Neue Flüchtlingsbeauftragte für Schleswig-Holstein

Stand: 11.10.2023 13:35 Uhr

Der schleswig-holsteinische Landtag hat am Mittwoch einstimmig eine neue Flüchtlingsbeauftragte gewählt. Einzige Kandidatin war Doris Kratz-Hinrichsen. Sie ist seit fast 30 Jahren in der Migrationsarbeit tätig und gilt als sehr gut vernetzt.

von Anna Grusnick

Am 1. Januar 2024 geht es zwar erst offiziell los - aber die Wahl im Landtag legt den Grundstein dafür, dass Doris Kratz-Hinrichsen mit ihrer Arbeit beginnen kann. Die 52-Jährige hat viele Ideen im Gepäck und wird die erste Flüchtlingsbeauftragte, die dieses Amt nicht ehren-, sondern hauptamtlich ausführen wird. Sie folgt auf den 82 Jahre alten Stefan Schmidt, dessen Amtsperiode Ende Oktober endet.

"Ich freue mich auf das neue Amt", sagt Kratz-Hinrichsen. Ihr sei es wichtig, das Ohr nah an den Menschen zu haben. So wie in den vergangenen fast 30 Jahren, in denen sie im Bereich Migration arbeitete. Seit vielen Jahren ist die Sozialpädagogin beim Diakonischen Werk tätig und leitet dort das Team für Beratung, Zuwanderung und bürgerschaftliches Engagement.

Die neu gewählte Flüchtlingsbeauftragte von Schleswig-Holstein, Doris Kratz-Hinrichsen (r.), neben ihrem Vorgänger Stefan Schmidt. © NDR Foto: Anna Grusnick
Doris Kratz-Hinrichsen neben ihrem Vorgänger Stefan Schmidt. Der ehemalige Kapitän gibt das Amt nach zwölf Jahren auf.
"Ich will wissen, was vor Ort los ist"

Für das neue Amt will sie zwei Schwerpunkte setzen. Zum einen möchte sie gemeinsam mit ihrem künftigen Team eine Art Anlaufstelle für Politikberatung sein, so Kratz-Hinrichsen: "Weil wir die Systeme sehr gut kennen und wissen, welche Weichenstellungen wir vornehmen müssen, damit es gut gelingt, dass alle Menschen, die hierher kommen gut begleitet und integriert werden - und auch, wenn der Weg hier zu Ende ist, gut zurückkehren können." Das sei einer ihrer Schwerpunkte. Zum anderen möchte sie wissen, was vor Ort los ist. Das sei wichtig, weil sich in der Gesellschaft viel verändere und es neue Herausforderungen gebe.

Flüchtlingsgipfel guter Anfang

Für Doris Kratz-Hinrichsen ist der Flüchtlingsgipfel von Land und Kommunen ein guter Anfang. Es seien gute Konzepte notwendig, meint sie: "Und so muss es weitergehen. Es muss ein gutes, abgestimmtes Verfahren zwischen allen zuständigen Ebenen im Land und auch darüber hinaus geben. Dann kriegen wir das gemeinsam auch gut hin." Es müsse aber nachgesteuert werden, unter anderem seien mehr Wohnungen, genügend Kita- und Schulplätze sowie genügend Beratungsangebote notwendig. "Ich glaube schon, dass wir das können. Wir sind ja das Land mit den glücklichsten und den entspanntesten Menschen. Und wir haben gute Strukturen."

Erfahren und gut vernetzt

Die Grünen, die Kratz-Hinrichsen gemeinsam mit der CDU für das Amt vorschlugen, halten die 52-Jährige für eine sehr gute Wahl. Sie sei sehr gut vernetzt, insbesondere mit den Beratungsstellen im Land, so die Parlamentarische Geschäftsführerin Uta Röpcke. Doris Kratz-Hinrichsen sei im Bereich Migration sehr breit aufgestellt.

Kratz-Hinrichsen studierte von 1992 bis 1995 an der Hochschule in Bremen Soziale Arbeit und war danach Beraterin beim Migrationsfachdienst in Pinneberg. Von 1996 bis 2005 arbeitete sie als Beraterin und später als Geschäftsführerin beim Migrationsfachdienst in Rendsburg. Seit 2009 leitet sie das Team Beratung, Zuwanderung und bürgerschaftliches Engagement beim Diakonischen Werk. Kratz-Hinrichsen ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 11.10.2023 | 14:00 Uhr

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