Stand: 26.09.2023 14:55 Uhr

Salzgitter: Spezialkräfte nehmen 31-jährigen Schwerkriminellen fest

Ein Mann sitzt in einem Auto und trägt Handschellen. © Nord-West-Media TV
Der Zugriff erfolgte am Mittwoch in Salzgitter-Lebenstedt. (Themenbild)

Spezialkräfte der Polizei haben am Mittwoch in Salzgitter einen 31-Jährigen festgenommen. Es handelt sich nach Informationen des NDR in Niedersachsen um einen polizeibekannten Schwerkriminellen. Der Einsatz fand nach Angaben der Polizei im Zuge von Ermittlungen gegen mutmaßliche Drogendealer aus dem "Clanmilieu" statt. In der Wohnung des Beschuldigten wurden laut Staatsanwaltschaft diverse Kommunikationsmittel, 10.000 Euro Bargeld, drei GPS-Tracker und eine Rolex-Uhr sichergestellt. Aus Sicht der Ermittler wollte er bei anderen Männern, die bereits vor einer Woche festgenommen worden waren, kiloweise Marihuana einkaufen. Außerdem verdächtigen sie ihn der Geldwäsche. Laut Staatsanwaltschaft sitzt der 31-Jährige nun in Untersuchungshaft. Der Mann stand in der Vergangenheit schon öfter wegen Drogenhandels vor Gericht. Demnächst muss er sich auch wegen mutmaßlichen Drogenhandels während einer Haftstrafe innerhalb der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel verantworten. Zuerst hatte die "Braunschweiger Zeitung" über das Thema berichtet.

Clankriminalität - Ein umstrittener Begriff

Immer wieder berichtet die Polizei von Ermittlungen gegen sogenannte Clankriminalität. Nach der Definition des niedersächsischen Innenministeriums ist ein Clan eine durch verwandtschaftliche Beziehungen und eine gemeinsame ethnische Herkunft verbundene kriminelle Gruppe. Genau diese Definition ruft aber vielfach Kritik hervor. Thomas Müller etwa hat bei der Polizei Bremen im Bereich gegen Organisierte Kriminalität ermittelt und parallel Kriminologie studiert. Er bemängelt, dass die Polizei mit dem Begriff Clankriminalität eine Schablone für Menschen anlege, die sehr unterschiedlich sind. Sie würden als Einheit definiert, weil man sie einer Familienstruktur zuordnet und weil sie einen gewissen Nachnamen haben. "Man muss sich das mal vorstellen: Wenn man alle Müllers als potenziell kriminell ansieht und sie ständig überprüft, dann macht das etwas mit dem Bild, das Polizei und Gesellschaft von allen haben, die Müller heißen." Kritiker schlagen vor, stattdessen die Begriffe "organisierte Kriminalität" oder "kriminelle Bande" zu nutzen.

 

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