Mitschnitt: NDR Elbphilharmonie Orchester spielt Strawinsky
Mit Thomas Adès am Pult spielte das NDR Elbphilharmonie Orchester Igor Strawinskys "Feuervogel", die Ballettmusik "Apollon musagète" sowie Strawinskys Klavierkonzert mit Pianist Kirill Gerstein.
Chefdirigent Alan Gilbert hatte die Leitung des Konzerts des NDR Elbphilharmonie Orchesters im Rahmen des NDR Festivals "Strawinsky in Hamburg" leider krankheitsbedingt absagen müssen. Für ihn dirigierte Thomas Adès.
Funkelnder Feuervogel
Strawinsky war das große Chamäleon unter den Komponisten und hat sich immer wieder neu erfunden. Seine opulent in allen Farben funkelnde und glitzernde Musik zum Märchenballett "Der Feuervogel" weckt Erinnerungen an den französischen Impressionismus ebenso wie an russische Folklore, alles gewürzt mit schillernden modernen Orchestereffekten. Mit dieser Partitur wurde Strawinsky 1910 quasi über Nacht international bekannt. Bis heute ist die "Feuervogel"-Musik ein echter Tophit auf internationalen Konzertbühnen.
Weniger bekannt ist das Ballett "Apollon musagète". Und hier macht man Bekanntschaft mit einem ganz anderen Strawinsky: In asketischer, klassischer Streicherbesetzung nahm sich der Komponist dem Thema der Geburt des Musenführers Apollon an - ganz melodisch, transparent und konfliktlos, eben "apollinisch" im Tonfall.
Edle Einfalt, stille Größe
Die Musik ist ein Beispiel für Strawinskys neoklassischen Stil und bedient sich nicht nur bei Vorbildern aus Barock und Klassik, sondern auch aus "den Taschen von Gounod, Delibes und Wagner", wie Sergej Prokofjew bemerkte. Im Jahr 1965 dirigierte der 83-jährige Strawinsky das Werk übrigens beim damaligen NDR Sinfonieorchester in Hamburg für eine Fernsehproduktion mit der berühmten Choreografie von George Balanchine. Es war das letzte Dirigat Strawinskys in Deutschland, wohin er seines fortschreitenden Alters wegen nie wieder zu Konzerten zurückkehren sollte.
Ohne Streicheln der Saiten
Zwischen diesen beiden Ballettmusiken interpretiert Kirill Gerstein im Livestream aus der Elbphilharmonie ein selten gehörtes Instrumentalstück, das Strawinsky - ebenfalls ein gefragter Pianist - oft selbst spielte: das Konzert für Klavier und Bläser von 1924.
Auch diese Musik atmet den Geist des Neoklassizismus, diesmal sogar ganz im Sinne der anti-romantischen Forderung Jean Cocteaus: "Bald darf man auf ein Orchester hoffen ohne das Streicheln der Saiten. Ein reiches Instrumentarium aus Holzbläsern, Blechbläsern und Schlagzeug." - Genau das wurde unter Strawinskys Händen Realität.
