CD-Cover "Mountain Melody" von Mulo Francel © Fine Music/GLM

Auf den Dächern der Welt

Stand: 12.11.2021 13:39 Uhr

Die Essenz des Berges wird zum Klang, die Weite der Aussicht zur Melodie. Mulo Francel hat diese Melodien nun zu einem Album verdichtet.

von Thomas Haak

Mulo Francel ist Saxofonist, Klarinettist und nicht zuletzt Weltreisender. Mit seinem Ensemble Quadro Nuevo ist er seit 25 Jahren global unterwegs, was ihm Gelegenheit gibt, sich an unterschiedlichsten Orten Überblick zu verschaffen. Wobei das Bergsteigen dem Voralpinisten gewissermaßen ein natürliches Bedürfnis ist: "Hier oben gewinnt der Geist eine großzügige Haltung. Die Probleme und Proportionen des Alltags bleiben im Tal." Erläutert ein Musiker, der über viele Jahre hinweg in ganz unterschiedlichen Ländern zusammen mit Gleichgesinnten und hochwertiger Ausrüstung diverse Gipfel erklomm. Beispielsweise in Griechenland den knapp 3000 Meter hohen Göttersitz Olymp, auf den ein ganzes Arsenal an Instrumenten geschleppt wurde, indisches Harmonium und Bass-Balalaika inklusive.

Gipfeltreffen jenseits der Zivilisation

Wobei die Höhe der Berge für "Mountain Melody" weniger entscheidend war, als die Bedeutung der Orte. Wie zum Beispiel der Kraterrand der Insel Vulcano nördlich von Sizilien, der nur knapp 400 Meter über dem Meeresspiegel liegt, aber mit seinen dampfenden Schwefelschwaden in eine Kraterwelt blicken lässt, in der die Römer die Werkstatt von Vulcanus, den Gott der Schmiedekunst und des Feuers, wähnten. Mulo Francels Saxofon-Sound hallt darin, wie in einem riesigen Amphitheater - umgeben von einer mythenumwehten Inselwelt. Die, wie die meisten Gipfelaufnahmen, im Beiheft zu "Mountain Melody" fotografisch dokumentiert ist. Nebst informativen wie poetischen Texten zu Aufnahmen, die später im Studio instrumental ergänzt und verdichtet wurden. Etwa zusammen mit dem Gitarristen Philipp Schiepek, dem Pianisten Chris Gall oder der Harfenistin Evelyn Huber.

Mulo Francel und seine Band spielen auf dem Gipfel des Olymp in Griechenland. © Marinus Franzl Foto: Marinus Franzl
Kollektive Freude nach einem anstrengenden Aufstieg auf der höchsten Hochebene Griechenlands, dem Olymp.

Dabei entstanden erhabene Klanglandschaften zwischen Orient und Okzident, die zudem etwas atmen, das insbesondere in städtischen Alltagen verloren gegangen ist: "Dort oben schweigt die Zivilisation. Keine Motoren, kein digitales Piepsen. Vereinzelt der Ruf einer Bergdohle" – sagt Mulo Francel und fügt hinzu: "Manchmal erhaschten wir ein Echo. Aber meist existiert keinerlei Raumakustik, sondern die völlige Offenheit der tonalen und visuellen Ausbreitung."

 

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Mountain Melody

Genre:
Jazz
Zusatzinfo:
Label:
Fine Music/GLM
Veröffentlichungsdatum:
29.10.2021
Preis:
17,99 € €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Play Jazz! | 15.11.2021 | 22:35 Uhr

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Jazz

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