NDR Radiophilharmonie
Freitag, 20. Mai 2022, 20:00 bis
22:00 Uhr
Mahler und Schostakowitsch sind Komponistenbrüder im Geiste: Ihr Markenzeichen ist Doppelbödigkeit, ihre bevorzugten stilistischen Mittel sind Humor, Ironie und Groteske. Das zeigt sich auch in den Werken, die in diesem Konzert auf dem Programm stehen: Schostakowitschs erstes Cellokonzert und Mahlers Sinfonie Nr. 4.
Ein Cellokonzert, das es in sich hat
Die hohen technischen Anforderungen in diesem Konzert sind kein Zufall, denn es Schostakowitsch hatte es keinem Geringeren als Mstislaw Rostropowitsch auf den Leib geschrieben. Noch einmal blickte der Komponist dabei auf die Stalin-Ära und das Leid dieser bleiernen Jahre zurück. Daher rühren die forcierte Fröhlichkeit in den Ecksätzen, die tiefe Melancholie im langsamen Satz und das ausufernde Selbstgespräch in der furiosen Solokadenz. Der international gefeierte deutsche Cellist Leonard Elschenbroich hatte 2017 mit Schostakowitschs zweitem Cellokonzert sein Debüt bei der NDR Radiophilharmonie gegeben.
Eine Sinfonie, die neue Türen öffnet

Überwindung ist auch das Thema von Gustav Mahlers vierter Sinfonie. Nach den immer gewaltigeren Dimensionen seiner ersten drei Sinfonien bedeutete die klassizistisch anmutende Vierte nur scheinbar einen Rückschritt. In Wahrheit stieß sie neue Türen auf: durch das Nebeneinander von kindlicher Naivität und Todesahnung, Ernst und Humor, Kunst und Natur. Gerade der Verzicht auf Bombast und Überwältigung macht sie zu einer der tiefsten, ergreifendsten Schöpfungen Mahlers. Den Gesangspart im Schlusssatz übernimmt die amerikanische Sopranistin Heidi Stober, die lange zum Ensemble der Deutschen Oper Berlin zählte. Seit 2011 gastiert sie regelmäßig an der New Yorker Met.
Debüt bei der NDR Radiophilharmonie
Am Pult der NDR Radiophilharmonie gibt Marc Albrecht sein Debüt. Der gebürtige Hannoveraner hat in den vergangenen Jahrzehnten eine aufsehenerregende Karriere hingelegt, u. a. als Generalmusikdirektor des Staatstheaters Darmstadt, Chefdirigent des Orchestre Philharmonique de Strasbourg sowie der Dutch National Opera und als Gastdirigent bei den Festspielen in Salzburg und Bayreuth.
Moderation: Friederike Westerhaus
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