Tod von Papst Franziskus: Große Trauer auch im Norden

Stand: 22.04.2025 21:45 Uhr

Papst Franziskus ist am Ostermontag im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Er wird am kommenden Sonnabend in Rom beigesetzt, wie der Vatikan am Dienstag mitteilte. Auch in Norddeutschland trauern viele Menschen um den verstorbenen Papst.

Die Nachricht vom Tod von Franziskus verbreitete der Vatikan am Montagvormittag in einer Videobotschaft. Noch am Ostersonntag hatte sich das Oberhaupt der katholischen Kirche der Öffentlichkeit auf dem Petersplatz gezeigt und den Segen erteilt. Laut Vatikan habe der Schlaganfall zum Koma und einem irreversiblem Herzversagen bei Franziskus geführt. Wegen einer Lungenentzündung hatte der Papst im Frühjahr 38 Tage im Krankenhaus gelegen. Zuletzt hielt er sich wieder in seiner Residenz im Vatikan auf.

Franziskus stammte aus Argentinien und wurde am 13. März 2013 zum Papst gewählt. Er führte die katholische Kirche zwölf Jahre lang. Zuvor war er Erzbischof von Buenos Aires.

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Der Leichnam von Papst Franziskus im offenen Sarg im Petersdom in Rom. © dpa bildfunk/AP Foto: Alessandra Tarantino

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Hamburgs Erzbischof würdigt Franziskus

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße im Gespräch mit dem Hamburg Journal. © Screenshot
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße ruft die Gläubigen zum Gebet für den verstorbenen Papst auf.

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße schrieb auf Facebook, mit dem Tod von Papst Franziskus verliere die katholische Kirche einen großen Brückenbauer. "Es ist eine besondere Zeit, die nun zu Ende gegangen ist. Ich bin Papst Franziskus sehr dankbar. Er hat mich zum Erzbischof von Hamburg ernannt und meine bisherige Zeit als Bischof begleitet", so Heße und fügte hinzu, er erinnere sich gerne an die vielen Begegnungen mit Papst Franziskus. "Immer wenn ich mit ihm sprach, freute er sich und sagte: 'Hamburg, da war ich!' Lassen Sie uns nun für ihn beten."

Im NDR Kultur Interview sagte Erzbischof Heße, dass er die Nachricht vom Tod des Papstes persönlich beim Ostermontagsgottesdienst im St. Marien-Dom an die Gläubigen weitergegeben habe. "Die Leute waren schon geschockt", so Heße. Zur historischen Bedeutung des Pontifikats sagte er, diese werde sich wohl erst mit einigem zeitlichen Abstand vollständig ermessen lassen. Eine Sache aber steht für den Erzbischof außer Frage: "Ich glaube, sein Herz schlug am stärksten für Migranten und Flüchtlinge. Das ist in seiner Familie tief verankert: Wenn seine Großeltern nicht das Schiff nach Amerika verpasst hätten, wären sie mit untergegangen. Sie nahmen stattdessen das nächste - und kamen so sicher an. Ich denke, genau deshalb spielte das Thema Migration in seinem Pontifikat, in seiner Verkündigung und in seinem Herzen eine so große Rolle."

Franziskus' Familie ist aus Italien nach Argentinien ausgewandert. Seine Großeltern wären fast an Bord der "Principessa Mafalda" untergegangen, die 1927 vor der brasilianischen Küste sank.

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Erzbischof Koch blickt in Dankbarkeit zurück

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat den verstorbenen Papst Franziskus als einen zutiefst von der Frohen Botschaft durchdrungenen Menschen gewürdigt. "Ich selbst und alle Christinnen und Christen der Kirche in Berlin, der Mark Brandenburg und in Vorpommern blicken in Dankbarkeit zurück auf das von der Freude des Evangeliums geprägte Pontifikat unseres Papstes Franziskus", sagte Koch.

