Abschlusskonzert Elbphilharmonie Visions: Gilbert & Josefowicz
Stargeigerin Leila Josefowicz als Scheherazade des 21. Jahrhunderts: Abschluss des Festivals "Elbphilharmonie Visions" mit Werken von Salonen und Adams. Alan Gilbert leitet das NDR Elbphilharmonie Orchester.
Konzert und Gespräch
Neue Musik im neuen Format - zu einer Stunde Musik gibt es ein Gespräch mit Alan Gilbert und der Violinistin Leila Josefowicz.
Adams’ "Scheherazade.2": Musik gegen das Patriarchat
"Scheherazade reloaded" - so muss man wohl John Adams' auf den ersten Blick seltsam aussehenden Werktitel "Scheherazade.2" verstehen. Der Amerikaner wählte ihn für seine "dramatische Sinfonie für Violine und Orchester", die 2015 mit Leila Josefowicz und dem New York Philharmonic Orchestra unter Alan Gilbert Premiere feierte. Tatsächlich gab es bereits eine berühmte "Scheherazade" in der Musikgeschichte: Nikolaj Rimski-Korsakows beliebtes Orchesterwerk von 1888.
Anders als dem von der orientalischen Atmosphäre faszinierten russischen Märchenfreund schwebte John Adams jedoch eine Neudeutung der Geschichten aus "Tausendundeiner Nacht" von zeitgenössischem Standpunkt vor: Erschüttert von dem Maß der Unterdrückung, unter dem Frauen in vielen Gesellschaften bis heute zu leiden haben, schrieb er ein Violinkonzert, in dem die Solistin die Rolle einer modernen, selbstbewussten Scheherazade einnimmt. Sie führt durch vier "provokative Bilder" der patriarchalischen Gesellschaft und träumt am Ende von "Ausstieg, Flucht und Asyl".
Salonen en miniature
Wenn Alan Gilbert die Biennale "Elbphilharmonie Visions" als "Momentaufnahme der aktuellen Musikwelt" versteht, darf ein Name nicht fehlen: Esa-Pekka Salonen. Der Finne ist der Inbegriff eines Musikers des 21. Jahrhunderts - flexibel, vielseitig, innovativ und allen Medien aufgeschlossen. Bei NDR und Elbphilharmonie steht seine Musik derzeit zwei Spielzeiten lang im Fokus.
Und so ist es nur folgerichtig, dass die Musikerinnen und Musiker des Elphier-Quartetts auch eines seiner Werke zum Abschluss des Festivals beisteuern. Das Mini-Streichquartett "Homunculus" von 2007 präsentiert in nur zwölf Minuten all das, was in dieser altehrwürdigen Gattung normalerweise in vier langen Sätzen ausgebreitet wird - "ein kleines Stück, das sich wie ein großes Stück aufführt", so der Komponist.
