30 Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg: Hansa empfängt Dynamo
Vor 30 Jahren stiegen Hansa Rostock und Dynamo Dresden in die Fußball-Bundesliga auf. Hansa als letzter DDR-Meister, Dynamo als Vize-Titelträger. Drei Jahrzehnte später treffen beide Clubs erneut als Aufsteiger in der Zweiten Liga aufeinander.
Flanke von rechts, Torpedo-Kopfball Henri Fuchs, 3:1 gegen Dynamo Dresden in der 83. Minute, die Entscheidung - danach gab es im Ostseestadion des FC Hansa Rostock kein Halten mehr. 17.500 Zuschauer feierten am 4. Mai 1991 Fuchs und das "Wunder von Rostock". Meister der NOFV-Oberliga, vor Dynamo, damit hatte bei Hansa niemand gerechnet. "Das war eine richtige Genugtuung, weil wir immer nur belächelt wurden", erinnerte sich Hansa-Legende Juri Schlünz, der mit zwei herrlichen Freistoßtoren den entscheidenden Sieg gegen Dresden eingeleitet hatte.
Härtel: "Fans lechzen danach, dass wir Dresden schlagen"
Damals noch ein Spiel der Underdogs aus dem Norden gegen den Serienmeister aus dem Südosten, hat sich das Duell nach der Wende zum Ost-Schlager entwickelt. Dem auch 30 Jahre später die Fans entgegenfiebern. "Die Fans lechzen danach, dass wir Dresden schlagen", sagte Jens Härtel vor dem Heimspiel heute Abend (20.30 Uhr, im NDR Livecenter mit Audio-Vollreportage). "Wir werden an unser Limit gehen müssen."
Als Rostock und Dresden 1991 den Titel unter sich ausmachten, war der Hansa-Coach auch nicht weit weg. Härtel spielte damals für den FC Sachsen Leipzig, der in der letzten Oberligasaison aber nur Zwölfter wurde und den Sprung in den bezahlten Bundesliga-Fußball verpasste.
Hansa wohl ohne Stammkeeper Kolke
Vergangenheit. In den Gegenwart muss sich der 52-Jährige mit einem Torwartproblem herumschlagen. Ausgerechnet im Zweitliga-Topduell mit Dresden muss Rostock wohl ohne seinen Stammkeeper und Agressive Leader Markus Kolke auskommen. Der Kapitän, der am Sonntagabend (22.50 Uhr) zu Gast im NDR Sportclub ist, hat Oberschenkelprobleme und "wird wahrscheinlich ausfallen", so Härtel.
Mit Luis Klatte (21) und Ben Voll (20) haben die Mecklenburger zwei blutjunge Ersatztorhüter im Kader, für die ein Einsatz gegen Dynamo "natürlich eine Chance wäre", so der Hansa-Coach. Wer im Fall der Fälle spielen würde, habe er noch nicht entschieden. Auch der Einsatz von Angreifer Streli Mamba ist aufgrund von Knieproblemen fraglich.
Brisanz auch abseits des Rasens
Das Traditionsduell birgt indes nicht nur auf dem Platz Brisanz. Abseits des Rasens hat die Polizei oft gut zu tun, wenn Rostock und Dresden aufeinandertreffen. Die Einsatzkräfte sehen sich für die Partie im Ostseestadion aber gut gewappnet. "Das Spiel wird eine Vielzahl von Beamten fordern. Wir werden sowohl vor als auch nach der Begegnung verstärkt im Stadtgebiet unterwegs sein", teilte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Rostock mit.
Polizei trennt Randalierer aus beiden Lagern
Zwei Stunden vor dem Ostderby kam es am Samstagabend zu Auseinandersetzungen zwischen Fan-Gruppen. In einem an das Rostocker Ostseestadion angrenzenden Stadtteil sind nach Aussagen einer Polizeisprecherin Randalierer aus beiden Lagern "in einem hohen zweistelligen bis dreistelligen Bereich" aufeinander losgegangen. Polizisten trennten die Streithähne und nahmen Personalien auf.
15.000 Fans im Ostseestadion
Die Begegnung wurde als eines von sieben Risikospielen der Mecklenburger eingestuft. Die Partie ist nach der geltenden Corona-Verordnung mit 15.000 Fans ausverkauft. Aus Dresden wurden 1.200 Anhänger erwartet, die von einem zentralen Sammelpunkt am Hauptbahnhof Rostock per Shuttle ins Ostseestadion geleitet wurden. "Wir freuen uns auf unsere Auswärtsfans und hoffen, dass alles friedlich bleibt", sagte Dresdens Angreifer Christoph Daferner.
Es gilt das "GGG-Konzept". Ins Stadion dürfen also Menschen, die geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Da ein Test maximal 24 Stunden alt sein darf, hat Hansa Rostock am Spieltag weitere Testmöglichkeiten in der Schwimmhalle "Neptun" geschaffen.
