Zu wenig Unterstützung für Afghanen? Vorwürfe in Hamburg

Stand: 03.09.2022 15:10 Uhr

Gut ein Jahr nach dem Truppen-Abzug der NATO aus Afghanistan fürchten noch immer viele Afghanen und Afghaninnen in Hamburg um das Leben ihrer Familie und Bekannten.

Längst ist das Thema aus den Schlagzeilen verschwunden. Bei einer Veranstaltung in der Bucerius Law School tauschen Afghaninnen und Afghanen am Wochenende in Hamburg ihre Erfahrungen aus und formulieren ihre Forderungen an die Politik. "Wir wollen den Menschen aus Afghanistan eine Stimme geben", sagt Fakhria Menzel von Bin e.V.. Der Verein, der sich für die Belange von Migranten, Migrantinnen und Geflüchteten einsetzt, hat die Veranstaltung gemeinsam mit anderen Beratungsstellen, der Refugee Law Clinic Hamburg und der Law Clinic der Bucerius Law School, organisiert.

Aufnahmeprogramm gefordert

"Um die 800 Evakuierungsanträge haben wir in Hamburg geschrieben", sagt Fakhria Menzel. Sie sei enttäuscht, dass Hamburg sich nicht mehr für die afghanische Gemeinde einsetze. Sie fordert ein Landesaufnahmeprogramm und einen sicheren Aufenthalt für alle Afghanen und Afghaninnen, die in Hamburg leben.

Laut Innenbehörde hat Hamburg bis Ende August 590 afghanische Ortskräfte und besonders schutzbedürftige Personen aufgenommen. Und die Stadt hat zusätzlich in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 1.400 afghanische Staatsbürger untergebracht.

Innenbehörde verteidigt sich

Ausreisen aus Afghanistan seien aufgrund der aktuellen Lage mit großen Schwierigkeiten verbunden, so die Innenbehörde. Dieses Problem könne nur auf internationaler Ebene über die Bundesregierung geregelt werden, dazu könnte ein Hamburger Landesaufnahmeprogramm überhaupt keinen Beitrag leisten.

Weitere Informationen
Osman Azimi © Screenshot

Flucht aus Kabul: "Ich habe noch nie so viele Tote gesehen"

Vor einem Jahr rettete die Bundeswehr Tausende Menschen aus Afghanistan vor den Taliban - ließ aber viele ehemalige Helfer wie Osman Azimi zurück. (15.08.2022) mehr

Zarifa Ghafari posiert vor dem UN-Symbol © picture alliance/dpa/KEYSTONE | Salvatore Di Nolfi Foto: Salvatore Di Nolfi

Frauenrechtlerin Zarifa Ghafari: Blick auf ein Leben in Afghanistan

Wie ist und war das Leben in Afghanistan? Warum ist sie geflüchtet? Darüber berichtet Zarifa Ghafari in ihrem Buch. (15.08.2022) mehr

Morsal O.

Chronik eines angekündigten Mordes - wie Hamburger Behörden versagten

Sie war 16 Jahre alt und hatte einen großen Freiheitsdrang. Der brachte Morsal in Konflikt mit ihrer aus Afghanistan stammenden Familie. Über Jahre wurde sie geschlagen - am Ende ist sie tot. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 03.09.2022 | 16:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein DJ-Mischpult steht in einem Club. © picture alliance / Shotshop Foto: Addictive Stock

Hamburger Senat hat Karfreitags-Tanzverbot gelockert

Hamburg hat als eines von wenigen Bundesländern das Tanzverbot aufgeweicht. Künftig gilt es nur noch von fünf Uhr am Karfreitagmorgen bis Mitternacht. mehr