Die Retter der Zauneidechsen in Schleswig-Holstein

Stand: 18.05.2025 12:55 Uhr

Janis Ahrens von der Stiftung Naturschutz kontrolliert regelmäßig, was aus den 200 Zauneidechsen geworden ist, die er vor zwei Jahren im Kreis Segeberg ausgewildert hat. Obwohl es nicht so leicht ist, die kleinen Mini-Drachen zu finden.

von Lena Haamann

Sie bewegen sich ganz langsam über die Wiese, drehen Steine um, und fahren mit den Händen vorsichtig durch die Grasbüschel. Denn Janis Ahrens und Maria Jung von der Stiftung Naturschutz sind auf der Suche nach Zauneidechsen. Und die sind nur rund 20 Zentimeter klein, gut getarnt und flink - 200 Tiere auf rund 120 Hektar in Hasenkrug im Kreis Segeberg. Vor zwei Jahren haben sie die Eidechsen hier ausgewildert. Regelmäßig kontrollieren die beiden, wie es um die Tiere steht. "Es ist schwierig, aber man bekommt einen Blick dafür", sagt Janis Ahrens. "Manchmal hört man auch, wie sie weghuschen. Am Geräusch kann man erahnen, ob es eine Zauneidechse war oder ein anderes Tier."

Dinosaurier als Vorfahren - "wie kleine Drachen"

Janis Ahrens und Züchter THomas Jaspert betrachten eine Zauneidechse. © NDR Foto: Lena Hamann
In einem Freiland-Terrarium werden die seltenen Mini-Drachen nachgezüchtet.

Zauneidechsen sind stark gefährdet und streng geschützt. Denn die kleinen Reptilien finden immer seltener die Rückzugsorte, die sie für den Winterschlaf und zum Verstecken vor Feinden brauchen - und sandige Plätze, an denen sie ihre Eier von der Sonne ausbrüten lassen können. Gründe dafür sind zum Beispiel die intensive Landwirtschaft und der Straßen- und Wohnungsbau. In vielen Gebieten in Schleswig-Holstein ist die größte Eidechsenart deshalb schon komplett verschwunden. Im Auftrag der Stiftung Naturschutz will Janis Ahrens sie seit sieben Jahren wieder ansiedeln. Der Naturschutz- und Landschaftsplaner hat sich schon während seines Studiums mit den seltenen Tieren beschäftigt. "Weil mich die Art sehr fasziniert", sagt er. "Es ist eine farbenprächtige, ursprüngliche Art, die von den Dinosauriern abstammt. Ich finde, sie sehen aus wie kleine Drachen."

Acht Gebiete eidechsengerecht umgestaltet

Legeboxen für das Züchten von Eidechseneiern. © NDR Foto: Lena Hamann
In den Legeboxen findet der Züchter die Eier schneller.

Auf einem Stück Holz finden die beiden Naturschützer nach rund einer Stunde Suche eine braun gemusterte, transparente Haut. "Die ist von der Zauneidechse. Sie war also hier!", freut sich Maria Jung. "Das heißt, sie wachsen und fühlen sich hier wohl." Gerade ist bei den Mini-Drachen Paarungszeit. Davor häuten sich die Tiere. "Die Männchen bekommen dann grüne Flanken, um die Weibchen zu beeindrucken", erklärt Janis Ahrens. Die Fläche in Hasenkrug im Kreis Segeberg hat er eidechsengerecht umgestaltet. Mit großen Sandflächen, Steinhaufen und Sträuchern zum Verstecken. Insgesamt gibt es acht solcher Gebiete der Stiftung Naturschutz in Schleswig-Holstein.

Nachzucht im Terrarium

Eine grüne Zauneidechsen. © NDR Foto: Lena Hamann
Die Männchen bekommen zur Paarungszeit eine grüne Färbung.

In einem Freiland-Terrarium im Kreis Rendsburg-Eckernförde lässt Janis Ahrens die Tiere nachzüchten, um sie in den umgestalteten Gebieten auszuwildern. Dort kümmert sich Züchter Thomas Jaspert um die Zauneidechsen. Während er ein trächtiges Weibchen in eine Legebox umsetzt, damit er die Eier später leichter findet, zeigt er den Bauch, an dem sich die Eier schon deutlich abzeichnen. "Die gelegten Eier werden dann in einer Brutbox ausgebrütet – statt in 80 Tagen hier in der Hälfte der Zeit", erklärt er. Die Jungtiere werden im Terrarium außerdem so angefüttert, dass sie schneller geschlechtsreif werden, als die Zauneidechsen in freier Natur. Mindestens 50 Eidechsen sollen hier für das Gebiet in Hasenkrug in diesem Sommer schlüpfen.

Eine Zauneidechse in drei Stunden

Zwei Personen durchsuchen den Boden nach Zauneidechsen. © NDR Foto: Lena Hamann
Sie suchen 200 Zauneidechsen auf 120 Hektar.

Nach mehr als drei Stunden haben Janis Ahrens und Maria Jung in dem Gebiet im Kreis Segeberg immer noch kein Tier entdeckt. Weil es an diesem Tag zu windig ist, vermuten sie. Aber dann entdecken sie ganz plötzlich doch noch eins: Ein junges Weibchen sitzt gut getarnt mitten im Gras. "Wir haben die Tiere weiter drüben ausgesetzt", erinnert sich Maria Jung. "Die haben schon einen weiten Weg zurückgelegt. Das heißt, dass die Maßnahme Erfolg hatte, und die Tiere sich hier in der Fläche ausbreiten." Auch Janis Ahrens freut sich, wenigstens noch ein Tier gesehen zu haben: "Mal hat man gutes Finderglück und mal weniger. Ich bin guter Hoffnung, dass die Ansiedlung hier klappen wird." Im Sommer will der Retter der Zauneidechsen hier die nächsten Jungtiere aussetzen. Mit dem Ziel, dass die kleinen Drachen in Schleswig-Holstein nicht aussterben.  

 

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 20.05.2025 | 19:30 Uhr

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