Papst war ein großes Vorbild

Der katholische Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, blickt mit Trauer auf den Tod von Papst Franziskus: "Er war nicht nur mir, sondern Millionen von Menschen weltweit ein großes Vorbild." Mit seiner unbändigen Freude für das Evangelium habe der Papst Gläubige jeden Alters weltweit inspiriert und elektrisiert. Zudem habe er wie kein anderer die Aufmerksamkeit der Welt auf die Not Geflüchteter gelenkt und mit seiner Umweltenzyklika "Laudato si" über die Grenzen der Kirche hinaus große Beachtung gefunden. Zu Franziskus' Errungenschaften hätten die Kinderschutzkommission im Vatikan und eine weltweite Meldepflicht für Missbrauchsfälle gehört. Nicht zuletzt habe der Pontifex sich für Reformen eingesetzt, etwa durch den weltweiten synodalen Prozess unter Einbeziehung der Kirchenbasis.

Franziskus habe mit seinem schlichten Lebensstil und seiner lebensnahen Sprache deutlich gemacht, dass nur eine einfache Kirche Gottes Heilsbotschaft glaubwürdig vermitteln könne, sagte der Osnabrücker Bischof Dominicus Meier.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte: "Mit dem Tod von Papst Franziskus verliert die Kirche einen großen Papst, einen umsichtigen Hirten und einen mutigen Erneuerer des kirchlichen Auftrags."

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Evangelische Kirche bekundet Anteilnahme

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, würdigte Franziskus als einen "geistlich von Hoffnung tief durchdrungenen Papst, der sich zugleich auf berührende Gesten verstand, um auf das Elend in der Welt aufmerksam zu machen." Markant und früher als viele andere habe er die Welt über die Not der Geflüchteten auf Lampedusa alarmiert.

Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, und Papst Franziskus © vatican News
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Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, betonte, mit Franziskus sei eine neue Atmosphäre für die ökumenischen Gespräche in die römisch-katholische Kirche eingezogen. Bewegt und inspiriert habe sie der Einsatz des Papstes "für Gottes bedrohte Schöpfung", sagte Kühnbaum-Schmidt.

"Franziskus war ein Vorbild an Bescheidenheit in Auftreten, Stil und Lehre", erklärte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, in Hannover. Er habe eine "Kirche Christi für die Armen, Schwachen und Benachteiligten" gewollt.

Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Thomas Adomeit, sagte: "Ich bin sicher, dass sein Leben und Wirken für viele Menschen weit über seinen Tod hinaus Vorbild und Inspiration sein werden."

Hamburger Muslime heben interreligiösen Dialog hervor

Auch der Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg würdigte den verstorbenen Papst. "Sein unermüdlicher Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und die Würde jedes einzelnen Menschen - ungeachtet von Religion, Herkunft oder sozialem Status - bleibt unvergessen", heißt es in einem Kondolenzschreiben der islamischen Gemeinschaften. Besonders hervorzuheben seien seine Offenheit im interreligiösen Dialog sowie seine klaren Worte gegen Hass, Ausgrenzung und Gewalt. Papst Franziskus habe Brücken gebaut - zwischen Konfessionen, Religionen und Kulturen.

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Nord-Regierungschefs würdigen den verstorbenen Papst

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte den Verstorbenen einen "außergewöhnlichen Menschen". Er habe Papst Franziskus in den Jahren 2014 und 2018 bei Privataudienzen sprechen können. "Er hat mich dabei durch seine klare Haltung für Zusammenhalt, Frieden und vor allem für die Schwachen in unseren Gesellschaften sehr beeindruckt."

"Papst Franziskus wird der Welt, der er immer wieder ins Gewissen geredet hat, sehr fehlen", sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) in Kiel. Die mahnenden Worte von Franziskus zur ungerechten Verteilung des Reichtums in der Welt blieben ebenso unvergessen wie sein couragierter Kampf gegen die Mafia.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) erklärte, Papst Franziskus "hat sich in seiner zwölfjährigen Amtszeit mit ganzer Kraft für Frieden, Gerechtigkeit, die Unterstützung der Armen und  mehr Menschlichkeit eingesetzt". Es habe viele Menschen sehr berührt, dass er am Ostersonntag trotz schwerer Krankheit noch den österlichen Segen "Urbi et orbi" erteilt habe. 

