Schloss Gottorf erhält Kristus-Zyklus von Karl Schmidt-Rottluff

Stand: 18.11.2022 10:32 Uhr

Das Landesmuseum auf Schloss Gottorf hat den Kristus-Zyklus des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff geschenkt bekommen. Der Zyklus ist eines der grafischen Hauptwerke des Künstlers.

"Ich muss angesichts des Völkerschlachtens noch stärkere Formen finden", so beschreibt Karl Schmidt-Rottluff, wie er seine traumatischen Weltkriegserfahrungen 1918 im Kristus-Zyklus verarbeitet. Mit dicken Konturen und abstrakten Details im Holzschnitt. Die religiösen Motive sind für ein Mitglieder der Künstlergruppe Brücke eher ungewöhnlich. "Das Spannende ist diese Vermischung von Christentum auf der einen Seite und dem Maskenartigen", sagt Thorsten Sadowsky vom Museum für Kunst und Kulturgeschichte im Schloss Gottorf. Afrikanische Kulturen hätten als Inspiration eine Rolle gespielt. "Dieses Zusammenspiel ist besonders kennzeichnend für den Deutschen Expressionismus, aber auch für die frühe Avantgarde insgesamt."

Karl Schmidt-Rottluffs Kunst in der NS-Zeit verfemt

Karl Schmidt Rottluff © picture alliance
Karl Schmidt-Rottluf war einer der führenden Expressionisten und Mitbegründer der Künstlervereinigung Brücke. Er wurde am 1. Dezember 1884 bei Chemnitz geboren und verstarb am 10. August 1976 in Berlin.

Karl Schmidt-Rottluff gehörte zusammen mit Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl und Erich Heckel 1905 zu den Gründungsmitgliedern der Künstlergruppe Brücke. Diese ist für die Entwicklung des Expressionismus in Deutschland von herausragender Bedeutung.

Schmidt-Rottluffs Werke werden im Nationalsozialismus als "Entartete Kunst" verfemt und teilweise vernichtet. Der Kristus-Zyklus gelangt jedoch nach England. Später kommen die Werke durch einen Tausch vollständig erhalten in die Hände des Lebenspartners der Schleswigerin Maren Harms. Nach seinem Tod beschließt Maren Harms, sie für jeden zugänglich zu machen. "Ich wusste, dass ich mir diese wunderschönen Blätter nicht in die Wohnung hängen kann", sagt Harms. "Ich bin als gebürtige Schleswigerin dankbar, dass sie hier einen würdevollen Platz bekommen haben."

Ein kostbares Geschenk, ausdrucksstark geformt, weit gereist und bestens erhalten. Die Blätter der Mappe werden von nun an in der Galerie der Klassischen Moderne gezeigt. Sie sind noch bis zum 30. Dezember im Schloss Gottorf zu sehen. Dann werden die Ausstellungsräume im ehemaligen Stallgebäude für eineinhalb Jahre für Modernisierungsarbeiten geschlossen. Bis Ende Juni 2024 geht die Sammlung Horn, die in dem Gebäude ebenfalls beheimatet ist, dann mit Highlights des Expressionismus auf Tournee durch drei Museen in der Schweiz und Deutschland.

Mit Informationen von Lisa Knittel (Schleswig-Holstein Magazin).

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 18.11.2022 | 19:30 Uhr

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