Lübecker Ausstellung widmet sich dem Mythos Joseph Beuys
Die Lübecker Overbeck-Gesellschaft zeigt Werke der Gruppe YIUP - Künstler, die bei Joseph Beuys studierten und den Kult um ihn ablehnten. In der Ausstellung "Die Welt ist schön" ist auch ein von ihnen erbeuteter Hut zu sehen.
In der Lübecker Overbeck-Gesellschaft liegt ein Hut, geschützt in einer Glasvitrine. Die Kopfbedeckung hat es in sich: Es ist der Hut von Joseph Beuys, dem Kunst-Erschütterer der 1960er-Jahre, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Ein Messias oder ein Scharlatan? Die Lübecker Ausstellung setzt sich mit dem Mythos Beuys auseinander. Es ist die erste historische Aufarbeitung der Aktivitäten der Künstlergruppe YIUP.
YIUP: kritische Haltung gegenüber messianischer Verehrung Joseph Beuys'
YIUP formierte sich 1969 an der Düsseldorfer Kunstakademie und war bis 1972 aktiv. Antrieb war eine kritische Haltung gegenüber der bereits zu ihrer Zeit fast schon messianischen Verehrung von Joseph Beuys.
Oliver Zybok von der Overbeck-Gesellschaft ist ein Beuys-Kenner und weiß, "dass er Jünger um sich geschart hat, die ihm bedingungslos folgten. Beuys stellte rasch durchschaubare Marketing-Strategien um seine Person in den Vordergrund - und weniger seine künstlerische Arbeit, so die Sicht der YIUP-Künstler. Er hatte begonnen, selber einen Mythos zu schaffen. Und das ging den fünf Protagonisten gelinde gesagt auf die Nerven."
Ausstellung "YIUP - Die Welt ist schön" im Kunstverein Lübeck
Die Gruppe bestand aus den Künstlern Peter Angermann, Robert Hartmann, Joseph Heininger, Hans Henin und Hans Rogalla, die allesamt bei Beuys studierten. YIUP agierte bis zu dessen Entlassung als Professor im Jahr 1972.
Mit ihrer stark ironisierenden Haltung, die sich in zahlreichen Aktionen wie "Ausstellung Akademieschrott", "Erstbesteigung der Akademine-Westwand im Winter" oder "Beuyshut" zeigte, haben sie Einfluss auf folgende Künstlergenerationen ausgeübt. Ihre medial übergreifende Arbeitsweise war dabei von ihrer antiideologischen Haltung geprägt. Die Ausstellung "YIUP - Die Welt ist schön" im Kunstverein der Hansestadt wird erstmals das Wirken der Gruppe dokumentieren, mit Malereien, Siebdrucken, skulpturalen Objekten, Fotografien, Filmen und Texten.
Aktion "Beuyshut": Studenten entwenden Beuys' Markenzeichen
Bei einer Aktion zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 1971 trug Beuys Taschenlampen an seinen Beinen und ließ sich mit Wasser überschütten und von einem Fernsehteam filmen. Vor laufender Kamera stürmten plötzlich die Künstler YIUP-Gruppe die Performance, rissen Beuys den Hut vom Kopf und setzten ihm ein Stanniol-Hütchen auf.
"Er wollte den Hut wiederhaben, das ist ja eines seiner Markenzeichen gewesen", erzählt Zybok. "Und da haben die Künstler gesagt: Kann er gerne haben, für 10.000 Mark. Dann hat er, wie es so seine Art war, wenn es um Geld ging, lieber einen Tauschhandel machen wollen: Den Hut gegen einen Zentner Steckrüben. Aber das hat die YIUP-Gruppe nicht angenommen und den Hut behalten."
Den Hut aus seiner Performance hat Beuys nie wieder gesehen - jetzt, 50 Jahre später, ist er Teil der Ausstellung.
Lübecker Ausstellung widmet sich dem Mythos Joseph Beuys
Die Lübecker Overbeck-Gesellschaft zeigt Werke der Gruppe YIUP - Künstler, die bei Beuys studierten und den Kult um ihn ablehnten.
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Overbeck-Pavillon
Königstraße 11 (Behnhausgarten)
23552 Lübeck - E-Mail:
- info@overbeck-gesellschaft.de
- Preis:
- 3 Euro
- Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag: 11 - 17 Uhr
