Anzeigetafel im Stadion an der Bremer Brücke des VfL Osnabrück während des Duells mit dem Hamburger SV (Foto aus dem Jahr 2019) © picture alliance / nordphoto

HSV beim VfL Osnabrück: Bibbern vor der Bremer Brücke

Stand: 22.09.2023 08:07 Uhr

Beim VfL Osnabrück herrscht nach dem enttäuschenden Saisonstart in die zweite Fußball-Bundesliga inklusive der 0:7-Pleite bei Hannover 96 am vergangenen Spieltag Katzenjammer. Doch es gibt berechtigte Hoffnung auf die Wende. Denn heute empfangen die "Lila-Weißen" in dem HSV einen Gegner, der an der Bremer Brücke zuletzt stets ein blaues Wunder erlebte.

von Hanno Bode

Ludovit Reis ließ erst Sonny Kittel stehen, dann lief der Niederländer mühelos an Tim Leibold vorbei, bevor er den Ball am ausgestreckten Bein von Gideon Jung vorbei zu Marc Heider passte. Der Osnabrücker Stürmer zog in der 84. Minute sofort ab und überwand HSV-Keeper Sven Ulreich mit einem Schuss ins lange Eck zum 3:2 für den VfL. Das vierte Saisontor des Deutsch-Amerikaners hielt die Hoffnung der Niedersachsen auf den Zweitliga-Verbleib am Leben. Für den Hamburger SV war die Pleite am vorletzten Spieltag der Saison 2020/2021 hingegen gleichbedeutend mit dem Aus im Aufstiegskampf.

Der HSV und sein Bremer-Brücke-Fluch

Abermals war der frühere Bundesliga-"Dino" einer Drucksituation nicht gewachsen gewesen. Erneut hatten die Hanseaten ihren Bremer-Brücke-Fluch nicht besiegen können. Denn bereits in der Zweitliga-Serie zuvor hatte der HSV bei den Niedersachsen mit 1:2 verloren. Und auch im DFB-Pokal war Osnabrück für das einstige Fußball-Schwergewicht keine Reise wert gewesen. 2009 und 2017 verließen die Hamburger die altehrwürdige Arena am Hannes-Haferkamp-Platz 1 als Verlierer.

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HSV muss Reaktion auf Elversberg-Pleite zeigen

Heute (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) soll die schwarze Serie nun beendet werden. Von denen, die besagtes Corona-Geisterspiel am 16. Mai 2021 verloren, stehen lediglich noch Keeper Daniel Heuer Fernandes (war seinerzeit nur Nummer zwei), Moritz Heyer und Bakery Jatta beim HSV unter Vertrag. Dass alle anderen Akteure des damaligen Kaders mit Ausnahme von Ersatztorwart-Urgestein Tom Mickel inzwischen von anderen Arbeitgebern ihre Lohntüte erhalten, zeugt von der wenig weitsichtigen Personalpolitik der Hamburger seit ihrem Premieren-Abstieg 2018.

Zwar schien es bis zum vergangenen Sonnabend so, als hätten die Verantwortlichen um Coach Tim Walter, Profifußball-Direktor Claus Costa und Vorstand Jonas Boldt nach all den Zweitliga-Jahren nun ein Aufgebot zusammengeschustert, das nicht nur über die nötige sportliche Substanz, sondern auch die in der Vergangenheit immer wieder vermisste Resilienz verfügt. Dann aber folgte die überraschende 1:2-Pleite beim Low-Budget-Aufsteiger SV Elversberg.

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Glatzel warnt vor angeschlagenen Osnabrückern

"Mit vielen einfachen Fehlern haben wir Elversberg immer wieder eingeladen. Das ärgert uns brutal", sagte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau nach der ersten Saisonniederlage, die durch den Verlust der Tabellenführung doppelt schmerzhaft war. Gegen den VfL soll nun Wiedergutmachung betrieben werden. "Natürlich erwarte ich, dass wir mit drei Punkten aus Osnabrück heimkehren", erklärte der Abwehrchef.

In dieselbe Kerbe schlug der nun bereits seit drei Spielen torlose Torjäger Robert Glatzel. "Was wir uns ganz klar vornehmen, ist, dass wir auf keinen Fall zu wenig Prozentpunkte auf den Platz bringen. Jetzt wollen wir erst recht zeigen, dass wir von Anfang bis Ende auch gegen Aufsteiger ein souveränes Spiel machen können. Der VfL ist nicht zu unterschätzen. Sie sind wie ein angeknockter Boxer, stehen mit dem Rücken zur Wand", erklärte der Stürmer der "Bild".

Muheim fällt aus - Heyer rückt wohl in Startelf

"Bascho" (Schonlau) und "Bobby" (Glatzel) scheinen also die richtigen Lehren aus dem Saarland-Schock gezogen zu haben. Einziger kleiner Gewinner des Ausflugs in die Kleinstadt war "Mo", wie Heyer beim HSV gerufen wird. Der Allrounder kam für den verletzten Linksverteidiger Miro Muheim ins Spiel, erzielte den Treffer für die Hamburger und zeigte auch sonst eine anständige Leistung. Er wird den Schweizer (Bänderzerrung und Kapselverletzung), neben dem sonst noch Immanuel Pherai mit einem gebrochenen Zeh ausfallen wird, wohl auch gegen seinen Ex-Club Osnabrück ersetzen.

Schweinsteigers Wiedersehen mit dem HSV

Apropos Ex-Club. Auf diesen trifft auch Tobias Schweinsteiger, seineszeichen Coach des VfL. In der Saison 2019/2020 war der 41-Jährige Co-Trainer des HSV und erlebte die damalige 1:2- Pleite der Hamburger in Osnabrück hautnah an der Seitenlinie. Schweinsteiger weiß also um die Magie der "Brücke" und eben auch, dass der Nordrivale insbesondere gegen die vermeintlich schwächeren Gegner immer wieder ausrutscht.

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Kleinhansl: "Wir müssen der Arsch hochkriegen"

Mit "unserer Lage" spricht der Bruder von Weltmeister Bastian Schweinsteiger auf lediglich einen Punkt aus sechs Partien, die 0:7-Pleite gegen Hannover 96 und den letzten Tabellenplatz an. Noch sind die Niedersachsen den Beweis ihrer Zweitliga-Tauglichkeit schuldig geblieben. Die Neuzugänge um den früheren Bayern-Profi Michaël Cuisance oder Rückkehrer Kwasi Wriedt sind noch nicht die erhofften Verstärkungen.

Und was tun, wenn es fußballerisch trotz fraglos vorhandener Klasse einfach nicht mit dem Siegen klappen will? Richtig: kämpfen! "Wir müssen den Arsch hochkriegen", sagte Verteidiger Florian Kleinshansl, während Schweinsteiger forderte: "Wir müssen Mut hereinbringen."

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 20.09.2023 | 19:30 Uhr

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