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte: "Der Papst hat sein Leben der christlichen Nächstenliebe gewidmet, sich weltweit für soziale Gerechtigkeit eingesetzt und in seiner Amtszeit die Erneuerung der katholischen Kirche vorangetrieben." 

Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) macht sich schon Gedanken über die Nachfolge: "Vielleicht wäre ein afrikanischer Papst ein schönes Zeichen für den weltumspannenden Anspruch der katholischen Kirche in Zeiten grassierender Nationalismen."

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Bundespräsident Steinmeier kondoliert

"Mit Franziskus verliert die Welt ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung, einen glaubwürdigen Anwalt der Menschlichkeit und einen überzeugenden Christen", schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem am Ostermontag veröffentlichten Kondolenzschreiben. "Seine Bescheidenheit, seine Spontaneität und sein Humor, vor allem aber sein spürbar tiefer Glaube haben Menschen auf der ganzen Welt berührt - und Halt, Kraft und Orientierung gegeben", so der Bundespräsident.

Kanzler Scholz übermittelt sein Mitgefühl

Der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat das Wirken von Franziskus gewürdigt und allen Gläubigen sein Mitgefühl übermittelt. "Mit Papst Franziskus verlieren die Katholische Kirche und die Welt einen Fürsprecher der Schwachen, einen Versöhner und warmherzigen Menschen", erklärte Scholz auf der Plattform X. "Seinen klaren Blick auf die Herausforderungen, die uns umtreiben, habe ich sehr geschätzt."

Designierter Bundeskanzler Merz trauert

CDU-Chef Friedrich Merz hat mit großer Trauer auf den Tod vom Papst reagiert. "Franziskus wird in Erinnerung bleiben für seinen unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft, für Gerechtigkeit und Versöhnung. Demut und der Glaube an die Barmherzigkeit Gottes leiteten ihn dabei", schrieb der designierte Bundeskanzler auf der Plattform X. "Damit berührte der erste Lateinamerikaner auf dem Heiligen Stuhl Menschen weltweit und über Konfessionsgrenzen hinweg", erklärte Merz.

"Anwalt der Armen und Ausgegrenzten"

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) schrieb zum Tod von Franziskus: "Seine kompromisslose Solidarität mit allen, die Schutz und Beistand bitter nötig haben, hat den Menschen in aller Welt Halt und Orientierung gegeben." Weiter erklärte der gebürtige Lübecker: "Seine klare Sprache gegen Gewalt und Ausgrenzung wird bleiben."

Auch die eher kirchenkritische Linkspartei zollte dem verstorbenen Papst höchsten Respekt. Linken-Chef Jan van Aken aus Reinbek bezeichnete ihn als "Anwalt der Armen und Ausgegrenzten".

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Rückblick auf einen Bescheidenheit ausstrahlenden Papst

Der erste südamerikanische Papst der Kirchengeschichte kämpfte zäh gegen die Folgen seiner schweren Lungenentzündung, schaffte es aus dem Krankenhaus zurück in den Vatikan und an Ostern noch einmal auf den Petersplatz. Dorthin, wo am 13. März 2013 sein Pontifikat mit einem mit sanft klingender Stimme gesprochenen "Buonasera" als Begrüßung begonnen hatte. Er verzichtete darauf, in die päpstliche Residenz im Apostolischen Palast zu ziehen und lebte bis zu seinem Tod in einer bescheidenen Wohnung im Gästehaus Santa Marta.

Wahl eines Nachfolgers beginnt in Kürze

Demnächst steht in der Sixtinischen Kapelle in Rom nun wieder ein Konklave an. Auf diese Weise bestimmt die katholische Kirche mit ihrer mehr als zwei Jahrtausende alten Geschichte den nächsten Papst. Wahlberechtigt sind Kardinäle aus aller Welt, solange sie das 80. Lebensjahr nicht vollendet haben. Zuvor gibt es nach katholischem Brauch eine neuntägige Trauerzeit.

Zu den Trauerfeierlichkeiten am kommenden Sonnabend werden Staatsgäste aus aller Welt erwartet. Aus Deutschland nehmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teil.

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | NDR Info | 22.04.2025 | 21:45 Uhr

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