lang.

von Hanno Bode

Guilherme Ramos (25.) und der Ex-Braunschweiger Immanuel Pherai (26.) sorgten mit ihren Treffern im ersten Abschnitt dafür, dass zur Halbzeit im Volksparkstadion alles auf einen deutlichen Erfolg des Favoriten hindeutete. Nach dem Seitenwechsel schaltete die Mannschaft von Coach Tim Walter dann jedoch in den Verwaltungsmodus und wurde für ihr zu lässiges Auftreten bestraft: Fabio Kaufmann verkürzte für die Niedersachsen (62.) und traf später sogar zum vermeintlichen Ausgleich (74.). Dem Treffer wurde wegen einer Abseitsstellung allerdings die Anerkennung verwehrt.

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Die Spieler des HSV gucken enttäuscht. © picture-alliance / Eibner-Pressefoto

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Braunschweigs Fabio Kaufmann © Imago Images Foto: Marcel von Fehrn
AUDIO: BTSV-Torschütze Kaufmann: "Haben alle Eier in die Hand genommen" (2 Min)

Walter erleichtert, Scherning lobt Braunschweigs Moral

"Es geht nicht immer nur im Vorbeigehen - das hat man heute gesehen. Wir haben in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel gemacht, sind aber nicht mehr so aus der Kabine gekommen, wie wir es uns erhofft haben. Der Gegner hat es dann auch gut gemacht. Aber wie gesagt: Wir schlagen hier nicht alle im Vorbeigehen, wir müssen immer alles investieren. Das haben wir in der ersten Halbzeit getan, in der zweiten vielleicht nicht so ganz. Aber ich bin sehr glücklich darüber, dass wir die drei Punkte bei uns behalten haben", sagte Walter dem NDR.

BTSV-Trainer Daniel Scherning monierte, dass sein Team im ersten Durchgang "zum Teil zu ängstlich und mutlos" agiert habe. Insgesamt war der 40-Jährige mit dem Auftritt seiner Mannschaft, die auswärts weiter punktlos ist, jedoch zufrieden: "Wir haben versucht, mit allem, was wir haben, uns gegen diese Niederlage zu wehren."

"Wir haben in der zweiten Halbzeit alle Eier in die Hand genommen und versucht, das Spiel zu drehen." Fabio Kaufmann, Angreifer von Eintracht Braunschweig

Torschütze Kaufmann schlug in diesselbe Kerbe. "Ich habe großen Respekt vor der Mannschaft. Wir haben in der zweiten Halbzeit alle Eier in die Hand genommen und versucht, das Spiel zu drehen. Es tut ein bisschen weh. Aber ich gehe sehr positiv hier raus. Wenn wir das, was wir in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, über 90 Minuten schaffen, dann holen wir unsere Punkte", erklärte der Offensivmann.

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: Pressmaster

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Braunschweig setzt auf komapkte Defensive und Konter

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt bot das Duell des Aufstiegs- mit dem Abstiegskandidaten zunächst wenig Erwärmendes. Braunschweig stand wie erwartet von Beginn an tief in der eigenen Hälfte, überließ dem HSV die Spielgestaltung und spekulierte auf das, worauf bei den Hamburgern eigentlich immer Verlass ist: leichtfertige Ballverluste.

Beinahe wäre die Rechnung des BTSV aufgegangen: Marvin Rittmüller (10.) und Anton-Leander Donkor (23.) kamen nach Gegenstößen aus interessanten Positionen zum Abschluss, zielten aber jeweils nicht präzise genug. Das war es dann aber auch schon mit der Offensiv-Herrlichkeit der Niedersachsen in den ersten 45 Minuten.

Glatzel verstolpert, Ramos per Kopf erfolgreich

Ob die Begegnung bei einem früheren Braunschweiger Treffer einen anderen Verlauf genommen hätte, es ist hypothetisch, erscheint in Anbetracht der drückenden Überlegenheit der Walter-Equipe aber eher unwahrscheinlich. Die Hausherren dominierten das Geschehen klar und hätten durch ihren Top-Torjäger Robert Glatzel in der 18. Minute in Führung gehen müssen. Der Angreifer lief nach einem Pass von Bakery Jatta frei auf das Gehäuse zu, ließ sich dann jedoch von Keeper Ron-Thorben Hoffmann den Ball vom Fuß klauen. Ein Schuss wäre in dieser Situation wohl die bessere Entscheidung gewesen.

Mit der nötigen Entschlossenheit, die Glatzel zuvor hatte vermissen lassen, ging bald darauf dann Ramos zu Werke. Nach einer kurz ausgeführten Ecke bekam der Innenverteidiger das Spielgerät mustergültig von Jean-Luc Dompé auf den Kopf serviert und traf zum 1:0. Es folgte ein Ronaldo-Jubel des Mannes mit den Rasta-Zöpfchen, der nach anfänglich recht chaotischen Vorstellungen im HSV-Trikot inzwischen zum Leistungsträger avanciert ist.

