Die seltenen Franken grasen im Trebeltal
Das Deutsche Gelbvieh ist eine Nutztierrasse, die vom Aussterben bedroht ist. Die Rinder stehen auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen. Landwirt Christian Rohlfing vom Gut Bad Sülze züchtet das Gelbvieh, um es zu erhalten.
Christian Rohlfing besucht jeden Morgen seine Tiere auf der Weide, um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Die Rinder grasen fast das ganze Jahr über auf Niedermoorflächen im Trebel- und Recknitztal. Hellgelbe oder rotgelbe Mutterkühe dösen mit ihren Kälbern im Gras. Der Biolandwirt ruft seine Gelben, wie er die Kühe liebevoll nennt. Seit über 20 Jahren hält er das Deutsche Gelbvieh. Die großwüchsige Rasse entstammt dem roten altfränkischen Vieh. Während seines Agrarstudiums in Osnabrück hat er diese gefährdete Nutztierrasse im Lehrbetrieb kennen- und schätzen gelernt. "Es ist ursprünglich eine Dreinutzungsrasse: Arbeit, Milch und Fleisch. Und gerade in der Mutterkuhhaltung spielt Milch eine wichtige Rolle, damit das Kalb gut wächst". Das Deutsche Gelbvieh produziert gute Milch für den Nachwuchs.
Kühe sind hervorragende Mütter
Und nicht nur das schätzt Christian Rohlfing an der Rasse. Die Tiere sind auch sehr mütterlich. Er hält rund 80 Kühe, die alle im Herdbuch eingetragen sind. "Die Mütter suchen ständig den Kontakt zu ihren Kälbern und kümmern sich sehr fürsorglich". Die Kälber bleiben bis zu ihren 10. Lebensmonat bei der Mutter.
Fleisch wird regional vermarktet
Einige wenige Kälber verkauft der Biolandwirt landesweit, die meisten behält er für die eigene Zucht aber vor allem, um später ihr Fleisch zu vermarkten. Ihm sind regionale Wertschöpfungsketten wichtig. Christian Rohlfing arbeitet mit einem Hof in Stahlbrode bei Stralsund zusammen, der Hausschlachtung anbietet. Eine Landschlachterei in Osnabrück zerlegt dann die Bullen und Färsen, verarbeitet das Fleisch zu hochwertigen Bioprodukten. Ganz neu: Der Landwirt hat sich eine eigene Marke ausgedacht. Er will sein Fleisch künftig norddeutschlandweit unter dem Namen "Das Urstromtalrind" vermarkten. "Wir haben gemerkt, dass hochwertig ökologisch produziertes Fleisch gefragt ist und wir wirtschaften nicht nur in Bassendorf im Trebeltal, sondern auch in Bad Sülze im Recknitztal. Wir haben 80 Prozent Niedermoorflächen. Und beide Regionen gehören zum Ursprungstal. Deswegen möchte ich meine eigene Fleischmarke etablieren. Das Logo ist bereits fertig, bald soll es losgehen."
Erhaltung wird belohnt
Landwirte, die das Deutsche Gelbvieh züchten, werden in Mecklenburg-Vorpommern finanziell gefördert. Für besonders gefährdete Rassen gibt es eine entsprechende Förderrichtlinie. Landwirte erhalten pro eingetragenes Rind der Rasse Gelbvieh bis zu 80 Euro, weil sie sich dafür einsetzen, genetische Ressourcen in der Landwirtschaft zu erhalten. Bis zu 80 Euro gibt es auch für Bullen dieser Rasse und für die Bereitstellung von Tieren zur Gewinnung von Samen für die Zucht.
Landwirt züchtet weitere seltene Rasse
Direkte Nachbarn auf der Weide im Trebeltal sind die weiß-schwarz oder weiß-braun gesprenkelten Pustertaler Sprinzen. Die Rasse stammt ursprünglich aus Südtirol. Das Alpenrind ist eine der meistgefährdeten Rinderrassen Europas. Auch sie steht auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen. Christian Rohlfing hat sich während des Skiurlaubs in das Pustertaler Rind verliebt. "Unser Gastgeber hatte die Rasse im Stall stehen. Die Tiere sehen einfach schön aus mit ihrer speziellen Zeichnung und sie schmecken auch sehr gut. Ihr Fleisch ist zart und fein marmoriert." Momentan hat Christian Rohlfing 13 Mutterkühe auf der Koppel stehen.
"Essen, um zu erhalten"
Christian Rohlfing ist Norddeutschlandweit einer der wenigen, der die Rasse züchtet. Die weiblichen Jungtiere werden ihm sprichwörtlich aus den Händen gerissen. Der männliche Nachwuchs wird kastriert, um später das Fleisch der Ochsen zu vermarkten. Die Rinder liefern nicht nur hochwertiges Biofleisch, sie pflegen auch die Landschaft. „Wir erhalten so das Grünland. Das ist auch ein wichtiger Faktor. Denn es gibt immer weniger Milchkühe und irgendwer muss das Gras verwerten, entweder es ist die Biogasanlage oder eben die Kuh. Außerdem leben wir in einer Kulturlandschaft, die unsere Vorfahren, und in der Regel waren es die Landwirte, über Jahrtausende geschaffen haben". Der Landwirt findet es deshalb wichtig, auch den Folgegenerationen zu zeigen, was unsere Vorfahren erschaffen haben.
Landwirt bevorzugt Weidetierhaltung
Christian Rohlfings Rinder leben die meiste Zeit des Jahres draußen. Im Winter, wenn es zu matschig und damit auch zu gefährlich für die Tiere wird, kommen sie in den Stall. Auch die Futtergrundlage fehlt dann auf der Weide. Im Stall leben die Tiere auf einem dicken Strohbett, sie fressen das betriebseigene Gras und kalben auch in dieser Zeit. Doch noch ist es nicht so weit, noch dürfen die Pustertaler neben dem Gelbvieh auf der Weide grasen und so auch den Landschaftsblick verschönern.