Ein Mikrofon steht auf einem Tisch in einem Gerichtssaal des Landgerichts Itzehoe. © NDR
Ein Mikrofon steht auf einem Tisch in einem Gerichtssaal des Landgerichts Itzehoe. © NDR
Ein Mikrofon steht auf einem Tisch in einem Gerichtssaal des Landgerichts Itzehoe. © NDR
AUDIO: Brokstedt-Prozess: Täter soll seltsamen, wütenden Blick gehabt haben (1 Min)

Brokstedt-Prozess: Täter soll seltsamen, wütenden Blick gehabt haben

Stand: 02.10.2023 15:50 Uhr

Vor dem Landgericht Itzehoe haben drei weitere Zeugen geschildert, wie sie den Angreifer und Verletzte gesehen haben. Auch, wenn die Erinnerungen schon nachgelassen haben, berichteten sie: Der Angreifer habe aufgerissene Augen und einen seltsamen, wütenden Blick gehabt.

von Jonas Salto

Ein 24-jähriger Hamburger ist an diesem Tag der erste Zeuge im Brokstedt-Prozess. Als er am 25. Januar in Kiel den Regionalzug betrat, um nach Hause zu fahren, nahm er im Oberdeck des ersten Waggons Platz. Er las nach eigenen Angaben ein Buch, bis er von einem bestimmten Geräusch abgelenkt wurde. Dem Richter sagt er, es habe so geklungen, als hätte eine Person mit einem Messer auf eine andere eingestochen. Dieses Geräusch kenne er aus einem Videospiel.

Der Zeuge drehte sich um und sah, wie jemand auf "irgendetwas" einstach. Sofort warf der 24-Jährige sein Buch weg und rannte aus dem Zug. Auf die Frage des Richters, welchen Eindruck der mutmaßliche Täter auf ihn machte, sagt der Zeuge: Wütend, wie in Rage. An das Aussehen, die genauen Bewegungsabläufe, die Person, auf die eingestochen wurde - daran kann sich der Zeuge nicht mehr genau erinnern.

Jugendliche warnten vor Messerangriff

Der nächste Zeuge war an diesem 25. Januar beruflich in Kiel und wollte ebenfalls mit der Bahn nach Hause fahren. Der 35-jährige Neu Wulmstorfer saß am besagten Tag in einem der Waggons im Oberdeck und berichtet von Jugendlichen, die plötzlich aus einem anderen Abteil gestürmt kamen, und so etwas wie "Messer" und "Polizei" geschrien hätten. Wenig später habe er eine Frau mit Schnittverletzungen auf dem Bahnsteig gesehen. Dann habe er den Täter im Zug mit einem blutigen Messer in der Hand gesehen.

Ein weiterer Zeuge aus Glinde (Kreis Stormarn) sagt aus, er habe sich in der Bahn mit dem Schaffner unterhalten. Dann seien zwei Mädchen ins Abteil gekommen und hätten geschrien: "Da ist ein Messerstecher unterwegs." Zuerst habe der Mann die Mädchen gar nicht ernst genommen, bis er eine blutverschmierte Frau auf dem Bahnsteig gesehen habe. Daraufhin sei er aus dem Zug gelaufen. Den Angeklagten will er wenig später aus dem Zug stolpern gesehen haben. Er habe ihn angeguckt. Der mutmaßliche Angreifer soll dabei weit aufgerissene Augen gehabt haben.

Haftbeschwerde laut Verteidiger noch nicht beim Oberlandesgericht

Der Angeklagte, Ibrahim A., saß während der Aussagen am Montag tief versunken in seinem Stuhl. Zeitweise starrte er auf die Tischplatte oder gegen die Decke. Sein Verteidiger hatte vor Gericht die Verlegung seines Mandanten in eine psychiatrische Einrichtung gefordert. Das wurde nicht genehmigt. Der Anwalt von Ibrahim A. hatte daraufhin angekündigt, Beschwerde beim Oberlandesgericht in Schleswig einzureichen. Das sei aber noch nicht geschehen.

Das Gericht hat bisher Verhandlungstermine bis kurz vor Weihnachten angesetzt. Ob es dann auch ein Urteil geben wird, kann das Gericht laut Sprecherin noch nicht abschätzen.

Weitere Informationen
Der Angeklagte Ibrahim A., sein Anwalt Björn Seelbach, ein Dolmetscher, der Vorsitzende Richter Johann Lohmann und weitere Prozessbeteiligte sitzen im Gerichtssaal im China Logistic Center. © picture alliance/dpa/dpa/Pool | Christian Charisius Foto: Christian Charisius

Brokstedt-Prozess: Mithäftling zu psychischem Zustand von Ibrahim A.

Der Zeuge behauptete, der Angeklagte täusche eine psychische Krankheit vor - seine Angaben waren jedoch widersprüchlich. mehr

Ein Mikrofon steht auf einem Tisch in einem Gerichtssaal des Landgerichts Itzehoe. © NDR

Prozess um Messerattacke von Brokstedt: Zeuge berichtet von Kampf mit Angeklagten

Auf der Suche nach einem Notfallkoffer begegnete ein 21-Jähriger dem Angeklagten, wie der Zeuge am Freitag vor Gericht schilderte. mehr

Der Gerichtssaal mit dem Angeklagten, der Verteidigung und dem Richter. © Christian Charisius/dpa/Pool/dpa Foto: Christian Charisius

Brokstedt-Prozess: Zeugen beschreiben Täter als fokussiert und emotionslos

Vor dem Landgericht Itzehoe wurden weitere Fahrgäste aus dem Regionalzug befragt, die die Messerattacke miterlebt hatten. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 02.10.2023 | 16:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Kreis Steinburg

Zwei Beamte der Bundespolizei Überwachen einen Bahnsteig auf dem Hauptbahnhof in Hannover © picture alliance Foto:  Holger Hollemann

Kriminalität: So sicher fühlen sich die Menschen in Bus und Bahn

Viele Menschen im Norden fühlen sich laut #NDRfragt-Community sicher im Bahnhof und auf Reisen. Doch die Messerattacke von Brokstedt ist weiter präsent. mehr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Eine Bild vom Bahnhof in Brokstedt © NDR Foto: Tobias Gellert

Opferschutz in SH: Was sich aus Brokstedt lernen lässt

Nach dem Messerangriff von Brokstedt bekamen Betroffene schnell Hilfe. Wie das gelang - und was noch besser werden muss. mehr

Videos