SHMF: Esmé Quartet verzaubert Publikum auf Schloss Gottorf
Das Esmé Quartet hat im Rahmen des SHMF Brahms' Streichquartette Nr. 1 und Nr. 2 vor ausverkaufter Reithalle des Schloss Gottorf in Schleswig gespielt. Das Publikum hat sich begeistert gezeigt.
Als das Esmé Quartet am Donnerstag um 19.30 Uhr die Bühne in der Reithalle von Schloss Gottorf betritt, liegt eine schwierige Aufgabe vor ihnen. Brahms' Streichquartette sind nicht leicht zu fassen und fordern die Musizierenden auf besondere Weise. Violinistin Wonhee Bae verrät, dass sie das Spiel dieser Werke als "harte Arbeit" empfindet. Schon der Zugang zu den Kompositionen sei eine große Herausforderung gewesen, erzählt die 35-Jährige.
Ein wichtiger Teil der Vorbereitung habe in der Befassung mit der Person Johannes Brahms gelegen, und dem Zeitgeist, mit dem er komponierte. Zunächst haben sie mithilfe von Büchern die Gefühlswelt des Komponisten erforscht, aus dieser Perspektive heraus das Werk interpretiert, und es dann in die heutige Zeit transferiert. Die dichten Notenfolgen auf der Bühne darzubieten sei nicht weniger anstrengend, berichtet Bae. Doch zum Einstieg spielt das Esmé Quartet zunächst Auszüge aus Antonín Dvořáks Zypressen für Streichquartett von 1887.
Südkoreas erstes weibliches Streichquartett
Schon während der Proben vor dem Konzert ist Jiwon Kim (Viola), Wonhee Bae (Violine I), Ye-Eun Heo (Cello) und Yuna Ha (Violine II) die Spielfreude anzumerken, mit der sie das Publikum in ihren Bann ziehen. Eine Zuschauerin meint: "Die Musik ist teilweise etwas tragend, aber das kann man ja den Damen nicht vorwerfen."
In ihrer Muttersprache diskutieren die vier in Deutschland lebenden Koreanerinnen über die Inszenierung, spielen an, brechen ab, diskutieren wieder, teils stark gestikulierend. Es macht Spaß, ihnen dabei zuzuschauen. Die Dynamik zwischen den vier jungen Frauen stimmt. Dass sie als Quartett harmonieren, bemerken die langjährigen Freundinnen erstmals, als sie an der Hochschule 2016 zusammen vorspielen. Noch im selben Jahr gründen sie das erste rein weibliche Streichquartett und feiern in dieser Konstellation bereits große Erfolge, die auch in ihrem Heimatland verfolgt und gefeiert werden.
Vier Musikerinnen machen ihrem Namen alle Ehre
Nach Dvořák ist Brahms an der Reihe, zunächst sein Streichquartett Nr. 2. Schon mit den ersten Tönen zieht das Esmé Quartet das Publikum in seinen Bann. Einige schließen die Augen, andere bewegen sich sitzend zu der intensiven Darbietung. Die "harte Arbeit" auf der Bühne, von der Violinistin Wonhee Bae gesprochen hat, ist deutlich zu spüren. Die Zuschauer*innen sind ergriffen von dieser Inszenierung.
Schon vor dem Auftritt orakelte Wonhee Bae: "Ich bin mir sicher, Sie werden uns lieben!"
Esmé bedeutet frei übersetzt "geliebt". Der Name passt. In den vergangenen Jahren erfuhr das Esmé Quartet bereits viele Ehrungen. Bei der International String Quartet Competition 2018 in der Londoner Wigmore Hall gewannen sie den ersten Preis und weitere vier Sonderpreise, darunter den Mozart- und den Beethoven-Preis. 2019 folgte eine Auszeichnung des Festivals Aix-En-Provence und der erste Preis des 55. Possehl Musikpreises in Lübeck. Auch auf Schloss Gottorf werden sie nach dem Auftritt geehrt: Standing Ovation von einem hingerissenen Publikum. Im Anschluss machen die vier Damen ihrem Namen abermals alle Ehre. Als Zugabe gibt es ein koreanisches Volkslied, mit dem sie sich endgültig in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer spielen.
