Vermisster Arian aus Bremervörde: Polizei stellt erneute Suche ein
Im Fall des seit mehr als drei Wochen verschwundenen Arian aus Bremervörde (Landkreis Rotenburg) hat die Polizei am Donnerstag wieder die Oste abgesucht. Damit endet die erneute Suche nach dem Sechsjährigen.
Nun wollen die Ermittelnden nach eigenen Angaben alle Ergebnisse der Aktion auswerten und beratschlagen, wie es weitergehen soll. Das teilte Polizeisprecher Heiner van der Werp am Donnerstagnachmittag mit. An Tag zwei der erneuten Suchaktion hatten die Einsatzkräfte mit zwei Sonarbooten auf einer Länge von 15 Kilometern die Oste zwischen Bremervörde und Kranenburg abgefahren. Zwei weitere Boote waren mit Spürhunden unterwegs. Die Boote seien in Schlangenlinien gefahren, um die ganze Breite des Flusses abzusuchen. Nach Angaben der Polizei sind die Tiere speziell ausgebildet und können auch Menschen unter Wasser erschnüffeln. Zudem standen Taucher bereit, die im Falle eines Anschlagens der Hunde zum Einsatz kommen sollten. Bisher hätten die Hunde jedoch nicht angeschlagen, hatte die Polizei am Donnerstagmittag mitgeteilt. Weil sie nur eine gewisse Zeit konzentriert arbeiten können, bräuchten die Tiere eine Pause.
Hubschrauber sucht "Pütten" ab
Auch die Nebenflächen des Flusses bei Kranenburg wurden am Donnerstag untersucht. Die sogenannten Pütten, die einst für den Kleiabbau angelegt wurden, werden bei Flut überschwemmt. Wenn Arian in die Oste gefallen ist, könnte er möglicherweise hierher getrieben sein, sagte Thorsten Ratzke, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Untere Oste. Als freiwilliger Feuerwehrmann war er selbst an den Suchaktionen beteiligt. "Die Uferbereiche in den Pütten sind schwer zugänglich, da sich große Schilfflächen gebildet haben. Und gerade dort verfängt sich viel Treibgut", so Ratzke. Für die Natur ideal und so gewollt - für die Suche in dem etwa zwei Hektar großen Areal eine weitere Herausforderung für die Einsatzkräfte. Weil die Boote dort am Donnerstag nicht hinkamen, wurde mit einem Hubschrauber gesucht - ebenfalls ohne Ergebnis.
Polizei: "Schwer zu sagen, wie Körper sich auf Oste verhält"
Der Zeitpunkt dieser Art von Suche sei nicht ohne Grund gewählt, sagte Polizeisprecher Heiner van der Werp dem NDR Niedersachsen. "Aufgrund von Expertisen von Forensikern gehen wir davon aus, dass der Körper eines Ertrunkenen spätestens nach drei Wochen wieder auftauchen dürfte", so der Sprecher. Dieser Zeitpunkt sei nun verstrichen. Aufgrund der starken Strömung und Tidenabhängigkeit des Flusses sei es aber "ganz schwierig zu sagen, wie sich ein Körper auf der Oste verhält." Als Polizeisprecher ist van der Werp seit Tag eins mit der Suche nach dem Sechsjährigen befasst. Man habe alles Menschenmögliche getan, um das Kind zu finden, erklärte er. "Wir hoffen natürlich noch immer, Arian lebend zu finden." Auch Michael Hannebacher, Bürgermeister von Bremervörde (parteilos), wollte am Donnerstag nicht aufgeben. "Noch immer gibt es die Hoffnung - auch bei mir - dass die erneute Suche ein Ergebnis bringt", so Hannebacher dem NDR Niedersachsen.
Wo ist Arian? Kein Durchbruch bei Anwohnerbefragung
Am Mittwoch hatten rund 30 Einsatzkräfte erneut Anwohner befragt und Flugblätter verteilt. Der goldene Hinweis sei aber nicht dabei gewesen, so van der Werp. Das Ermittlerteam hätte jeden zweiten Haushalt erreicht. Das Ziel, die Menschen noch einmal zu sensibilisieren, sei erreicht worden. "Wir halten es immer noch für möglich, dass sich der Junge in einem Versteck auf irgendeinem Grundstück befindet", so der Sprecher am Mittwoch. Vor einer Woche hatten die Einsatzkräfte mit Polizeihubschraubern und einem Suchhund an dem Fluss nach Spuren gesucht. Grund war der Hinweis einer Frau aus Süddeutschland. Sie soll laut Polizei etwas per Webcam-Livestream in dem Fluss entdeckt haben. Was genau das war, ist unklar. Gefunden wurde nichts. Bisher sind laut van der Werp bereits Hunderte Hinweise bei der Polizei eingegangen.
Seit dem 22. April fehlt von Arian jede Spur
Arian wurde am 22. April von seinem Vater als vermisst gemeldet. Der autistische Junge hatte sein Elternhaus nur mit Socken, einem Langarmshirt und einer Hose bekleidet verlassen. Hunderte Einsatzkräfte hatten nach dem Kind gesucht. Zeitweise war mit einer 1.500 Meter langen Menschenkette, Hunden, Pferden, Helikoptern, Drohnen, einem Tornado-Flieger, Amphibienfahrzeug, Booten und Tauchausrüstung gesucht worden. Laut Polizei waren täglich rund 800 Kräfte von Feuerwehr, Bundeswehr, Technischem Hilfswerk (THW), Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und Polizei im Einsatz. Weil der autistische Junge nicht auf Ansprache reagiert, wurden die Einsatzkräfte von einer Expertin beraten. Die groß angelegte Suche blieb jedoch ohne Erfolg und wurde nach einer Woche eingestellt. Seitdem wertet die Ermittlungsgruppe Hinweise und Spuren aus.