DFB lässt Transgender-Menschen selbst über Team entscheiden
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) lässt künftig trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen selbst entscheiden, ob sie in einem Frauen- oder einem Männerteam spielen. Lob für die neue Regel gibt es auch vom Bundesverband Trans.
Ab der Saison 2022/23 können Spielerinnen und Spieler mit dem Geschlechtseintrag "divers" oder "ohne Angabe" wählen, ob sie für ein Frauen- oder Männerteam auflaufen wollen und jederzeit wechseln. Gleiches gilt für alle Personen, die ihr Geschlecht angleichen lassen. Diese Regelung gilt ab der kommenden Saison für den Amateur- und den Jugendbereich sowie im Futsal.
Wer sich bislang nicht auf ein Geschlecht festlegen wollte, hatte im Fußball zumeist schlechte Karten. Bislang war das in den Personaldokumenten eingetragene Geschlecht "männlich" oder "weiblich" maßgeblich für die Zuordnung zu einer Männer- oder Frauenliga. Eine gesonderte Regelung für die seit 2018 möglichen Eintragungen "divers" oder "ohne Angabe" gab es nicht.
"Das hätte mir die Freude am Fußball zurückgegeben"
"Ich begrüße die Neuordnung zum DFB-Spielrecht außerordentlich und stehe absolut dahinter", sagte Sarah Dederscheck dem NDR. Die Fußballerin aus dem niedersächsischen Beckdorf hätte sich so eine Regelung vor einigen Jahren sehr gewünscht. "Das hätte mir damals auf meinen Weg sehr geholfen", so die Torhüterin, die im Frauenteam von Grün-Weiß Eimsbüttel in der Oberliga Hamburg zwischen den Pfosten steht und außerdem Co-Trainerin ist.
Das Versteckspiel leid
Dederscheck hieß einmal Sven und spielte beim BSV Buxtehude und SV Ottensen in Männer-Mannschaften, fühlte sich aber bereits in der Pubertät eher als Frau. "Ich war das Versteckspiel damals sehr leid. So eine Regel hätte mir die Freude am Fußball zurückgegeben." Erst seit sie sich im Alter von 39 Jahren schließlich zur Transition entschloss und in der Folge das Geschlecht in ihrem Personalausweis geändert wurde, darf sie als Spielerin auflaufen. "Ich freue mich über jede Spielerin, jeden Spieler, divers, die den Weg gehen können, ohne sich zu entscheiden zu müssen."
Bundesverband Trans begrüßt neue Regel
"Das ist eine Entscheidung, die in die richtige Richtung geht. Selbstbestimmung von Spielerinnen und Spielern zu berücksichtigen, ist das, was wir uns wünschen. Es muss niemand wechseln. Aber es kann gewechselt werden, wenn jemand wechseln möchte", lobte auch der Bundesverband Trans den Schritt.
"So eine Regelung sorgt dafür, dass trans, inter und nicht-binäre Jugendliche in ihren Sportvereinen die Basis haben, spielen zu dürfen, ohne diskriminiert zu werden. Das macht es erst möglich, dass sie überhaupt Sport machen und daran Spaß haben können", erläuterte Sprecher Gabriel_Nox Koenig. Unter den bisherigen Regularien seien diese Jugendlichen "nahezu immer" bereits weit vor dem Profisport auf der Strecke geblieben.
Keine Dopingrelevanz bei Einnahme von Medikamenten
Ebenfalls klar geregelt wurde, dass Aktive am Spielbetrieb teilnehmen können, solange die sportliche Betätigung während der Einnahme von Medikamenten die Gesundheit der betroffenen Personen nicht beeinträchtigt. Die Regelung schließt somit eine Dopingrelevanz aus. Vertrauenspersonen der Landes- und Regionalverbände sollen die betroffenen Fußballerinnen und Fußballern unterstützen, "um den Zugang niederschwellig zu halten", so der DFB.