Gedenken an Auschwitz: "Wiederholen sich hier die Ereignisse?"

Stand: 26.01.2024 15:05 Uhr

Es war still am Freitag im schleswig-holsteinischen Landtag. Vor 79 Jahren wurde das KZ Auschwitz befreit. Daran - und an diejenigen, die damals Widerstand leisteten, wurde erinnert.

Vor 79 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Daran hat der schleswig-holsteinische Landtag in Kiel am Freitagvormittag mit einer zentralen Gedenkfeier gedacht. Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) erinnerte in ihrer Rede an die Ermordung von Millionen jüdischer Menschen. Sie lenkte den Blick auch auf die Gegenwart. "Eine Gegenwart, die ein erschreckendes Erstarken antidemokratischer Haltung, antisemitischen Hasses und offener Gewalt zur Kenntnis nehmen muss. Wiederholen sich hier die Ereignisse? Befinden wir uns auf dem Weg in eine neue Zeit des Hasses, des Rassismus, des Antisemitismus? Die Antwort auf diese Frage ist für mich als Demokratin ganz eindeutig: Es liegt an uns." Weiter sagte sie: "Wer sich der Opfer von damals aufrichtig erinnert, der weiß, was in der Gegenwart und der Zukunft von jedem und jeder Einzelnen von uns erwartet wird."

"Das 'Nie wieder' ist jetzt", betonte der CDU-Kreisvorsitzende Tobias von der Heide. Am 27. Januar wolle man parteiübergreifend deutlich machen, dass für die AfD, Rechtsextreme und Nazis kein Platz ist in Kiel, so von der Heide weiter.

Wissenschaftlerin: Frauen spielen wichtige Rolle im Widerstand

Andrea Löw, stellvertretende Leiterin des Instituts für Holocaust-Studien am Institut für
Zeitgeschichte München, hob in ihrer Rede die Geschichte des Warschauer Ghettos hervor. "In diesem größten Ghetto im besetzten Polen waren die Lebensbedingungen derart katastrophal, dass knapp 100.000 Menschen bis zum Juli 1942, als die Deportationen in das
Vernichtungslager Treblinka begannen, starben. Sie verhungerten und erlagen Krankheiten wie dem Fleckfieber oder der Tuberkulose", sagte sie. Sie betonte zudem die Rolle von Frauen in der Vorbereitung und der Organisation von Widerstand. "Zahlreiche Frauen gehörten
zu den Führungsmitgliedern des jüdischen Untergrunds im besetzten Polen."

Landesrabbiner und Weihbischof gedenken der Opfer

Auch Isak Aasvestad, Landesrabbiner des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein, Walter Joshua Pannbacker, Vorsitzender und Kantor der Jüdischen Gemeinde Kiel, sowie Horst Eberlein, Weihbischof im Erzbistum Hamburg, gedachten der Opfer.

Schülerinnen und Schüler des Theaterkurses der Theodor-Mommsen-Schule Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) erinnerten auf der Veranstaltung mit einem szenischen Beitrag an Menschen, die Widerstand geleistet hatten und von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Die Saxophonistin Asya Fateyeva und der Pianist Stepan Simonian begleiteten die Gedenkfeier musikalisch.

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Ausstellung bis 11. Februar im Landeshaus

Vom 27. Januar bis zum 11. Februar zeigt der Landtag die Ausstellung "Auftakt des Terrors - Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus". An der Wanderausstellung hat unter anderen die Gedenkstätte Ahrensbök (Kreis Ostholstein) mitgewirkt. Die Ausstellung kann ohne Anmeldung täglich zwischen 10 und 18 Uhr im Landeshaus, Düsternbrooker Weg 70, in Kiel besucht werden. Für den Zutritt zum Landeshaus ist ein amtlicher Lichtbildausweis erforderlich.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 26.01.2024 | 10:00 Uhr

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