Neue CDU-Minister: Wer sind von der Decken, Schwarz und Madsen?
Gleich drei Ministerposten besetzt die CDU in Schleswig-Holstein mit neuen Gesichtern. Teilweise sind die Personalien umstritten. NDR Schleswig-Holstein stellt die neuen Politiker vor.
Claus Ruhe Madsen wird der neue Wirtschaftsminister der schwarz-grünen Regierung. Diese Personalie hat viele in der CDU überrascht. Erst seit Herbst 2019 ist der Däne Oberbürgermeister von Rostock - der erste in dieser Funktion ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Nun der Wechsel nach Kiel. Madsen gilt als ehrgeizig, ideenreich und unkonventionell. In Deutschland müsse mehr gemacht und weniger geplant werden, sagte der 49-Jährige in einem seiner Antrittsinterviews vor knapp drei Jahren.
Madsen: Buga-Absage wegen Planungsfehlern
Wirtschaftskompetenz bringt Madsen aus eigener Erfahrung mit: In Rostock hat er ein Möbelunternehmen aufgebaut, dessen Geschäftsführung er mit Übernahme des Oberbürgermeisteramtes aufgeben musste. Zudem war er Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rostock.
Der Hansestadt hat er in seiner Amtszeit auch bundesweit viel Aufmerksamkeit verschafft - vor allem als Talkshowgast zur Corona-Politik. Kritiker monieren, der 49-Jährige sei vor allem das: ein guter Verkäufer. Verwaltung läge ihm nicht. Die Bundesgartenschau (Buga) in Rostock musste er gerade absagen, unter anderem wegen Planungsfehlern. Ein Novum in der 70-jährigen Geschichte der Buga. In Kiel könnte er sich nun neu beweisen.
Schwarz: Kritische Personalentscheidung für die Grünen
Der neue Landwirtschaftsminister ist in Schleswig-Holstein hingegen ein alter Bekannter: Werner Schwarz. Mehr als 20 Jahre schon vertritt er die Interessen von Bäuerinnen und Bauern im Land - seit 2008 als Präsident des Landesbauernverbands. Dieser hatte immer wieder eine Teilung des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums gefordert - nun wird Schwarz Kompromisse zwischen Ökologie und auskömmlicher Landwirtschaft ausloten müssen.
Grüne verlieren Landwirtschaftsministerium
Für den grünen Koalitionspartner der CDU birgt die Personalie Schwarz Sprengstoff - ist doch der Bauernverband die Lobbyorganisation der konventionellen Landwirtschaft. Zum anderen führte zehn Jahre ein grüner Minister die Behörde, das hätte die Partei gerne so fortgesetzt. Doch zuletzt hatte sich der 62-Jährige unter anderem mit seiner Arbeit in der Zukunftskommission auch in Reihen der Grünen Anerkennung verschafft und selbstkritisch bezogen auf seine eigene Zunft gezeigt. "Die Landwirte müssten die Wagenburgmentalität aufgeben und stärker in den Dialog gehen", sagte er.
Daniel Günther lobte am Abend die Dialogbereitschaft von Schwarz. Diese wird er in den kommenden fünf Jahren weiter unter Beweis stellen müssen, denn ob Düngeverordnung, Gewässerschutz oder Gänsemanagement: Kritische Themen gibt es für die schwarz-grüne Koalition genug.
Kerstin von der Decken wird neue Justiz- und Gesundheitsministerin
Das Justiz- und Gesundheitsministerium leitet künftig Kerstin von der Decken. Sie ist Jura-Professorin und hat seit gut elf Jahren den Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der Uni Kiel. Ihre juristische Expertise nimmt die 53-Jährige mit in das Ministeramt. Zu diesem gehört neuerdings aber auch das Ressort Gesundheit. Das steht spätestens seit Beginn der Pandemie im Fokus. Auch auf dem Gebiet hat sie Erfahrung. Die Professorin gehörte bisher dem Corona-Expertenrat der Landesregierung an.
Von Hamburg über Mexiko nach Kiel
Kerstin von der Decken ist in Hamburg geboren und in Mexiko aufgewachsen. Dort haben ihre Eltern für einen deutschen Chemie-Konzern gearbeitet. Sie sei lateinamerikanisch geprägt, erklärt die angehende Ministerin für Justiz und Gesundheit. Ihr Abitur hat sie in Leverkusen absolviert, studiert hat sie unter anderem im französischen Aix-en-Provence. Als sie 2011 von einer Schweizer Universität an die Uni Kiel wechselte, tobte gleich an ihrem ersten Tag in der Landeshauptstadt ein heftiger Februar-Sturm. Damals, so erzählt von der Decken, habe sie sich gefragt: "Wo bin ich hier nur gelandet?!"