"Porgy and Bess" beim SHMF: Mitreißend schon bei den Proben
Beim Abschlusskonzert des SHMF spielt das NDR Elbphilharmonie Orchester die Gershwin-Oper "Porgy und Bess". Die Solistinnen und Solisten sind Stars der New Yorker Metropolitan Opera, darunter Morris Robinson.
Ist das noch eine Probe oder schon eine After Show Party? Die ersten Takte des Songs "It a’int necessarily so" erklingen im Rolf-Liebermann-Studio, der Chor jubelt, das Orchester strahlt. Katrin Scheitzbach aus den ersten Geigen lacht: "Ein normale Probe ist das wirklich nicht. Das ganze Feeling mit den Sängern ist großartig."
"Porgy und Bess" beim SHMF: "Ein unglaubliches Ereignis!"
Die Mitglieder des NDR Vokalensemble gucken noch für die Präzision sicherheitshalber konzentriert in die Noten, die Gäste vom Kapstadter Opernchor haben da schon längst den Groove, feiern beim Singen und reißen alle mit. Ganz stark! "Die geben uns so viel Power", freut sich Altistin Gesine Grube.
"Für uns Norddeutsche, die eher ein bisschen steif sind und für die alles, was über 'Moin!' hinausgeht, Gesabbel ist, ist das ein unglaubliches Erlebnis. Es geht wirklich durch Mark und Bein und direktemang ins Herz." Man kann den Hamburger Musikerinnen und Musikern wirklich beim Auftauen zusehen.
Erst mal in den Swing kommen
Die Besetzung ist traumhaft. Das NDR Elbphilharmonie Orchester konnte für die Titelpartie den US-Amerikaner Morris Robinson gewinnen, einen der bekanntesten Sänger des Landes. Der Komponist George Gershwin hatte verfügt, dass bei Aufführungen der Oper nur Schwarze Sängerinnen und Sänger die Rollen übernehmen dürfen.

Elisabeth Llewellyn hat die Rolle der Bess schon in der New Yorker Metropolitan Opera gesungen. Gershwins Musik kommt so leicht daher, doch hinter den großen Hits steckt in den Noten harte Arbeit - auch für die Geigen, sagt Katrin Scheitzbach: "Summertime geht noch - aber bei manchen Stellen erschrickt man. Da muss man erstmal in den Swing reinkommen."
Diskussion über "kulturelle Aneignung"
Es ist eine Oper voller Ohrwürmer und mit viel Broadway-Aroma. Allerdings merken Kritiker immer wieder an, dass der Komponist George Gershwin ein weißer Jude von der US-Ostküste gewesen ist, eine Oper über das Leben in einer Schwarzen Community geschrieben hat. Ist das nicht diese 'kulturelle Aneignung', von der jetzt immer die Rede ist? Alan Gilbert, der Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters rät im neuen NDR-Podcast "About Music" zur Gelassenheit.
"Natürlich ist das Stück in dieser Hinsicht fehlerhaft und damit eine Grundlage für wichtige Diskussionen", sagt Gilbert. "Aber am Ende ist es für mich ein künstlerisches Meisterwerk. Man muss es hören und akzeptieren in seiner fehlerhaften Herrlichkeit."
Premiere der Oper voller Broadway-Aroma auf großer europäischer Bühne
Mit "Porgy und Bess" hat das Orchester einiges vor: Die Premiere findet auf großer europäischer Bühne statt, denn am kommenden Donnerstag treten die Musikerinnen und Musiker damit beim weltbekannten Festival in Luzern in der Schweiz auf. Auch zum Finale des Schleswig-Holstein Musik Festivals in Kiel wird "Porgy and Bess" erklingen. In Hamburg ist die Oper dann Ende Mai 2023 in der Elbphilharmonie zu erleben.
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