Kommentar: Corona und Schule - Wir müssen mit dem Risiko leben
Wie gefährlich ist es derzeit in die Schule zu gehen? Ziemlich gefährlich, wenn es um Corona geht, meint Andreas Gaertner in seinem Kommentar.
Die Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen steigt - stärker als bei Erwachsenen. Klar, denn fast alle Kinder unter 12 Jahren sind ungeimpft. Bei den 12- bis 17-Jährigen derzeit nur etwa die Hälfte. Gleichzeitig haben Gesundheits- und Schulbehörde die Regeln gelockert: Ist bei einem Kind eine Corona-Infektion festgestellt worden, muss selbst der Sitznachbar oder die Sitznachbarin nicht mehr zwangsläufig in Quarantäne.
Eltern verunsichert, Präsenzpflicht gilt
Schulen müssen auch nicht mehr mühsam die Kontakte Infizierter nachverfolgen. Das alles hat bei vielen Eltern für Verunsicherung gesorgt. Zumal sie in der Regel jetzt gezwungen sind, ihre Kinder wieder in die Schule zu schicken. Die sogenannte Präsenzpflicht - lange wegen Corona aufgehoben - gilt wieder. Ausnahmen gibt es nur gegen Attest.
Zweifel auch wegen vieler falscher Testergebnisse
Schulsenator Ties Rabe (SPD) sagt: Hamburgs Schulen seien die sichersten in ganz Deutschland - durch regelmäßiges Testen, Lüften, Maske-Tragen, durch geimpfte Lehrkräfte und Luftfilter in allen Klassenzimmern. Damit hat er wohl recht. Andererseits: Die vielen falschen Testergebnisse und die weniger strengen Regeln bei Quarantäne und Kontaktverfolgung lassen gerade jetzt viele Lehrkräfte und Eltern zweifeln, ob wirklich alles getan wird.
Neue Schulschließungen wären eine Katastrophe
Zumal: Bis neue Tests da sind und ausreichend Kinder zwischen 5 und 12 Jahren geimpft sind, wird es noch dauern - wahrscheinlich Monate. Dazu kommt: Solange nicht genügend Ältere geimpft sind, drohen neue Schulschließungen. Die aber wären eine Katastrophe. Schon jetzt sind die Schäden immens. Bildungslücken sind vielleicht sogar das geringere Problem. Soziale und psychische Folgen bei Kindern und Jugendlichen sind viel schwerer wieder wettzumachen. Die Jüngsten zahlen jetzt schon den Preis für die Nachlässigkeit der Älteren.
Es ist nicht ohne Risiko, jetzt seine Kinder in die Schule zu schicken. Aber: Wir müssen derzeit mit diesem Risiko leben.
