Wohnruinen: Eigentümer profitieren
Auf den Gehwegen liegt Schutt, die Fassade der Häuser bröckelt, Fenster und Türen sind mit Brettern vernagelt. 5.000 Wohnungen stehen in Bremerhaven leer. Viele der einstmals prachtvollen Jugendstilhäuser sind verfallen. Die Seestadt besitzt die meisten Schrottimmobilien in Westdeutschland. Armut und Arbeitslosigkeit, aber vor allem auch Spekulanten sind für den Leerstand verantwortlich.
Sie kauften ganze Häuserzeilen, kassierten über Jahre die Mieteinnahmen, ohne in den Erhalt der Häuser zu investieren. Jetzt, wo die Mieter weg sind, bieten sie die Wohnruinen im Internet zum Kauf an. Ein ganzes Gründerzeitviertel ist in Bremerhaven davon betroffen. Machtlos steht die Stadt dem zunehmenden Verfall gegenüber. Die Eigentümer können nicht zur Sanierung verpflichtet werden. Und so bleibt der Stadt häufig nichts anderes übrig, als die Häuser aufzukaufen, um sie dann abzureißen - auf eigene Kosten.
Mindestens 100.000 Euro pro Abriss
Der Abriss kostet die klamme Kommune 10-15.000 Euro pro Wohneinheit - für ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen werden so mindestens 100.000 Euro fällig. Aus Sicht des Bremerhavener Baustadtrats Volker Holm eine unzumutbare Belastung für den kommunalen Haushalt. In den nächsten zwanzig Jahren werden aufgrund des demographischen Wandels in ganz Deutschland mehrere hunderttausend Wohnungen und Häuser abgerissen werden. Undenkbar, dass dafür nicht die Eigentümer, sondern die Steuerzahler aufkommen sollen.
Bundesregierung will Eigentümerhaftung offenbar ablehnen
Bremerhaven hat deshalb eine Gesetzesinitiative gestartet: Paragraph 179 des Baugesetzbuchs soll so geändert werden, dass Eigentümer künftig den Abriss selber zahlen müssen. 14 von 16 Bundesländern unterstützten im Bundesrat den Änderungsentwurf. Allerdings muss nun die Bundesregierung über den Antrag entscheiden. Und einem ersten Entwurf nach will sie den Vorschlag ablehnen. Der Schutz der Eigentümer wiegt offenbar schwerer als die Interessen der Steuerzahler.
