Einsatzkräfte stehen nach einem Unfall mit einem Radfahrer und einem Reisebus am Unfallort. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt Foto: Daniel Bockwoldt
Einsatzkräfte stehen nach einem Unfall mit einem Radfahrer und einem Reisebus am Unfallort. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt Foto: Daniel Bockwoldt
Einsatzkräfte stehen nach einem Unfall mit einem Radfahrer und einem Reisebus am Unfallort. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt Foto: Daniel Bockwoldt
AUDIO: Tödlicher Rad-Unfall in St. Georg: Reisebus durfte nicht abbiegen (1 Min)

Tödlicher Abbiegeunfall in Hamburg: Reisebus durfte nicht abbiegen

Stand: 21.11.2023 10:47 Uhr

Nach dem tödlichen Abbiegeunfall mit einem Radfahrer in St. Georg am Wochenende steht jetzt fest: Der Reisebus hätte an der Stelle gar nicht abbiegen dürfen. Und der ADFC übt deutliche Kritik an der Polizei und der Hamburger Verkehrsbehörde.

"Es macht einen fassungslos, dass es schon wieder passiert ist!", sagt Dirk Lau vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Hamburg (ADFC). Es sei bereits das fünfte Mal in diesem Jahr in Hamburg, dass ein Radfahrer oder eine Radfahrerin bei einem Abbiegeunfall ums Leben kam, im gesamten Vorjahr wurden drei Fälle gezählt. Hinzu kommen fünf weitere tödliche Abbiegeunfälle, wenn man nicht nur Radfahrende zählt.

ADFC: Abbiegegeschwindigkeit häufiger kontrollieren

Außerdem sei man beim Fahrradclub wütend, dass es offenbar keine wirksamen Maßnahmen gebe, solche Unfälle zu verhindern. Die Polizei müsste beispielsweise die Abbiegegeschwindigkeit von Lkw viel häufiger kontrollieren, so der ADFC. Am Dienstag führte die Polizei nun eine solche Kontrolle durch. 15 Beamte und Beamtinnen maßen in Steinwerder, ob sich Lkw-Fahrer daran halten, beim Abbiegen nur maximal Schrittgeschwindigkeit zu fahren. "In Hamburg sind das elf Kilometer pro Stunde", sagte Enno Treumann von der Verkehrsdirektion. Außerdem werde kontrolliert, ob Radfahrende an roten Ampeln stoppen.

Reisebus hätte nicht abbiegen dürfen

Laut Polizei ist inzwischen klar: Der Reisebus, der am Sonnabend offenbar Aida-Kreuzfahrtreisende vom Busbahnhof abholen wollte, durfte an der Unfallstelle an der Kurt-Schumacher-Allee am Hauptbahnhof gar nicht in Richtung ZOB abbiegen, als er den 33-Jährigen Rennradfahrer überrollte. Ein "Durchfahrt verboten"-Schild weist extra darauf hin, dass das nur HVV-Bussen und Taxis erlaubt ist.

Polizei sucht Zeugen

Warum der 50 Jahre alte Fahrer trotzdem dort abbog, ist unklar. Die Polizei sucht auch noch Zeuginnen und Zeugen, die den Unfall beobachtet haben. Klar ist auch: Wenn Busse und Lkw in der Stadt rechts abbiegen, dürfen sie nur Schrittgeschwindigkeit fahren, dort ist die StVO vor zweieinhalb Jahren geändert worden.

Mahnwache am Freitag

Der ADFC will an der Unfallstelle in der Nähe vom Hauptbahnhof am Freitag um 19 Uhr eine Mahnwache abhalten. Und im Anschluss beginnt dort auch die große Fahrraddemo "Critical Mass" durch die Innenstadt.

Zehnter Todesfall bei Abbiegeunfällen in diesem Jahr

Erst Ende August war ein 15-Jähriger an der Osdorfer Landstraße von einem Lkw überrollt und tödlich verletzt worden. Auch in dem Fall hätte der Lastwagenfahrer dort gar nicht abbiegen dürfen.

Abbiegeunfälle im ganzen Norden ein Problem

Dem niedersächsischen Innenministerium liegen für 2023 zwar noch keine offiziellen Zahlen vor, nach aktuellem Stand sei es aber bislang zu acht tödlich verletzten Radfahrenden bei Abbiegeunfällen gekommen. In Schleswig-Holstein hat es nach Angaben der Polizei in diesem Jahr bisher ebenfalls acht tote Radfahrer im Zusammenhang mit Abbiegesituationen gegeben. Das Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern hat einen tödlich verunglückten Radfahrer registriert.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Hamburg Journal | 20.11.2023 | 16:00 Uhr

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