Zwischenzeit 10 und 12: Andrew Manze mit Ruders und Strauss
Mit Werken von Richard Strauss und dem zeitgenössischen dänischen Komponisten Poul Ruders wandelt die NDR Radiophilharmonie mit Chefdirigent Andrew Manze auf literarischen Spuren. In Ruders „Kafkapriccio“ wird Kafkas „Der Prozess“ zu einem emotionalen Klang-Abenteuer komprimiert. Strauss kreierte aus seiner Bühnenmusik zu Molières Komödie „Der Bürger als Edelmann“ eine nicht weniger lustvolle Suite.
Unterhaltend, bereichernd und verstörend
Die Dänen gehören zu den glücklichsten und zufriedensten Menschen überhaupt, das wurde jedenfalls in den vergangenen Jahren im „World Happiness Report“ der Vereinten Nationen mehrmals bestätigt. Dazu passt gut, dass der dänische Komponist Poul Ruders (*1949) mit seiner Musik ganz seinen Mitmenschen, seinem Publikum zugewandt sein möchte. Er sei geradezu „schamlos publikumsorientiert“ bekennt er – anbiedernd sind seine Werke aber keineswegs. „Ich will als Komponist unterhaltend, bereichernd und verstörend sein“, lautet sein Anspruch. Vor allem wolle er sein Publikum „mit auf ein Abenteuer nehmen.“ In diesem Konzert ist der Ausgangpunkt der Abenteuerreise durchaus harte Kost: Franz Kafkas Roman „Der Prozess“. Doch in Ruders „Kafkapriccio“, quasi eine instrumentale Essenz aus seiner 2005 uraufgeführten Oper „Kafka’s Trail“, wird die kafkaesk skurrile und beklemmende Geschichte um Josef K. zu einem vielfarbigen, mitreißend-schwungvollen wie dramatisch-bewegenden Klang-Abenteuer.
Lustvoll komödiantisch
Der Komponist Richard Strauss und der Literat und Librettist Hugo von Hofmannsthal wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Dream-Team des Musiktheaters. 1911 beschlossen sie von Molières „Le Bourgeois gentilhomme“ – jener 1670 mit der Musik Lullys uraufgeführten Ballettkomödie über den neureichen Bürger Jourdain, der zu gerne ein Edelmann sein möchte – eine deutsche Fassung zu erstellen und in Kombination mit Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“ auf die Bühne zu bringen. Doch dieser „Doppeldecker“ (Strauss) kam nicht richtig in Fahrt und mit der Bühnenfassung von „Der Bürger als Edelmann“ war Strauss selbst eh nicht sonderlich zufrieden. Seine Musik zu der Komödie gefiel ihm jedoch sehr wohl. Die eingängigsten Stücke daraus und einige neu hinzukomponierten Nummern fügte er zur munteren Orchestersuite zusammen.
Auftakt mit Edelmann & Cello
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