Der "heilige Rasen": Fußballclubs und ihre begehrten Greenkeeper

Stand: 08.08.2023 10:51 Uhr

Rasen ist nicht gleich Rasen. Ein guter Fußballplatz braucht viel Pflege - und Experten, die sich darum kümmern. Greenkeeper sind mittlerweile so gefragt, dass sogar der FC Bayern München sie bei anderen Clubs abwirbt. Davon können der VfL Wolfsburg und auch der FC St. Pauli ein Lied singen.

von Marcel Stober

"Der erste Eindruck zählt, das ist wie beim Date", sagt Kai Breckwoldt, Leiter der Greenkeeping-Abteilung des Zweitligisten FC St. Pauli mit Blick auf seinen Rasen. Seine Aufgabe ist es, den Platz im Hamburger Millerntor-Stadion perfekt für die Ligaspiele vorzubereiten - und zwar für jedes Wetter und zu jeder Jahreszeit. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) legt besonderen Wert auf "Ebenflächigkeit, Standfestigkeit, Scherfestigkeit und Wasserdurchlässigkeit des Bodenaufbaus". So heißt es im DFL-Arbeitsbuch für das Greenkeeping. Und beim FC St. Pauli scheint man das besonders gut hinzubekommen.

St. Pauli bekommt erstmals "Pitch of the Year"-Award

Denn die Hamburger wurden kürzlich von der DFL für ihren Rasen mit dem "Pitch of the Year"-Award ausgezeichnet. Eine Fachjury aus drei Mitgliedern der DFL-Expertenkommission für Rasenqualität, die auch der Deutschen Rasengesellschaft angehören, vergibt diese Auszeichnung an die Bundesliga-Clubs anhand einer Reihe von Kritierien. St. Pauli hat diesen Preis zum ersten Mal gewonnen - für die Arbeit des Greenkeeping-Teams unter Leitung von Jan Naumann.

Bayern München holte Greenkeeper aus Wolfsburg

Doch Naumann hat den Club verlassen, erklärt Sportchef Andreas Bornemann: "Der Greenkeeper von Wolfsburg ist von Bayern München abgeworben worden, so hatten sie eine Vakanz und daraufhin hat der VfL Wolfsburg unseren Greenkeeper weggeholt. Leider, wie es sonst vielleicht im Fußball üblich ist, ohne Ablösezahlung."

Beim VfL Wolfsburg wiederum war Peter Sauer acht Jahre lang verantwortlich für den Platz - und holte die "Pitch of the Year"-Auszeichnung mehrfach. In der vergangenen Saison 2022/23 landeten die Wolfsburger auf Platz zwei, hinter Bayer 04 Leverkusen. Wieder nicht unter den Top drei: der FC Bayern. Die Münchner wollten handeln, die Kritik am eigenen Rasen wurde auch aus den eigenen Reihen immer lauter. So sei auch der Platz ein Faktor gewesen beim Champions-League-Aus gegen Manchester City im April. "Es klingt wie eine doofe Ausrede, aber ich glaube, auf einem anderen Platz machen wir zwei Tore mehr und kassieren eines weniger", sagte Münchens Leon Goretzka damals.

Pauli-Coach Hürzeler: Guter Platz "wichtig für unser Spiel"

Auch beim FC St. Pauli gab es diese Kritik am eigenen Rasen - sie ist allerdings schon einige Jahre her. In der Spielzeit 2017/18 glich der Platz eher einer Wiese als einem professionellen Untergrund zum Fußballspielen. Im April 2018 bezeichnete der damalige St.-Pauli-Profi Johannes Flum den Rasen als "Frechheit" und sagte, "der Platz ist genauso wie im Stadtpark".

Das hat sich heute radikal geändert - was auch Trainer Fabian Hürzeler freut, der einen guten Platz braucht: "Das ist auch wichtig für unser Spiel, weil wir definitiv auch Fußball spielen wollen". Hürzeler ist glücklich über die Zusammenarbeit mit den Greenkeepern. Denn auch ein gut gepflegter Rasen kann dabei helfen, dass St. Pauli in der 2. Liga oben mitspielt.

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St.-Pauli-Flaggen am Millerntor © picture-alliance / Selim Sudheimer

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 03.08.2023 | 19:30 Uhr

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