"Wir waren nah dran. Aber dafür können wir uns leider nichts kaufen." Robin Krauße, Mittelfeldspieler von Eintracht Braunschweig

Pherai trifft gegen Ex-Club

Auch für Pherai waren die ersten Monate beim einstigen deutschen Fußball-Schwergewicht schwer. Aber auch der Niederländer wird nun zunehmend zum Faktor für die Hanseaten. An diesem Freitagabend sehr zum Leidwesen seines Ex-Clubs. Denn nur 60 Sekunden nach der Führung erhöhte der 22-Jährige mit einem platzierten Rechtsschuss auf 2:0. Auf einen Torjubel verzichtete Pherai anschließend aus Respekt vor seinem vormaligen Arbeitgeber. Eine feine Geste des feinen Fußballers.

Für die Gäste wäre es beinahe noch schlimmer gekommen. Denn nach einem Foul von Donkor an Jatta im BTSV-Strafraum meldete sich Video-Schiedsrichterassistent Daniel Siebert bei Referee Max Burda und gab ihm den Ratschlag, sich die Szene noch einmal am Bildschirm anzuschauen. Das tat Siebert dann auch und entschied: Kein Strafstoß, weil Jatta im Abseits gestanden hatte.

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Premiere im Kölner Keller: Ex-Profi Kneißl unterstützt VAR

Die kleine Unterbrechung in Hamburg hatte historische Ausmaße. Nicht, weil die Entscheidung so große Tragweite gehabt hätte, sondern weil im fernen Köln, wo bekanntlich der berühmteste Keller im deutschen Profifußball seine Heimat hat, in Sebastian Kneißl erstmals ein Ex-Profi die Videoassistenten unterstützte. "Wir wollen uns da keiner Idee verschließen und der Gedanke, dass ein ehemaliger Fußballprofi mit seinem Blick auf den Fußball vielleicht etwas Positives beitragen könnte, liegt auf der Hand", sagte Alexander Feuerherdt, Sprecher der DFB Schiri GmbH, der Sportschau.

Kaufmann zwischen Jubel und Frust

Der HSV blieb auch im zweiten Abschnitt dominant, ohne dabei allerdings entschlossen auf das 3:0 zu drängen. Das Spiel plätscherte so wie der Regen vor sich hin, als sich Kaufmann aus rund 20 Metern einfach mal ein Herz nahm, abzog und Keeper Daniel Heuer Fernandes mit einem strammen Schuss ins rechte Eck bezwang. Die Walter-Elf "glänzte" bei Gegentreffer 18 in dieser Saison wieder einmal durch passives Abwehrverhalten.

Ebenfalls kein neues Phänomen bei den Hamburgern: Nach einem Rückschlag verlieren sie die Spielkontrolle. So auch gegen die Eintracht, die nach dem Anschlusstor noch mutiger wurde und sogar den Ausgleich bejubeln durfte. Die Freude über das vermeintliche 2:2 währte allerdings nur kurz. Denn Kaufmann hatte bei seinem Abschluss (74.) ganz knapp im Abseits gestanden, wie eine Überprüfung im Kölner Keller ergab.

Frust bei den "Löwen", Durchatmen beim HSV, der allerdings auch anschließend jegliche Souveränität vermissen ließ. Dass sich der Aufstiegskandidat in der Schlussphase exklusive einer achtminütigen Nachspielzeit vom Tabellenvorletzten phasenweise in die eigene Hälfte drängen ließ, es sollte den Verantwortlichen zu denken geben.

14.Spieltag, 24.11.2023 18:30 Uhr

Hamburger SV

2

Braunschweig

1

Tore:

  • 1:0 Ramos (25.)
  • 2:0 Pherai (26.)
  • 2:1 F. Kaufmann (62.)

Hamburger SV: Heuer Fernandes - Mikelbrencis, Ramos, Ambrosius, Muheim - Meffert - Pherai (78. Poreba), Benes (90.+1 Németh) - Jatta, Glatzel, Dompé (63. Königsdörffer)
Braunschweig: R.-T. Hoffmann - Ivanov, Decarli (43. Kurucay), Bicakcic - Rittmüller, Nikolaou (46. Krauße), Donkor - F. Kaufmann, Helgason (63. S. Sané) - Gómez (85. Caliskaner), F. Krüger (63. Multhaup)
Zuschauer: 55879

Weitere Daten zum Spiel

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 25.11.2023 | 19:30 Uhr

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