Fin Bartels im Trikot von Eidertal-Molfsee II. Ehemaliger Bundesligaspieler jetzt in der Kreisklasse. © Sascha Hamann
Fin Bartels im Trikot von Eidertal-Molfsee II. Ehemaliger Bundesligaspieler jetzt in der Kreisklasse. © Sascha Hamann
Fin Bartels im Trikot von Eidertal-Molfsee II. Ehemaliger Bundesligaspieler jetzt in der Kreisklasse. © Sascha Hamann
AUDIO: Fin Bartels zurück bei seinem Jugendverein (2 Min)

Fin Bartels in der Kreisklasse: Einer wie alle anderen

Stand: 15.07.2023 13:25 Uhr

Nach seinem Karriereende als Profi kickt Fin Bartels jetzt wieder bei seinem Jugendverein, der SpVg Eidertal-Molfsee. Ein Mal pro Woche Training, nach den Spielen ein Bier trinken: Der Spaß steht im Vordergrund.

von Ole ter Wey

Nach Schlusspfiff: Trikottausch mit dem Gegner. Für Bartels, der bis vergangenen Sommer noch für Holstein Kiel auf Torejagd ging und davor unter anderem für Werder Bremen, den FC St. Pauli und Hansa Rostock die Schuhe geschnürt hatte, eigentlich nichts Besonderes. Aber dann greifen die für Bartels neuen Mechanismen in einem Kreisklasse-Team: "Ne, nicht wirklich, nur fürs Foto!", erinnert ihn sein Gegenspieler, "Ich hab‘ ja nur das eine Trikot!"

Ein Mal Training pro Woche - maximal

Seit Beginn der Vorbereitung auf die neue Saison kickt Bartels wieder bei seinem Jugendverein Eidertal-Molfsee im Kreis Rendsburg-Eckernförde - und zwar in der 2. Herrenmannschaft in der Kreisklasse. "Das ist eine super witzige Truppe, das ist das Wichtigste", findet Bartels. Der Spaß steht für ihn definitiv im Vordergrund, seine neue Mannschaft trainiert ein Mal pro Woche.

Für den Familienrat mit seiner Frau Jessika und ihren drei Kindern war das entscheidend: "Das war ganz klar, dass er auch mal sagen können muss, dass er für ein Spiel oder Training nicht dabei ist. Das war auf jeden Fall eine Voraussetzung. Da muss er sich dran halten, das weiß er auch", sagt sie mit einem Lachen.

Im Team mit Bruder Tom

Fin Bartels im Trikot von Eidertal-Molfsee II. Ehemaliger Bundesligaspieler jetzt in der Kreisklasse. © Sascha Hamann
Kicken mit Freunden, ohne jeden Druck: Fin Bartels spielt jetzt in der Kreisklasse.

Bartels ist in Molfsee groß geworden und lebt jetzt gemeinsam mit seiner Familie auch wieder "um die Ecke". Im Team sind deshalb viele Jugendfreunde und auch sein Bruder Tom. Ungefähr 20 Jahre haben sie nicht mehr zusammen gespielt. "Jetzt wollte ich eigentlich aufhören und die Schuhe an den Nagel hängen. Aber Fin hat mich dann so lange besabbelt, bis ich dann auch zu Hause irgendwann das Okay bekommen habe, nochmal ein Jahr dranzuhängen", erzählt Tom. Zum Dank darf er sich gleich nach dem ersten Testspiel eine kleine Frotzelei seines Bruders anhören: "Toms Kernkompetenzen liegen eher so im Zerstören und Bälle erobern. Der kann froh sein, wenn er mal ein Tor pro Saison schießt", kommentiert Fin Bartels eine vergebene Großchance seines Bruders lachend. Der Angesprochene nimmt es gelassen: "Ich kann ihm nicht widersprechen. Ich glaube, bis nach Flintbek ist der Ball geflogen."

"Kicken, bis die Mutti ruft!"

Für den Verein entsteht durch die Aufnahme von Ex-Profi Bartels in die Mannschaft eine besondere Situation: Plötzlich bekommt die 2. Herrenmannschaft aus der Kreisklasse mediale Aufmerksamkeit, selbst ein Testspiel wird von ungefähr 150 Menschen besucht. Und auch der Trainer Cornelius Foley, ein großer St. Pauli-Fan, muss sich nach eigener Aussage immer mal wieder kneifen. "Früher habe ich Fin im Stadion angefeuert, und jetzt komm ich auf den Trainingsplatz und da steht er."

Dass mit der gestiegenen Aufmerksamkeit auch eine größere Erwartungshaltung einhergeht, kann Foley aber nicht nachvollziehen. "Von Außen sieht das natürlich so aus: Wir haben jetzt Bartels in der Mannschaft und dann müssen wir alle weghauen und alles gewinnen. Das ist aber Quatsch." Denn - und diese Begründung gilt von der Kreisklasse bis zur Bundesliga: "Das ist Fußball!" Und Fußball ist bekanntlich ein Mannschaftssport.

Und in diese Mannschaft fügt sich Bartels problemlos ein. "Wer Fin kennt, weiß: Der will jetzt auch kein Alleinstellungsmerkmal. Der bringt sich ein wie alle anderen auch und flachst da rum, da gibt es keinen Unterschied. Und wir machen da auch nichts anderes." Genau wie damals eben, als Bartels als Kind das erste Mal bei Eidertal-Molfsee gespielt hat. "Dann ist er in die große Fußballwelt gestartet und hier schließt sich der Kreis wieder", erzählt der Vereinsvorsitzende Bernd Büngener. "Jetzt geht es wieder um den Spaß, so wie es früher auch war." Oder wie Coach Foley sagt: "Kicken, bis die Mutti ruft."

Einer wie alle anderen

Doch obwohl das Zwischenmenschliche klar im Fokus steht, hat Bartels seinen sportlichen Ehrgeiz nicht verloren. "Egal in welcher Liga, man muss dann doch ein bisschen rennen", sagt Bartels mit einem gespielten Stöhnen nach dem ersten Testspiel. "Aber man will ja auch was tun und hier sind viele richtig gute Kicker dabei". Aus denen Bartels dann aber doch deutlich hervorsticht.

Seine schnellen Bewegungen mit dem Ball am Fuß, seine intelligenten Laufwege fallen dem Publikum auf und auch Mitspieler Malte Spieckermann: "Die Qualität merkt man natürlich, zum Beispiel bei der Ballan- und -mitnahme. Das waren ja auch ein paar Ligen Unterschied." Aber, und das ist ihm noch wichtiger, "er ist Molfseer, ich bin Molfseer. Er ist eine Person wie du und ich und gibt sich auch so."

Bartels fühlt sich wohl, das ist deutlich spürbar. Mit der Mannschaft, in seiner Heimat, ohne den großen Druck. Hier ist er einer wie alle anderen. Nur halt einer wie alle anderen, der nach dem Spiel um einen simulierten Trikottausch und Autogramme gebeten wird.

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