Jährliche HU-Pflicht für ältere Autos? Geteiltes Echo auf EU-Pläne
Die EU plant, ältere Autos jährlich prüfen zu lassen. Kfz-Verbände und der ADAC kritisieren die Pläne als teuer und unnötig. Der TÜV-Verband dagegen sieht Vorteile für Sicherheit und Umwelt.
Die EU-Kommission plant eine Reform der Hauptuntersuchung (HU) für Kraftfahrzeuge: Autos, die älter als zehn Jahre sind, sollen künftig jährlich zur Prüfung. Die EU-Kommission beabsichtigt, so die Verkehrssicherheit zu erhöhen, Manipulationen besser aufzudecken und die Umweltbelastung durch Emissionen zu verringern.
Der Vorschlag, der Teil einer umfassenden Reform der technischen Fahrzeugüberwachung ist, löst in Deutschland kontroverse Reaktionen aus. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) lehnt die Pläne strikt ab. "Nicht die Frequenz der Hauptuntersuchungen ist entscheidend, sondern deren fachliche und technische Qualität", erklärt ZDK-Vizepräsident Detlef Peter Grün.
Bereits hohe Kosten im Straßenverkehr
Angesichts ohnehin hoher Kosten im Straßenverkehr sei eine jährliche HU für ältere Fahrzeuge auch aus Verbraucherschutzgründen nicht vertretbar. Grün betont, dass die deutsche HU bereits verschärft und an moderne Fahrzeugtechnologien angepasst wurde: mit Fokus auf Assistenzsysteme, Elektromobilität, verpflichtender Endrohrmessung und Partikelzahlmessung bei Diesel-Pkw.
Auch praktische Erfahrungen aus Werkstätten widerlegen laut Grün die These, dass ältere Autos ein höheres Sicherheitsrisiko seien. Regelmäßige Wartungen und die technische Reife moderner Fahrzeuge trügen entscheidend zur Verkehrssicherheit bei. Zudem würden viele Fahrzeughalter ohnehin jährliche Inspektionen durchführen lassen, bei denen sicherheitsrelevante Mängel frühzeitig erkannt würden.
Jährlicher Check sei überflüssig
Ähnlich kritisch äußert sich Christof Tietgen vom ADAC Hansa e.V. Im NDR MV Interview stellt er klar: "Wir halten diese Idee für komplett überflüssig." Eine Hauptuntersuchung im Zwei-Jahres-Turnus reiche völlig aus. "Man muss wissen, der deutsche TÜV übererfüllt schon die europäischen Standards. Ein jährlicher Check ist für uns völlig unnötig." Entscheidend sei eher, wie gut das Auto gepflegt und regelmäßig gewartet werde - nicht, wie oft es beim TÜV erscheine.
Zusätzlich warnt Tietgen vor erheblichen Mehrkosten für Autofahrerinnen und Autofahrer: "Der deutsche TÜV ist europaweit schon nicht der günstigste. Im Schnitt kostet eine Hauptuntersuchung etwa 160 Euro. Momentan wird das alle zwei Jahre fällig - künftig müsste man jedes Jahr 160 Euro auf den Tisch legen. Und diese Zusatzkosten sind komplett unnötig."
TÜV-Verband begrüßt EU-Pläne
Der TÜV-Verband hingegen begrüßt die EU-Pläne ausdrücklich. Bereichsleiter Richard Goebelt sieht darin einen längst überfälligen Schritt: Die jährliche Prüfung älterer Fahrzeuge könne helfen, sicherheits- und emissionsrelevante Mängel frühzeitig zu erkennen. Vor allem Elektrofahrzeuge und Assistenzsysteme würden künftig systematisch geprüft, der Zugang zu sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten soll erleichtert werden.
Auch die Emissionsprüfungen sollen strenger werden, mit Partikelmessungen und Kontrollen im Realbetrieb. Die Zahlen sprechen laut TÜV-Verband eine deutliche Sprache: Bei Fahrzeugen, die älter als zehn Jahre sind, weist jedes vierte Fahrzeug erhebliche oder gefährliche Mängel bei der Hauptuntersuchung auf.
