Gastro-Messe in Rostock: Netzwerken gegen die Umsatzflaute
Personalmangel, sinkende Umsätze, steigende Energiepreise - die Gastronomie hat schwer zu kämpfen. Die "Gastro" im Rostocker Messezentrum bietet in dieser Situation eine Plattform, um über neue Wege zu diskutieren.
Die Zahl der Gastronomie-Betriebe hat sich inzwischen deutschlandweit wieder fast auf Vor-Corona-Niveau eingependelt. Die Umsätze dagegen liegen noch immer deutlich darunter. Und auch der Arbeitsmarkt ist angespannt: Gegenüber dem Jahr 2019 fehlen der Branche 100.000 Beschäftigte, so eine aktuelle Studie der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Die Rostocker Gastro-Messe ist da eine gute Gelegenheit, miteinander über Herausforderungen zu reden und voneinander zu lernen.
Erstmals "Tag des Bieres"
170 nationale und internationale Aussteller sind auf der seit über 30 Jahren bestehenden Messe vertreten. Dem Publikum soll beim ersten "Tag des Bieres" die ganze Vielfalt des Gerstensafts präsentiert werden - auch deshalb, weil er sich in jüngster Zeit nicht mehr so gut verkauft wie früher. Die Hersteller setzen verstärkt auf Events, wie Zapfkurse und Verkostungen und sie bemühen sich, vom Durstlöscher-Image wegzukommen, hin zum edlen Tropfen. Auf der Messe bekommen außerdem Barkeeper aus ganz Deutschland die Gelegenheit, sich für die Europameisterschaften zu qualifizieren. Und der Landesjagdverband ist auf der Suche nach der besten Wildbratwurst aus MV.
KI entlastet Menschen im Braugasthaus
Bei Seminaren, Weiterbildungsveranstaltungen und der brancheninternen "Lokalrunde" am Abend geht es dann um die weniger publikumswirksamen Themen. Wie zum Beispiel schaffe ich es, dass Mehrweggeschirr bei Veranstaltungen wirklich hygienisch sauber wird? Welche nachhaltigen Systeme gibt es für die Einrichtung von Gastronomie-Küchen? Und wo kann Computertechnik helfen, Personal einzusparen oder zu entlasten?
Der IT-Experte Jannik Oberlies zum Beispiel demonstriert, wie das Rostocker Braugasthaus "Zum alten Fritz" mit Hilfe künstlicher Intelligenz in zwei Monaten 16 Stunden Telefonzeit eingespart hat. Er erklärt: "Wer da anruft, der spricht mit einer virtuellen Sprachassistentin, also eine Art Alexa." Die schaffe es, 90 bis 95 Prozent aller üblichen Fragen zu beantworten - und erst dann, wenn sie nicht weiterkommt, reicht sie an den Kollegen Mensch weiter.
Mit berechenbarer Arbeitsorganisation gegen Personalmangel
Den wachsenden Personalmangel werden solche Ansätze allerdings trotzdem nicht beseitigen können. Und so wird eine zentrale Frage in vielen Messerunden die sein, wie es gelingt Mitarbeiter zu halten - obwohl Wochenendarbeit und später Feierabend in der Gastronomie kaum zu vermeiden sind. Die jüngste Studie der Gewerkschaft NGG kommt zu dem Ergebnis, dass das nur über bessere Bezahlung und vor allem eine berechenbarere Arbeitsorganisation funktionieren wird.
Olav Paarmann vom Güstrower Hotel und Restaurant am Schlosspark, einer der Referenten auf der Messe, ist außerdem der Überzeugung: "Alles steht und fällt mit der Kommunikation." Schnelle Gespräche zwischen Tür und Angel sind in seinen Augen Gift für ein gelungenes Miteinander. Stattdessen müsse regelmäßig in aller Ruhe miteinander geredet werden - auch und gerade wenn der Arbeitsalltag eine Menge Stress mit sich bringt.