Strand an der Ostsee bei Sonnenuntergang © NDR Foto: Matthes Klemme
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AUDIO: #122 Modellregion Usedom: Eine Insel, eine Kurtaxe (27 Min)

Eine Insel, eine Kurabgabe: Modellregion Usedom

Stand: 27.04.2023 10:05 Uhr

Seit April erkennen die Badeorte der Insel die Kurkarten untereinander an. Diese Kooperation ist ein erster Schritt zum Prädikat „Tourismusregion Insel Usedom“. Wie sich die Kurkarte auf Usedom weiterentwickeln könnte und welche Pläne die Insel noch hat, erfahren Sie in der neuen Folge von unserem Podcast Dorf-Stadt-Kreis.

von Matthes Klemme, NDR-Vorpommernstudio Greifswald

Damit sich Urlauber in den Seebädern wohlfühlen können, sorgen die Kurverwaltungen für die nötigen Annehmlichkeiten. Sie pflegen die Strände und Promenaden, kümmern sich um öffentliche Toiletten, finanzieren Schwimmbäder, organisieren Konzerte und andere Veranstaltungen, sorgen für WLAN. All das kostet Geld. Bezahlt werden diese Leistungen von den Urlaubern.

Alles neu im April

Über den Vermieter nimmt jedes Seebad von den Gästen pro Tag einen kleinen Obolus, um den Service für Urlauber bezahlen zu können: die sogenannte Kurtaxe. Noch im vergangenen Jahr mussten Usedom-Urlauber nicht nur in ihrem Ferienort die Abgabe zahlen, auch das benachbarte Seebad langte beim Besuch noch einmal zu. "Darüber haben sich Gäste immer wieder beschwert“, erklärt der Geschäftsführer der Usedom Tourismus GmbH (UTG), Michael Steuer. "Die Gäste buchen nicht den Ferienort, sondern die Insel als Ganzes.“

Seit April erkennen nun die acht Seebäder auf Usedom gegenseitig ihre Kurkarten an. Urlauber werden bei einem Ausflug somit nicht noch einmal zur Kasse gebeten. Möglich wurde die gegenseitige Anerkennung durch ein vom Land initiiertes Projekt. Seit knapp drei Jahren ist Usedom Modellregion, um den Tourismus zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Unterschiedliche Höhe bei der Kurabgabe

Die gegenseitige Anerkennung der Kurkarte ist ein Meilenstein für den Gast. Allerdings haben die Badeorte die Abgabe gleichzeitig erhöht. Seit April zahlen Gäste in den wärmeren Monaten pro Tag zwischen 2,70 Euro und 3,90 Euro, je nach dem, in welchem Seebad sie übernachten. Während Urlauber in Karlshagen und Zempin 2,70 Euro bezahlen müssen, nimmt Ückeritz von seinen Gästen 3,90 Euro. Der Grund: Ückeritz bietet mehr Leistungen.
Seit April bekommen Urlauber des Ostseebades nicht nur Basisleistungen über die Kurkarte, sondern können diese auch als Fahrkarte für Bus und Bahn nutzen. Und das ohne Zusatzkosten. Als einziges Seebad auf Usedom testet Ückeritz in dieser Saison die sogenannte integrierte Kurkarte.

Meilenstein oder Stolperstein?

Strand an der Ostsee bei Sonnenuntergang © NDR Foto: Matthes Klemme
Eine einzige Kurkarte für alle Ostseebäder, das wird gerade auf der Insel Usedom getestet.

Die Idee dahinter: Urlauber sollen das Auto stehenlassen und auf Bahn und Bus umsteigen. Nach Angaben von UTG-Chef Steuer fährt von den Gästen bislang nur einer von zehn mit Bus und Bahn, ohne die in der Kurkarte kalkulierte ÖPNV-Pauschale von 1,20 Euro. Ist die Pauschale jedoch inbegriffen, würden drei bis vier Gäste den Nahverkehr nutzen. Auf den ohnehin im Sommer verstopften Straßen der Insel würden somit weniger Autofahrer unterwegs sein. Andere Seebäder auf Usedom sind jedoch skeptisch, ob eine integrierte Kurkarte funktioniert. Sie befürchten volle Busse und Züge. Urlauber könnten an Bahnhöfen und Haltestellen stehengelassen werden. Weil nicht klar ist, welche Auswirkungen die integrierte Kurkarte auf den ÖPNV hat, erarbeitet ein Experte derzeit ein Gutachten. Erst wenn dieses vorliegt, werden die Seebäder über die integrierte Kurkarte entscheiden.

Usedom: Eine Insel – eine Tourismusregion

Bislang erheben acht Gemeinden, die Ostseebäder Karlshagen, Trassenheide, Zinnowitz, Zempin, Koserow, Loddin, Ückeritz und die Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck eine Kurabgabe. Auf der Insel gibt es aber noch 17 weitere Gemeinden, die ebenfalls touristische Angebote vorhalten. Weil ihnen jedoch der Status eines Kurortes oder Seebades fehlt, können sie keine Kurtaxe verlangen. Das soll sich nun ändern. Alle 25 Gemeinden hatten sich 2021 als Modellregion für ein gemeinsames Erholungs- und Erhebungsgebiet beworben. Das Ziel: Die Anerkennung als gemeinsame Tourismusregion. Dieses Prädikat ist allerdings an Auflagen gebunden. Eine ist die gemeinsame Kurabgabe der Seebäder. Nun würden die Voraussetzungen für eine gemeinsame Tourismusregion vorliegen, erklärt UTG-Chef Michael Steuer. In wenigen Wochen soll deshalb beim Land der Antrag für das Prädikat "Tourismusregion“ gestellt werden. Sollte es dem Antrag zustimmen, könnten alle Gemeinden der Insel eine Kurabgabe einführen, beispielsweise Mellenthin, Stolpe auf Usedom und Peenemünde. Auch Wolgast als Tor zur Insel ist Teil der Modellregion und könnte bereits im kommenden Jahr Kurtaxe erheben.

Mehr zur gemeinsamen Kurabgabe und der Modellregion Usedom erfahren Sie in unserer neuen Folge von unserem Podcast Dorf-Stadt-Kreis, zu hören in der ARD-Audiothek und in der kostenlosen NDR MV-App. 

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | MV IM FOKUS – Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern! | 27.04.2023 | 10:00 Uhr

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