Wie bezahlbare Wohnungen in Lübecks Altstadt entstehen könnten

Stand: 08.07.2023 13:24 Uhr

Die Lübecker Altstadt ist ein beliebter Ort zum Wohnen. Doch das Angebot ist knapp. Es gibt keinen Platz für neue Häuser und Wohnungen. Studierende arbeiten an Ideen, wie dennoch Neues entstehen könnte.

Die Studierenden des Fachs Architektur der Technischen Hochschule Lübeck entwerfen in ihrem zweiten Semester Wohnungen auf den Dächern dreier bestehender Häuser am Koberg. Das ist ein Platz im Norden der Altstadtinsel in der Nähe der Jakobikirche. Die zu bebauende Fläche beträgt rund 350 Quadratmeter. Darauf soll Wohnraum für acht Personen entstehen. Die Studierenden müssen alles berücksichtigen: Konstruktion, Statik, Kosten, Raumaufteilung, Denkmal- und Klimaschutz. Am Ende soll auf diese Weise neuer Wohnraum entstehen, der für viele Menschen auch bezahlbar ist.

Das Miniatur-Modell von einem Wohnbau. © NDR
Viele Studierende planen mit offenen Dächern.

Ausgedacht hat sich die Aufgabe Architektur-Professor Stephan Wehrig. Seine Studentinnen und Studenten sollen ganz bewusst keine neuen Einfamilienhäuser konstruieren. "Die Aufgabe bietet die Möglichkeit, über historisches Erbe und über neue Wohnformen nachzudenken", sagt Wehrig.

Dachaufbau soll sich in das Stadtbild einfügen

Das erste Zwischenergebnis: Die Studierenden übernehmen oftmals Formen der bestehenden Baustruktur, damit der Dachaufbau später nicht wie ein Fremdkörper wirkt. Bei den Entwürfen dominieren vor allem Gemeinschaftsräume und große Küchen. Für die Bewohner werden kleinere private Räume geplant. "Am Ende soll es keine Wohnmaschine werden", sagt Studentin Franziska Hammecke. Sie will mehr bieten als nur aneinander gereihte Zimmer. Ihr Ziel: Attraktives Wohnen für alle.

Studenten bauen Miniatur-Wohnhäuser. © NDR
Caroline Scharffenberg entwirft einen Aufbau mit Giebeldächern.

Der Entwurf der Studentin Caroline Scharffenberg sieht vor, dass die drei Häuser durch den Aufbau eine neue Dachform bekommen. "Ich wollte den Häuser in der Altstadt ihre Giebel wiedergeben", sagt sie. Aktuell haben die drei Häuser flache Dächer. In vielen Entwürfen haben die Studierenden die Dachflächen geöffnet, damit sie sich an der frischen Luft erholen können - direkt vor der Wohnungstür.

Gemeinschaftliche Wohnformen sind die Zukunft

Das Konzept eines gemeinschaftlichen Wohnraumes mit Küche und Gemeinschaftsraum hat Zukunft, so Rainer Steffens vom Bund Deutscher Architekten. Viele Befragte wünschten sich bereits eine solche "Clusterwohnung", doch das Angebot dafür ist für solches Wohnen noch gering.

Ob die Entwürfe irgendwann tatsächlich über den Dächern von Lübeck realisiert werden oder fantasievolle Ergebnisse einer studentischen Aufgabe bleiben, muss sich noch in der Zukunft zeigen.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 08.07.2023 | 19:30 Uhr

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