Klimawandel: So will Neubrandenburg klimaneutral werden

Stand: 30.04.2023 06:29 Uhr

Neubrandenburg hat mit Christian Wolff einen ambitionierten Klimamanager eingestellt. Seine Aufgabe: schon bis Ende dieses Jahres einen sogenannten Transformationsplan aufzustellen. Die Energieversorgung der Stadt soll komplett umgebaut werden.

von Peter Schmidt

Wenn Christian Wolff durch Neubrandenburg läuft, sieht er an fast jeder Ecke noch Potential, sagt er. Potential für erneuerbare Energien. Und das muss er auch, denn bis zum Jahr 2050 soll er die ganze Stadt klimaneutral umbauen. Weg von fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas.

Geothermie als Standortvorteil

Für Neubrandenburg könnte dafür beispielsweise die Geothermie einen regionalen Standortvorteil darstellen. Schon in den 1980er-Jahren wurde hier warmes Wasser aus bis zu 1.300 Metern Tiefe geholt. In einer äußerlich unscheinbaren Halle voller Leitungen kam das 60 Grad heiße Wasser aus der Tiefe einst an. Doch die Anlage lohnte sich nicht mehr - Gas war zur Energieerzeugung einfach billiger.

Weitere Informationen
Joachim Pätz Ende der 1980er-Jahre mit Teilen eines Windrads vor der Aufstellung in Rostock. © privat

Windkraft und Erdwärme: Wie die DDR mal Vorreiter war

Ab Ende der 1970er-Jahre hatte die DDR ein Problem mit der Energieversorgung. Windkraft- und Erdwärmeprojekte leisteten Pionierarbeit. mehr

Klimamanager Wolff will nun prüfen, ob sich die Geothermie wieder rechnet: "Denn wir wollen die Energieversorgung zwar umstellen", sagt er, "aber das ganze System muss sich natürlich auch wirtschaftlich tragen."

Ein Wärmespeicher soll Windenergie nutzen

Ein weiterer Baustein hin zur Klimaneutralität ist der neue, große Wasserspeicher der Stadtwerke Neubrandenburg. Sein Volumen reicht, um die Stadt zumindest im Sommer zwei Tage lang mit Wärme zu versorgen. Gemeinsam mit dem Netzbetreiber 50Hertz haben die Stadtwerke daneben noch eine sogenannte Power-to-Heat-Anlage gebaut. Mit ihr kann, wie in einem großen Tauchsieder, beispielsweise überschüssiger, grüner Strom aus Windkraftanlagen im Umland für warmes Wasser genutzt werden. "Immer dann, wenn er zu geringeren Preisen verfügbar ist", erklärt Stadtwerke-Chef Ingo Meyer. Denn genauso wie der Klimamanager rechnet auch das städtische Unternehmen mit dem klimaneutralen, regionalen Wärmeplan.

Strom von den Dächern der Stadt

Auch zusätzlichen Strom will Klimamanager Wolff möglichst direkt in der Stadt erzeugen, beispielsweise Dächer von Sporthallen für Photovoltaikanlagen nutzen und das große Dach der städtischen Feuerwehr. "Die Möglichkeiten und der Energiebedarf in jedem Stadtteil müssen einzeln betrachtet werden", sagt er. "Im besten Fall schaffen wir es, uns selbst zu versorgen." Auch an zusätzliche private Energieerzeuger denkt er. Auf die Internetseite der Stadt hat er eine Solarpotentialanalyse gestellt. Hier kann jeder Hausbesitzer selbst sein Haus auf einer Karte anklicken und ablesen, welchen Ertrag er theoretisch auf dem eigenen Dach erwirtschaften kann - sofern Statik, Brand- und Denkmalschutz mitspielen.

Der Klimamanager ist zuversichtlich

Insgesamt ist Wolff zuversichtlich, die Klimaneutralität für Neubrandenburg tatsächlich bis 2050 zu erreichen. Vielleicht sogar noch etwas früher als von der Stadt gefordert: "Wir haben jetzt die Chance, das umzusetzen", meint er. Und immer, wenn er durch Neubrandenburg läuft, sieht er noch Potential.

Weitere Informationen
Ein Moorgebiet mit blühender Heide © colourbox Foto: -

Moorvernässung: Bauern verlieren Futterland

Durch Klimaschutzmaßnahmen gibt es künftig weniger Platz für Nutztierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern. mehr

Blick auf einen Tank von Yaha im Chemietanklager Rostock-Peez. Der norwegische Chemikalien-, Dünger- und Industriegaskonzern Yara und der Leipziger Gasimporteur VNG wollen in Rostock beim Auf- und Ausbau einer Infrastruktur für klimafreundlichen Ammoniak beziehungsweise Wasserstoff kooperieren. © Frank Hormann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Frank Hormann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Grüner Wasserstoff aus Ammoniak - Rostock als Drehscheibe

Der norwegische Chemikalienkonzern Yara und der Gasimporteur VNG wollen in Rostock den Ausbau einer Infrastruktur für klimafreundlichen Wasserstoff vorantreiben. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 01.05.2023 | 12:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Die Meinungsumfrage im Auftrag des NDR sieht die CDU gleichauf mit der SPD - Grüne bleiben stabil. © NDR

MV-Trend: AfD trotz Verlusten Nummer 1 - BSW auf Anhieb zweistellig

Die Meinungsumfrage im Auftrag des NDR sieht die CDU in Mecklenburg-Vorpommern gleichauf mit der SPD - die Grünen bleiben unverändert. mehr

Die neue NDR MV App

Ein Smartphone zeigt die Startseite der neuen NDR MV App © NDR Foto: IMAGO. / Bihlmayerfotografie

Mecklenburg-Vorpommern immer dabei - die neue NDR MV App

Artikel, Podcasts, Livestreams: Die NDR MV App ist ganz neu: übersichtlich, kompakt, benutzerfreundlich, aktuell. mehr