Corona-Ausbruch: Göttingen schließt alle Schulen
Nach einem massenhaften Ausbruch des Coronavirus in Göttingen im Zuge von Familienfeiern schließt die Stadt eigenen Angaben zufolge bis zum Wochenende alle Schulen. Unter den mehr als 370 Kontaktpersonen der Infizierten seien auch viele Kinder, die zur Schule gehen. Auch vier Kindergärten dürfen erst in der kommenden Woche wieder öffnen. Außerdem sollen alle 700 Bewohner eines Hochhauses in der Göttinger Innenstadt auf das Virus getestet werden. In dem Haus wohnen einige Menschen, die an den Feiern teilgenommen haben sollen. Sie sind nach Angaben der Stadt inzwischen alle untersucht worden. Die Zahl der Infizierten stieg am Dienstag auf 80 Personen. Laut der Stadt befinden sich aktuell 230 Menschen in Stadt und Landkreis Göttingen sowie 140 im restlichen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen in Quarantäne.
Infektions-Schwerpunkt in Hochhaus
Der Schwerpunkt des Ausbruchs liege in einer Wohnanlage am nördlichen Innenstadtrand, sagte Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) am Dienstagabend: "Es sind dort mehrere große Familienverbände - nicht einer, sondern mehrere - Verursacher dieser Situation." Die besagten Feiern hatten zum muslimischen Zuckerfest stattgefunden. Mit dem Fest begehen Muslime das Ende des Fastenmonats Ramadan. Dabei war es laut Oberbürgermeister zu Verstößen gegen Hygiene- und Abstandsregeln gekommen - allerdings nicht in Moscheen, sondern bei "privaten Begrüßungen und Feierlichkeiten", so Köhler weiter. Auch eine Shisha-Bar habe eine "nicht unwesentliche Rolle" gespielt. Dort sollen mehrere Personen mit einem Mundstück geraucht haben.
Offenbar wenig Kooperation bei Beteiligten
Die niedersächsische Landesregierung sieht trotz der neuen Corona-Fälle in Göttingen bislang keine Notwendigkeit, vom Lockerungskurs abzurücken. "Das Geschehen ändert an unserem Stufenplan im Moment nichts", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Kathrin Riggert am Montag. Erschwert wurde die Aufarbeitung in Göttingen offenbar durch mangelnde Kooperation der Beteiligten. Von 90 Personen, die am Sonnabend getestet werden sollten, erschienen nach Informationen von NDR 1 Niedersachsen zunächst nur 15 zur Untersuchung.
Krisenstab droht mit harten Konsequenzen
Ein unter Corona-Quarantäne stehender Mann, der mehrfach gegen Auflagen verstoßen und sich unter anderem in Göttingen aufgehalten habe, soll in Verbindung mit dem Infektionsgeschehen stehen. Die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs, Claudia Schröder, kündigte am Dienstag bei der Landespressekonferenz in Hannover harte Sanktionen für derartige Fälle an - sogar eine Einweisung drohe. Wer sich nicht an Quarantäne-Auflagen halte, begehe eine Straftat und könne vom Gericht in eine geschlossene Einrichtung überstellt werden, sagte Schröder.
Weitere Infektionen in Niedersachsen
Bei einer Feier zur Wiedereröffnung eines Restaurants im Landkreis Leer hatten sich Mitte Mai 38 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, 281 Menschen aus diesem Umfeld befinden sich in Quarantäne. In Bremerhaven und Cuxhaven haben sich mindestens 57 Angehörige einer freikirchlichen Gemeinde mit dem Virus infiziert. Auch dort befindet sich eine dreistellige Zahl von Personen in Quarantäne.
