Das Konzert
Montag, 24. Januar 2022, 20:00 bis
22:00 Uhr
"Finnland ist ein kleines Land, da passt immer nur ein Phänomen auf einmal", sagt Terhi Dostal. Und sie muss es wissen. Denn als Finnin, Pianistin und Musikwissenschaftlerin kennt sich Dostal bestens mit der Musik ihres Heimatlandes aus. Promoviert hat sie über die Werke von Johannes Brahms, die sie auch oft in ihren Konzerten aufführt. Darüber hinaus hat Terhi Dostal mehrere Dokumentarfilme über Brahms gedreht.
Sibelius, Merikanto und Hannikainen beim Festival "Nordischer Klang"

Bei ihrem Konzert in Greifswald im August 2021 beim Festival "Nordischer Klang" spielte Terhi Dostal ausschließlich finnische Werke, vor allem die frühen Stücke des "Phänomens" Jean Sibelius, der als DER Komponist Finnlands gilt und damit viele interessante Kollegen in den Schatten stellte. Oskar Merikanto zum Beispiel und vor allem Ilmari Hannikainen, mit dem sich Terhi Dostal viel beschäftigt hat. Sie hat einige verloren geglaubte Werke von Hannikainen wiederentdeckt.
"Ilmari Hannikainen war ein großer Klaviervirtuose und später Klavierprofessor an der Sibelius-Akademie in Helsinki." Erzählt die Pianistin. "Alles, was Hannikainen geschrieben hat, hat tatsächlich immer etwas. Es gibt keine einzige langweilige Komposition. Seine Musik ist immer äußerst pianistisch geschrieben, hochqualitativ und vom Stil her zwischen Romantik und Impressionismus."
Aus Manuskripten hat Terhi Dostal zwei von Hannikainens Klavierwerken in Greifswald aufgeführt, auch seine etwas bekannteren, bereits veröffentlichten "Impressionen" op. 5 und natürlich mehrere Klavierwerke von Jean Sibelius. Beide Komponisten waren in den Sommermonaten im finnischen Kuhmoinen, einem malerischen Ort am Päijänne-See, der Künstler und Komponisten um 1900 anzog.
Kuhmoinen als Ort der Ruhe und Inspiration
"Natürlich war Sibelius ein Genie und seine Musik hat immer etwas Interessantes und Besonderes. Aber er war kein Pianist, er war ein Geiger. Und er schrieb wunderbar für Orchester. Aber immer, wenn ich seine Klaviermusik spiele, habe ich Schwierigkeiten. Ich muss denken: "Hier spielen jetzt die Klarinette oder die Streicher." Und das versuche ich dann mit dem Klavier zu verwirklichen... Mit Hannikainen habe ich das Problem nicht. Alles, was er schreibt, passt für das Klavier, ist sogar so interessant, dass man davon lernen kann."
Komponierende Klaviervirtuosen
Terhi Dostal, die seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Berlin lebt, spielte auch ein eigenes Werk, ihre 2020 komponierte virtuose Sonatine. "Als 2020 alle Konzerte abgesagt worden, war ich nicht nur deprimiert", gesteht sie. "Mein erster Gedanke war: 'Oh, endlich habe ich Zeit mehr zu komponieren.'"
Eine Sendung von Chantal Nastasi.
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