Expressionist Steffen Schwien: Bilder aus Feuer und Wasser
Um den Expressionisten Steffen Schwien aus Söhren bei Malente reißen sich internationale Galerien von Dubai bis New York. Er ist Autodidakt und hat erst vor sechs Jahren angefangen zu malen. Ein Besuch im Studio.
Malerei hat Steffen Schwien nie gelernt oder studiert. Der Auslöser für seine Kunst war ein Sportunfall vor zwölf Jahren, der sein Leben auf den Kopf gestellt hat. Monatelang war nicht klar, ob er querschnittsgelähmt ist. "Die Wahrscheinlichkeit war sehr gering, dass ich jemals wieder laufen kann", sagt Schwien. "Ich hatte das Gefühl riesengroßes Glück und eine zweite Chance bekommen zu haben." In dem Moment, wo er den Unfall überlebt hatte, sei ihm das eigentlich schon bewusst gewesen.
Mit seiner Kunst will er etwas zurückgeben. Seine neuesten Werke sind Collagen mit Botschaften gegen Faschismus, Diskriminierung und Fremdenhass - hin zu mehr Menschlichkeit. "Ich bin in meiner künstlerischen Karriere an einem Punkt angekommen, wo ich finde, dass man mit seiner Kunst etwas erreichen kann", sagt Schwien. Seine Reichweite wolle er nutzen, um etwas Positives in der Welt zu bewirken.
Meditation ist der Schlüssel zu Schwiens Kunst
Bevor Steffen Schwien anfängt zu malen, kommt er erstmal zur Ruhe. "Wenn ich ins Studio gehe, dann sammele ich mich immer erst", sagt Steffen Schwien. Zehn bis 15 Minuten Meditation - bevor es losgehe. "Das ist für mich immer ganz wichtig, weil ich dann merke, welche Energien in diesem Moment da sind."
Dann komme der Prozess des Farbemischens, der mehrere Stunden in Anspruch nehme. "Dabei höre ich Musik, die zu der jeweiligen Situation und der Stimmung passt", sagt Schwien. "Ich fühle in diesem Moment, was in mir drin ist und was raus muss."
Bilder aus Feuer und Wasser
Seine Bilder, sagt Steffen Schwien bestehen aus den Elementen Wasser und Feuer. Bis zu zehn Schichten Akrylfarbe trägt er auf einem Bild auf. Die letzte Farbschicht verändert der Künstler mit einem Bunsenbrenner. Dadurch entstehen Blasen, die Farbe bricht auf und untere Schichten werden wieder sichtbar. Manchmal ist ein Bild in ein paar Tagen fertig, manchmal ist es ein Prozess, der Monate dauert. Jedes Bild erzählt eine persönliche Geschichte.
"Es gab schon die Fälle, wo jemand vor einem Bild stand und wirklich in Tränen ausgebrochen ist, weil er die emotionale Bedeutung hinter diesem Bild verstanden hat", sagt Schwien. "Das ist für mich das beste Gefühl überhaupt, weil ich weiß, dass das real ist." Weltweit sind seine Bilder zu sehen. Auch in seiner Galerie in Söhren bei Malente. Dort öffnet am 23. Oktober die neue Ausstellung mit dem Titel "Human".