Unterwegs mit dem Kältebus für Obdachlose
In den ersten Tagen dieses Jahres sind in Hamburg schon fünf Obdachlose gestorben - etwa 2.000 gibt es laut Sozialbehörde in der Stadt. Hilfe bietet zum Beispiel der Kältebus der Organisation "Alimaus" des Vereins St. Ansgar.
Vier Grad, Nieselregen. Ronald Kelm, Krankenpfleger und Niklas Berger, Allgemeinmediziner, sind mit dem Kältebus unterwegs durch die Hamburger Nacht. Ehrenamtlich. "Wir sehen auf der Straße Menschen, die zunehmend verelendet sind", sagt Kelm. Die Obdachlosen hätten durch die Corona-Pandemie viele Einnahmequellen verloren.
Eine Belastung für das Team
Die warmen Sachen, die Kosten für den Bus: alles spendenfinanziert. Die größte Gefahr für die Obdachlosen ist heute nicht die Kälte, sondern die Feuchtigkeit. In einem Durchgang am Hauptbahnhof sitzt ein stark alkoholisierter Mann. Er ist kaum ansprechbar, seine Hose nass. Ohne Hilfe hätte es für ihn eine lebensgefährliche Nacht werden können. "Die Nässe entzieht die Körperwärme, und das auch schnell", sagt Kelm. Der Mann muss dringend ins Winternotprogramm, so die Helfer. Sie wollen allen da draußen helfen, aber das klappt nicht immer. "Für alle im Team ist das eine Belastung", sagt Kelm. Abends frage er sich schon, ob er nicht jemanden übersehen habe.
Erschütterung wegen der Toten
Der Bus ist im Winter jeden Abend erreichbar. Fast immer führt die Tour zum Hauptbahnhof. Ein weiterer Obdachloser, dem sie begegnen, wurde im Krankenhaus operiert, aber schnell entlassen. Er braucht Medikamente. Da müssen erstmal die richtigen gefunden werden. Die fünf Toten in so kurzer Zeit, sie sind das Thema dieser Tage unter den Freiwilligen. "Dass die Zahl so hoch ist, ist erschüttert und erschreckend. Es muss die Frage gestellt werden, ob dieses Hilfesystem noch passend ist", sagt Kelm.
Harter Corona-Winter
Dann versorgen sie wieder einen Mann, der so viel getrunken hat, dass er die Nacht besser im Winternotprogramm verbringt. Alleine hätte er es nicht bis in die Friesenstraße geschafft. In diesen Extremsituationen muss das Team natürlich auch auf die Hygiene achten, den Bus dauernd lüften und desinfizieren. Der Winter auf der Straße ist in Corona-Zeiten noch härter. Die Freiwilligen des Kältebusses versuchen jede Nacht, die Not ein wenig zu lindern.
