Bei den King's Singers passt die Musik zu den Auftrittsorten
Extra für diesen Festivalsommer haben die King's Singers aus ihrer schier grenzenlosen Musikbibliothek ein Programm zusammengestellt, das erneut Klangperlen aus mehreren Jahrhunderten vereint - dabei stellen sie Johannes Brahms in den Fokus.
Seit den frühesten Kindertagen des SHMF verzaubern und begeistern The King’s Singers das Publikum. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus lupenreinem Gesang, britischem Humor und einer großen stilistischen Bandbreite haben sie Maßstäbe gesetzt - sie sind die unangefochtenen Könige der A-cappella-Welt. Über 50 Jahre nach seiner Gründung ist das Ensemble längst zur britischen Institution geworden.
Nichts, was man sechsstimmig singen kann, haben die Musiker in den vergangenen Jahrzehnten ausgelassen: Choräle, Werke der Renaissance, der Romantik und der Neuzeit, Songs der Comedian Harmonists, von den Beatles oder Billy Joel, Spirituals sowie Pop- und Jazz-Standards. Wann immer ein personeller Wechsel anstand, ist es den King’s Singers gelungen, das hohe Niveau und jenen unverkennbaren Sound beizubehalten, für den sie weltberühmt sind. Jetzt sind sie beim Schleswig-Holstein Musikfestival unterwegs.
Dienstagabend sind die King's Singers in Kappeln an der Schlei in der St. Nikolai-Kirche aufgetreten, wie war's?
Jonathan Howard: Ganz schön. Ich bin nie zuvor in Kappeln gewesen, es ist eine sehr schöne Stadt - mit dem Hafen und dem Fisch. Die Kirche ist sagenhaft, alleine die Akustik ist wunderschön. Wir haben eine tolle Zeit gehabt, das war cool.
Es gibt Musik, die bestens in Kirchenräume passt, zum Beispiel Palestrina und Duruflé - französische Spätromantiker. In eurem Programm stehen außerdem typische Songs im 'Close Harmony'-Stil. Was ist das genau?
Howard: Die ganzen Lieder, die für uns geschrieben worden sind, speziell für unsere Stimmen - die nennen wir Close Harmony, weil es um die Akkorde geht und wie dicht aneinander die individuellen Noten sind. Also, wenn die Akkorde ganz dicht aneinander sind, dann hat man eine Harmonie, die ganz eng ist. Daher kommt unsere besondere Klangfarbe. Deshalb nennen wir diese Lieder immer Close Harmony. Aber das kann alles bedeuten: Folk-, Jazz- oder Pop-Lieder und wir wählen die immer so aus, dass sie zu dem Raum passen, in dem wir spielen. Also wenn wir in einer Kirche sind, dann sind es eher Spirituals oder Lieder, die ein bisschen langsamer sind, weil man mehr Echo hat. In einem Theater oder einem Konzertsaal können wir Sachen spielen, die vielleicht mehr Popig sind, oder ein bisschen schneller, die gehen dann nicht in einem langen Echo verloren.
Sie sind seit 2010 dabei, das Ensemble gibt es seit 54 Jahren - hatten Sie da zeitweise die Funktion über den Klang zu wachen oder dann den Staffelstab weiterzugeben, weil anschließend sind ja immer wieder neue Mitglieder dazugekommen.
Howard: Weil sich die Besetzung immer ganz langsam ändert, ist es nie so, dass vier Leute gleichzeitig die Gruppe verlassen und die Gruppe sich dann ganz neu fühlt. Deshalb ist es nicht schwierig, vom Klang her eine Kontinuität zu bekommen. Als Neumitglied muss man einfach in die Gruppe reinpassen. Deshalb ist es nicht immer so ganz schwierig, die einzigartige Klangfarbe zu erhalten.
Es wird auch wieder Meisterkurse geben beim Schleswig-Holstein Musikfestival. Wie funktioniert das? Kommen da ganze Ensembles und Sie arbeiten mit denen als Ensemble, oder teilen sie sich auf?
Howard: Beides. Es kommen einige Ensembles, die schon ein Ensemble sind und wir arbeiten mit denen, um ihnen zu helfen und ihre Musik besser aufführen zu können. Manche Leute kommen auch alleine. Mit diesen Leuten bauen wir einzelne Gruppen - dieses Jahr haben wir zum Beispiel zwei solcher Gruppen: eine Frauengruppe und eine ist gemischt. Die werden zusammen Lieder lernen und sie lernen, wie sie die am besten vorführen können. Ich liebe das. Manchmal hat man die Gelegenheit mit Gruppen zu arbeiten, die ganz schwierige Stücke proben, da kann man mit ihnen kleine Unterschiede ändern und dann machen sie tolle Fortschritte. Die Gruppen lernen viel und wir lernen auch von den Gruppen - das hat viele Vorteile.
Das Gespräch führte Mischa Kreiskott.
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