NDR Info - Redezeit

Kinderschutz - Was bringt ein Werbeverbot für Süßigkeiten?

Dienstag, 12. März 2024, 20:33 bis 22:00 Uhr, NDR Info

Kinderschutz - Was bringt ein Werbeverbot für Süßigkeiten?

Sendung: Redezeit | 12.03.2024 | 20:33 Uhr

HörerInnen haben in der NDR Info Redezeit mit Experten über Kinder als Kunden und ihren Schutz diskutiert. Die Sendung als Video-Mitschnitt.

Kinder lieben Süßigkeiten und Werbung verführt sie zusätzlich. Ein geplantes Werbeverbot kommt nicht voran. Woran liegt das? Und ist diese Maßnahme überhaupt die richtige?

Für Hersteller ist das lukrativ - Werbung für Süßigkeiten oder andere ungesunde Lebensmittel im Kontext von Kindersendungen schaffen Kaufanreize. Und was extra für Kinder gemacht ist, wird schon nicht so schädlich sein - so denken zumindest viele. Und der Süßigkeiten-Konsum hat Folgen. Zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland haben Übergewicht, und die Tendenz zeigt nach oben.

Gesetzentwurf zum Werbeverbot liegt seit einem Jahr vor

Eigentlich sollte zumindest mit der umfangreichen Werbung bald Schluss sein: Ein Gesetzentwurf von Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) liegt seit einem Jahr vor. Werbung für Produkte mit zu viel Zucker, Fett und Salz soll zu bestimmten Zeiten im Fernsehen und online komplett verboten werden. Unter anderem Montag bis Freitag von 17 bis 22 Uhr - und damit auch in der Primetime mit den meisten Zuschauern und höchsten Werbeeinnahmen. Außerdem soll es eine Bannmeile für Plakatwerbung rund um Kitas und Schulen geben.

Kinder sind besonders empfänglich für Werbung

Auf der Seite des Bundesernährungsministeriums heißt es zur Begründung: "Lebensmittelwerbung hat einen nachhaltigen Einfluss auf das Ernährungsverhalten bei Kindern unter 14 Jahren. Sie sind besonders empfänglich für Werbung. Eltern haben kaum die Möglichkeit, ihre Kinder vor Werbung zu schützen. Dabei wird gerade im Kindesalter Ernährungsverhalten entscheidend für das weitere Leben geprägt."

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Kritiker bezweifeln die Wirksamkeit eines Verbotes

Gegen dieses schärfere Gesetz gibt es aber Gegenwehr innerhalb der Bundesregierung. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Gero Hocker hält die bisher unterbreiteten Vorschläge für "noch nicht mal beratungsfähig". Der FDP-Politiker will Werbung nur dann verbieten, wenn sie direkt an Kinder gerichtet ist, zum Beispiel im Umfeld von Kindersendungen. Auch Lebensmittelverband und Werbeindustrie stemmen sich gegen die Vorschläge. Sie bezweifeln die Wirksamkeit von Werbeverboten. Ein Argument lautet: Der Grund von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen sei nicht in der Werbung für Süßigkeiten zu finden. Verantwortlich sei eher zu wenig Bewegung. Auch das Elternhaus und ausgewogene oder nicht ausgewogene Ernährung spielten demnach eine Rolle. Statt Werbeverboten müsse man Sport und Bewegung fördern.

AOK: Die Regierung muss endlich handeln

"Ernährungsbedingte Krankheiten sind ein zentraler Treiber der Krankheitslast in Deutschland", warnte hingegen der AOK-Bundesverband kürzlich in einem gemeinsamen Appell unter anderem mit Verbraucherzentrale Bundesverband und der Verbraucherorganisation Foodwatch. Die Organisationen betonen in ihrem Aufruf, Kinderschutz vor Werbung für Ungesundes sei ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Gesundheitsgefahren. Sie fordern, dass der Gesetzgeber endlich handelt.

Was halten Sie von einem Werbeverbot?

Was meinen Sie? Werden Kinder ausreichend geschützt vor den Verheißungen der Werbevideos? Gibt es hier eine Notwendigkeit, dass auch politisch mehr gesteuert wird? Oder ist gesunde oder ungesunde Ernährung der Kinder Ihrer Meinung nach Sache der Eltern? Und welche Rolle spielt dann eigentlich überhaupt Werbung für ungesunde Lebensmittel - wenn Mütter und Väter davon beeinflusst eher zugreifen?

NDR Info Moderatorin Birgit Langhammer begrüßte als Gäste:

Jana Fischer
Expertin für Lebensmittel und Ernährung in der Verbraucherzentrale Hamburg

Dr. Gero Hocker
Ernährungs-Experte der FDP-Bundestagsfraktion

Oliver Huizinga
Ernährungs- und Präventionsexperte im AOK-Bundesverband

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