Die Slawensiedlung Groß Raden aus der Luft gesehen. © NDR Foto: Manfred Sander aus Einhusen

Ausstellung in Groß Raden: "Auf den Spuren einer Königin"

Stand: 10.08.2022 06:39 Uhr

Bislang ist sie nur wenigen Geschichtskennern ein Begriff: Tove, die Tochter des Obotritenfürsten Mistivoi. Nun wird die historische Figur im Freiluftmuseum Groß Raden zum Leben erweckt.

Tove lebte im 10. Jahrhundert zeitweilig auf der Slawenburg, genau dort, wo heute das Schweriner Schloss steht. Sie wurde mit dem berühmten Dänenkönig Harald Blauzahn verheiratet. Bisher kündet nur die Inschrift eines Runensteins in Dänemark von ihrer Existenz.

Fundstücke von Ausgrabungen in Schwerin

Die Ausstellung heißt "Slawenburg - Auf den Spuren einer Königin". Gezeigt werden Funde der großen archäologischen Grabung im Innenhof des Schweriner Schlosses in den Jahren 2014 und 2015, so Landesarchäologe Detlef Jantzen. Dabei waren große Teile einer Slawenburg ausgegraben worden, die der Forschung zufolge um 941/42 angelegt und um das Jahr 965 stark erweitert wurde. "Die Ausstellung ist um die fiktive Verabschiedung Toves vor ihrem Weggang nach Dänemark gebaut", so Jantzen. Die junge Frau wandere noch einmal durch die Burg ihres Vaters und sage den Bewohnern Lebewohl.

Alltagsgegenstände, Schmuck und originale Bauteile

Entlang dieser Geschichte werden die Fundstücke gezeigt, die Einblicke in das Leben der Fürstentochter und der anderen Slawenburgbewohner geben. Alltagsgegenstände, wie Messer, Sicheln, Schlüssel und Angelhaken, Waffen der Burgwachen oder auch Lederschuhe. "Das waren Halbschuhe, die über eine Schlaufe oben mit einem Band geschnürt wurden", erklärt der Landesarchäologe. Die 200 Quadratmeter große Sonderausstellung zeigt auch originale Planken aus der Burgwallkonstruktion der Slawenburg zu Toves Lebzeiten. Schmuck wurde bei den Ausgrabungen ebenfalls gefunden und wird nun präsentiert, darunter Gewandfibeln aus Bronze mit Glaseinlagen und als schönster Fund eine verzierte Goldperle. Ob sie Tove gehörte, ist unklar.

Regionales Leben vor gut 1.000 Jahren erleben

Für den Landesarchäologen ist die Ausstellung in Groß Raden ein Meilenstein: "Das ist ja auch eine ganz faszinierende Geschichte: Dass also ein Fürst, der hier in Mecklenburg sitzt, überhaupt so weite Beziehungen knüpft an den damaligen dänischen Königshof und es schafft, seine Tochter dorthin zu verheiraten." Er wollte damit eine Allianz schaffen, um den Frieden zu sichern, so Jantzen. "Und Tove ist möglicherweise gar nicht gefragt worden, ob ihr das recht ist. Das hat viele Facetten und zeigt auch die Rolle unserer Region im frühen Mittelalter."

Die Ausstellung bietet lebendige Geschichtsvermittlung: Sie ist interaktiv, mit Licht, Klang und bewegten Bildern - auf den Spuren der historisch bedeutenden Tove können Ausstellungsbesucher sogar auf einem Nashornkäfer durch die frühmittelalterliche Burg fliegen, dort wo heute das Landesparlament tagt.

Weitere Informationen
Rekonstruierte Slawenburg Groß Raden an einem Wassergraben © imago images / Volker Preußer

Wer waren die Slawen?

Vor 1.000 Jahren kamen die Slawen in den Norden. In Mecklenburg legten sie Ringwälle an, im Wendland Rundlingsdörfer. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 10.08.2022 | 19:10 Uhr

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