Drei wehende Flaggen vor dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel © NDR Foto: Fin Walden

Konjunkturprognose: Inflationsrate wird weiter auf 7,4 Prozent steigen

Stand: 15.06.2022 14:50 Uhr

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet im laufenden Jahr eine Inflationsrate von 7,4 Prozent. Damit wäre die Inflation höher als zu Zeiten der Ölkrise in den 70er Jahren.

Bereits im Frühjahresbericht des Kiel Instituts wurde deutlich, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine die deutsche Wirtschaft spürbar belastet. Die neueste Konjunkturprognose des IfW gibt an, dass dieser Trend auch im zweiten Quartal weiter anhält. Als mögliche Gründe dafür werden in der Prognose steigende Preise infolge des Krieges und verstärkte Lieferengpässe aufgrund neuer Lockdowns in China angeführt. Die deutsche Wirtschaft werde voraussichtlich stagnieren. Die Erwerbstätigkeit erhole sich dagegen wieder von der Corona-Pandemie.

Sorge um steigende Inflationsrate

Kritisch betrachtet das Wirtschaftsinstitut vor allem die Inflationsrate. Verbraucherinnen und Verbraucher haben derzeit mit steigenden Preisen zu kämpfen. Eine Besserung der Situation sei vorerst nicht in Sicht. Stattdessen werde die Inflation weiter ansteigen und 2022 mit 7,4 Prozent ihren Höhepunkt erreichen, so die Konjunkturprognose. Ähnlich hoch war die Inflation zuletzt während der Ölkrise der 1970er Jahre. Noch im März gingen die Kieler Forscher von einer Preissteigerung in Höhe von knapp sechs Prozent aus. Erst wenn sich die Rohölpreise im Jahr 2023 wieder normalisieren und es keine Lieferengpässe mehr gebe, könne mit sinkenden Verbraucherpreisen und einer Inflation von 4,2 Prozent gerechnet werden.

Corona-Hilfen und Förderprogramme ein Grund für Inflation

Der Vizepräsident und Konjunkturchef des IfW, Stefan Kooths, ergänzt: "Problematisch wäre es, wenn sich die Inflation als hartnäckiger erweisen würde, als von den Notenbanken erwartet." Den Grund für die steigende Inflation sehen die Wissenschaftler vor allem in der internationalen Geldpolitik während der Pandemie. Um die Wirtschaft am Laufen zu halten, hatten viele Staaten, auch Deutschland, mit Förderprogrammen und Hilfen eine Menge Geld in Umlauf gebracht. Dadurch erhöhen sich nun die Preise. Die Gegenmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) seien laut der Forscherinnen und Forscher viel zu spät gekommen. Die EZB hatte in der letzten Wochen angekündigt, seit langem den Leitzins wieder zu erhöhen.

Leichte Zunahme des Bruttoinlandsprodukts

Erfreulichere Nachrichten gibt es beim Bruttoinlansprodukt (BIP): Während das BIP im Jahr 2020 noch um ganze 4,9 Prozent gesunken ist, erwartet das IfW trotz des Krieges und der Corona-Pandemie in 2021 einen Zuwachs von 2,9 Prozent. Für das Jahr 2022 wird eine Steigerung um 2,1 Prozent prognostiziert, für 2023 sogar um 3,3 Prozent - das sind jedoch rund 0,2 Prozentpunkte weniger als bislang erwartet. Stefan Kooths bewertet die Entwicklung verhalten: "Die Auftriebskräfte der deutschen Wirtschaft sind zwar intakt, wirken nun aber mit deutlich verringerter Stärke." Laut der vorgestellten Sommerprognosen des IfW dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal wieder dasselbe Niveau wie vor der Krise erreichen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 15.06.2022 | 14:00 Uhr

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