Wetterextreme sorgen in SH für enttäuschende Getreideernte

Stand: 24.08.2023 15:11 Uhr

Auf Gut Bülk im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist Schleswig-Holsteins Erntebilanz für 2023 vorgestellt worden. Die Zahlen sind ernüchternd. Alle Getreidekulturen blieben deutlich hinter dem Vorjahresniveau zurück.

Die Getreide- und Rapsernte fällt für die Bauern in Schleswig-Holstein nicht so gut aus wie erhofft. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums zeichnet sich im Hinblick auf die Erträge ein eher schlechtes Anbaujahr ab. Agrarminister Werner Schwarz (CDU) sagte dazu am Donnerstag in Strande: "Die Landwirtschaft spürt die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich." Die schwankenden Erträge seien auf die Zunahme von extremen Wetterlagen zurückzuführen, erklärte der Minister.

Drohnenaufnahme von einem Feld im Erntevorgang © Wolfgang Hinz Foto: Wolfgang Hinz
Anfang August musste die Raps- und Weizenernte in Schleswig-Holstein wegen Dauerregens unterbrochen werden.

Auch die Qualität der Ernte habe darunter gelitten, sagte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer. "Deutlich mehr als die Hälfte des geernteten Weizens dürften Futtergetreide sein", so die Landwirtin.

Schwieriges Anbaujahr für Bauern

Laut Landwirtschaftsministerium sorgte zunächst die Trockenheit im Mai und Juni für Ertragseinbußen - aufgrund der folgenden Nässe konnte die Ernte von Getreide und Raps in großen Teilen erst sehr spät eingefahren werden. Die hohe Feuchtigkeit habe zudem für deutlich höhere Trocknungskosten gesorgt, so das Ministerium weiter. Demnach ist die Trocknung in einigen Regionen immer noch nicht beendet. Hinzu kämen gesunkene Marktpreise bei Getreide und Ölsaaten - während Energie- und Betriebsmittelkosten weiterhin hoch sind.

Erntebilanz 2023
AnbaukulturErtrag 2023Vergleich Vorjahr / Durchschnitt 2017-22
Winterweizen8,3 Tonnen pro Hektar-14 Prozent / -7 Prozent
Sommerweizen6,1 Tonnen pro Hektar-14 Prozent / -2 Prozent
Wintergerste8,1 Tonnen pro Hektar-13 Prozent / -6 Prozent
Roggen6 Tonnen pro Hektar-22 Prozent / -14 Prozent
Sommergerste3,8 Tonnen pro Hektar-39 Prozent / -23 Prozent
Triticale7,2 Tonnen pro Hektar-12 Prozent / -4 Prozent
Winterraps3,9 Tonnen pro Hektar-11 Prozent / +4 Prozent

Die Werte basieren auf Schätzungen des Statistikamts Nord. Demnach stand das Getreide in diesem Jahr insgesamt auf einer etwas kleineren Fläche als im Vorjahr (294.300 Hektar).

17 Prozent weniger Getreide als 2022

Das Statistikamt Nord geht für dieses Jahr von einer Erntemenge von insgesamt rund 2,2 Millionen Tonnen Getreide (ohne Körnermais) aus. Damit läge die diesjährige Getreidemenge 17 Prozent unter dem Ertrag des Vorjahres. Besonders schlecht sieht es beim Sommergetreide aus: In diesem Jahr wird laut Prognose nur die Hälfte der Erntemenge von 2022 erzielt. Dies liegt zum einen daran, dass die Anbaufläche von Hafer und Sommergerste deutlich reduziert wurde (-27 Prozent). Doch auch dort, wo das Sommergetreide noch wächst, dürfte der Ertrag um 31 Prozent schrumpfen, so die Statistiker.

"Es ist klar, dass wir uns dem Klimawandel stellen müssen", sagt Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Er erwarte, dass die Politik hier die Landwirtschaft unterstützt. Neben einer Klimaschutzberatung brauche man - so Lucht - auch ein Wassermanagement, das Dürren gewachsen sei.

Dunkle Wolken sind am Himmel über einem Weizenfeld zu sehen. © picture alliance/dpa | Arne Dedert Foto: Arne Dedert
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NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 24.08.2023 | 15:00 Uhr

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