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Lehrermangel: Was das Land tun wollte - und was es getan hat

Stand: 28.08.2023 16:52 Uhr

Das Bildungsministerium will gegen den Lehrermangel in Schleswig-Holstein vorgehen und hat im Februar Maßnahmen vorgestellt. Ein Überblick, was sich seitdem getan hat und was zum Schulstart neu ist.

von Friederike Hoppe

Im Lehramtsstudium, im Referendariat sowie in der Fort- und Weiterbildung in der Schule soll sich nach den Plänen der Landesregierung einiges verändern - so sieht es der "Handlungsplan Lehrkräftegewinnung" vor, den Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am 28. Februar 2023 vorgestellt hat. Der Plan enthält 13 Maßnahmen. Das Ziel: mehr Lehrkräfte für Schleswig-Holstein gewinnen, indem Lehramtsstudierende passgenauer ausgebildet und Mangelregionen attraktiver werden.

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5 von 13 Vorhaben sind vollständig umgesetzt

Laut dem Plan des Ministeriums sollen die Maßnahmen zu unterschiedlichen Zeiten umgesetzt werden. Das ist laut einer NDR-Auswertung der aktuelle Zwischenstand:

  • Ein Vorhaben sollte im zweiten Schulhalbjahr 2022/23 umgesetzt werden - eine Untersuchung für Zuschläge für Referendare, die in Mangelregionen eingesetzt werden. Diese Evaluation sei noch nicht abgeschlossen, teilte das Ministerium mit. Das Vorhaben wurde also noch nicht vollständig, aber teilweise umgesetzt.
  • Drei Maßnahmen waren für das Sommersemester 2023 vorgesehen, das im April begann und im September endet. Davon ist nach einer Auswertung von NDR Schleswig-Holstein bisher eine Maßnahme vollständig umgesetzt, eine teilweise und eine nicht.
  • Weitere vier Vorhaben sollen im Schuljahr 2023/2024 umgesetzt werden, das am Montag begann: Drei davon sind umgesetzt, eins nicht.
  • Vier weitere Maßnahmen sollen im Wintersemester 2023/24 folgen. Davon ist eine bisher umgesetzt, zu den drei weiteren gab das Bildungsministerium auf NDR-Anfrage keine Antwort.
  • Ein Vorhaben ist für das Schuljahr 2025/2026 vorgesehen. Auch dazu gab es bisher keine Antwort.

Alle Maßnahmen gegen Lehrermangel im Überblick
MaßnahmeUmgesetzt?
2. Schulhalbjahr 2022/23
Auswertung: Wie erfolgreich war der Bonus von 250 € monatlich für Referendare in Mangelregionen?teilweise
Sommersemester 2023
Intensivere Beratung der Fächerwahl an Universitätenteilweise
gemeinsame Praktikumsdatenbank zwischen Schulen und UniversitätenNein
Lehrkräfte sollen freiwillig von Gymnasien an Gemeinschaftsschulen wechselnJa
Schuljahr 2023/2024
50 weitere Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr Schule (FSJ Schule)Ja
Begrenzung: Sabbaticals erst ab 10 Dienstjahren möglichNein
Lehrkräfte sollen Stundenkontingente erhöhenJa
Bei Erreichen des Pensionsalters: Dienstzeit um ein bis zwei Jahre verlängernJa
Wintersemester 2023/24
Intensivere Begleitung von Studierenden in Schulenkeine Antwort
Übernahme von Übernachtungskosten für Studierende im PraxissemesterJa
Bewerbungsfristen an Termine der Nachbarländer anpassenkeine Antwort
Quereinstieg für Master-Absolventenkeine Antwort
Schujahr 2025/26
Anerkennung ausländischer Lehrkräftekeine Antwort

Projekte, die aktuell umgesetzt werden sollen:

Auswertung Zuschläge in Mangelregionen

Schulen in den Kreisen Dithmarschen, Steinburg, Segeberg oder Herzogtum Lauenburg haben große Schwierigkeiten Lehrkräfte zu finden. "In Regionen wie Dithmarschen und in Hamburger Randgebieten ringen wir für jede einzelne Schule um Lösungen", sagte Ministerin Prien anlässlich des neuen Schuljahres. Studierende, die ihr Referendariat an Grund- oder Sonderschulen in diesen Kreisen absolvieren, erhalten eine monatliche Zusatzzahlung von 250 Euro. Laut Maßnahmenkatalog sei eine Evaluation geplant, wie erfolgreich die Maßnahmen waren. Umsetzung: 2. Schulhalbjahr 2022/23

Aktueller Stand: Teilweise umgesetzt. Die Evaluation sei derzeit in Bearbeitung und noch nicht abgeschlossen, teilte das Bildungsministerium mit.

Lehrerverband wünscht sich schnellere Umsetzung

Dirk Meußer, Landesvorsitzender der Interessenvertretung der Lehrkräfte, begrüßt, dass die schwierige Situation an den Schulen mit den verabschiedeten Maßnahmen gesehen wird. Für viele Maßnahmen wünscht Meußer sich allerdings eine schnellere Umsetzung. Im Schulalltag erlebt er viele überlastete Lehrkräfte. "Die Verringerung der Zahl der offenen Stellen der Lehrkräfte im Vergleich zum Vorjahr ist grundsätzlich erfreulich, allerdings kein Grund zu Euphorie, gerade in Bezug auf die weiter angespannte Personalsituation in den Mangelkreisen", so Meußer.

Lernniveau der Schüler sinkt

Am Montag (28.8.23) sind mehr Schülerinnen und Schüler als in den Vorjahren in das neue Schuljahr gestartet. Sowohl für Fachunterricht als auch in Leitungspositionen fehlen Lehrkräfte. Und das obwohl sie offensichtlich gebraucht werden: Schon jetzt liegen die Kinder und Jugendlichen im Lernniveau deutlich zurück. Derzeit gebe es 133 unbesetzte Lehrerstellen im Land, teilte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) mit. Die Opposition geht von deutlich höheren Zahlen aus, rechne man Elternzeit, Sabbatjahre, Langzeiterkrankungen mit.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 23.08.2023 | 19:30 Uhr

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