Atomares Zwischenlager Lubmin: BUND fordert "Heiße Zelle"
Das Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) plant auf dem Gelände des einzigen atomaren Zwischenlagers für bundeseigenen Atommüll in Lubmin (Landkreis Vorpommern-Greifswald) eine neue Lagerhalle für hochradioaktiven Abfall zu bauen. Das Genehmigungsverfahren läuft seit rund einem Monat. Doch bereits seit acht Jahren ist bekannt, dass das Lager, in dem die hochradioaktiven Substanzen aktuell aufbewahrt werden, nicht mehr den Sicherheitsbestimmungen entspricht.
Momentan lagern am Standort Lubmin, der in acht Abteilungen unterteilt ist, in sieben Hallen schwach bis hochradioaktive Abfälle der rückgebauten DDR-Atomkraftwerke Rheinsberg und Lubmin. Dieser Atommüll ist bereits dekontaminiert und kann einfach verschrottet werden, heißt es. In Halle acht wird in 74 Castoren hochradioaktiver Müll gelagert, für die nun eine neue Halle gebaut werden muss. Nach Angaben des Unternehmens wurde gehandelt, seit klar ist, dass das Zwischenlager besser vor möglichen Terrorangriffen geschützt werden muss. Seitdem sind acht Jahre vergangen.
EWN: "Gründlichkeit vor Schnelligkeit"
"Solch ein Gebäude zu planen, das braucht Zeit", sagte EWN-Geschäftsführer Henry Cordes gegenüber NDR 1 Radio MV. Da gehe Gründlichkeit vor Schnelligkeit, so Cordes weiter. Seinen Angaben nach wurde zunächst geprüft und dementsprechend beantragt, ob die Halle baulich verstärkt werden kann. Schließlich habe sich 2015 herausgestellt, dass das nicht möglich sei. 2017 fiel die Entscheidung, eine neue Halle zu bauen, heißt es von Unternehmensseite.
Platz für 74 Castoren mit hochradioaktivem Müll
Die Pläne für den Neubau sehen eine 135 Meter lange und mit 1,80 Meter dicken Stahlbetonwänden ausgestattete Halle für 74 Castoren mit hochradioaktivem Abfall vor. Das Genehmigungsverfahren soll bis 2022 abgeschlossen sein. Bei geplanten drei Jahren Bauzeit soll das neue Lager etwa 2025 in Betrieb gehen. In den vergangenen acht Jahren habe EWN die Abteilung die Sicherheit "im Einvernehmen mit den Behörden" durch "vorläufige Maßnahmen gewährleistet", so Cordes. Gemeint sind leichte bauliche Veränderungen und eine verstärkte Bewachung. "Auf dieser Grundlage ist damals wie heute festgestellt worden, dass es kein Sicherheitsdefizit bei der EWN gibt", so Cordes abschließend.
BUND fordert "Heiße Zelle"
Der Atomexperte des Umweltverbandes BUND, Fabian Czerwinski sieht das kritisch. Darüber hinaus kritisiert er, dass die Planungen für das neue Zwischenlager keine sogenannte Heiße Zelle vorsehen, einen gasdichten Raum, in dem kaputte Castoren ferngesteuert repariert werden können. In seinen Augen ist ein solcher Raum "eine infrastrukturelle Maßnahme, die an allen Zwischenlagern in Deutschland realisiert werden müsste, damit nicht defekte Castoren in Transporten von einem Standort zum anderen gebracht werden müssten." Eine solche Zelle gibt es Czerwinsky zufolge in Deutschland bislang nicht. Das EWN in Lubmin könne so Standards setzen, so Czerwinsky.