Wieder mehr angehende Schwimmlehrer in Schleswig-Holstein

Stand: 06.06.2023 07:45 Uhr

Seit Jahren gibt es einen Mangel an Schwimmtrainerinnen und -trainern im Land. Doch nun hat sich die Anzahl der Teilnehmer bei den Ausbildungskursen fast verdoppelt. Laut dem Schleswig-Holsteinischen Schwimmverband haben die eingesetzten Fördermittel vom Land daran einen wichtigen Anteil.

von Marlen Hildebrandt

Sonnabend, morgens in der Schwimmhalle in Malente (Kreis Ostholstein). Die Teilnehmer des Schwimmtrainerkurses machen Kraulbewegungen im Becken. Am Beckenrand steht Stefan Herbst, der Landestrainer. Er gibt die Anweisung: "Immer übertreiben!" Eine halbe Bahn sollen die Teilnehmer mit ihren Armen rotieren, den Rest der Bahn nicht. Sie trainieren Kontrastübungen, im Grunde falsche Bewegungsabläufe, so wie sie Kinder machen, wenn sie das Schwimmen erlernen. Das sei wichtig, da die Trainer die Bewegung auch selber erfahren sollen, damit sie später besser unterrichten können, erklärt Herbst.

Schwimmverband: Die Nachfrage am Kurs steigt

Für die Schwimmtrainerausbildung der Vereine ist der Schleswig-Holsteinische Schwimmverband zuständig. Vor der Ausbildung müssen die Anwärter einen Abschluss als Trainerassistent absolvieren. Danach 90 Stunden Theorie und Praxis in Malente, bis es zur Prüfung kommt. Bestehen sie diese, bekommen sie die Lizenz, die Schwimmabzeichen abzunehmen - den sogenannten C-Schein.

Gab es vor Corona immer um die 30 Anmeldungen, zeigt sich in den letzten zwei Jahren: Die Nachfrage steigt. Deshalb gibt es in diesem Jahr beim Schwimmverband zwei Lehrgänge. So können fast doppelt soviele Trainer ausgebildet werden, wie in den Jahren zuvor. Natürlich fehlen den Vereinen noch immer Trainer, aber es sei ein positives Signal, meint Stefan Herbst. Auch für das kommende Jahr plane der Verband mit zwei Ausbildungskursen.

Probleme verschärft: Corona und Energiekrise

Während Corona waren die Bäder lange geschlossen. Der Schwimmverband rechnet, dass etwa 30.000 Kinder nicht schwimmen gelernt haben. Viele Trainer hätten ebenfalls aufgegeben oder sich andere Hobbys gesucht, schließlich ist der Job ein Ehrenamt. Diese erfahrenen Trainerinnen und Trainer fehlen jetzt natürlich, sagt Herbst. Als die Kurse wieder anliefen, kam die Energiekrise. Viele Bäder senkten ihre Temperaturen, einige Eltern meldeten ihre Kinder ab, weil es zu kalt für sie war. Andere Bäder schlossen oder reduzierten die Zeiten, um Energie zu sparen.

Schwimmverband: Fördermittel vom Land helfen

Das Land förderte den Schwimmverband mit 12.000 Euro für die Ausbildung der Trainer. Das machte es auch möglich, jetzt wo die Nachfrage steigt, zwei Kurse anzubieten. Es seien immer die fehlenden Bäderzeiten und das Personal, was die Schwimmausbildung von Kindern schwierig macht, erklärt Steffen Weber, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Schwimmverbandes.

Die Vereine sind mit 180.000 Euro für das Kinderschwimmen unterstützt worden. So konnten bei einigen Vereinen, wie beispielsweise in Flensburg oder Lübeck, die Wartelisten zum Kinderschwimmen von drei auf eineinhalb Jahre reduziert werden. Sicher sei das noch nicht bei allen Vereinen so und auch der entstandene Stau an Kindern, die nicht schwimmen gelernt haben, deshalb noch lange nicht abgebaut. Doch man sei auf einem guten Weg, so der Vorsitzende. Die Unterstützung des Landes habe einiges gebracht, natürlich müsse man jetzt dranbleiben und weitermachen.

Es geht nicht immer nur um das Schwimmabzeichen

Auch das Angebot privater Schwimmschulen ist gestiegen. Die Preise für die Kurse liegen dort meist höher als bei den Vereinen. Es sei jedoch gut, dass es mehr Angebote gäbe, sagt man in Malente. Allerdings müsse auch immer auf die Qualität geachtet werden. Emma Hinzberger, eine Kursteilnehmerin erzählt, viele Kinder kommen mit einem Seepferdchen in ihren Kurs. Doch der Schritt zu Bronze sei enorm. Viele Eltern wollen nur, dass das Kind schnellstmöglich das nächste Abzeichen macht. Viel wichtiger sei jedoch, wie die Kinder sich im Wasser bewegen, wie sicher sie sind.

Emma übt mit Kindern schon schwimmen, seit sie 16 Jahre alt wurde. Da ihr Verein, der Gettorfer TV, Personalmangel hatte, hat sie sich entschlossen, jetzt, mit 23 Jahren, am Kurs teilzunehmen. Der Verein finanziert die Ausbildung, damit sie dann die begehrten Abzeichen Seepferdchen, Bronze, Silber und Gold abnehmen kann.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 05.06.2023 | 17:00 Uhr

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