Einige Gemälde hängen an einer weißen Stellwand © Frank Hajasch Foto: Frank Hajasch

Ein Magnet für Kunstschaffende?: "HolstenART" in Neumünster

Stand: 02.04.2023 17:33 Uhr

Die Kunstmesse "HolstenART" ging am 1.April zum zweiten Mal an den Start. Gut 150 Kunstschaffende und Galerien präsentierten sich in Neumünsters Holstenhallen - fast 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

von Frank Hajasch

Beim Aufbauen herrscht großes Durcheinander in der riesigen Holstenhalle 1. Die historische, große Halle musste es dieses Jahr sein. Draußen fahren die Autos vor, werden Werkzeug und Klapptische ausgeladen und wird Kunst hereingetragen, in allen Größen und aus allen Materialien. Uta Masch aus Eckernförde hat eine der 152 heißbegehrten Kojen ergattert – für ihre Malerei.

Ein Mann und eine Frau hängen ein Bild auf. © Frank Hajasch Foto: Frank Hajasch
Ute Masch hängt ihr Bild "Spuren im Watt" zusammen mit einem Helfer auf.

"Das sind abstrahierte Landschaften, die nicht genau gemalt sind, sondern einfach rein intuitiv und eher der Farbe geschuldet und der Form, aber nicht der Genauigkeit", erklärt sie. Die Bilder von Uta Masch kommen in unterschiedlichen Formaten und immer in Öl auf Leinwand. Man muss kein Norddeutscher sein, um die gut durchgearbeiteten Motive, mit flacher Landschaft und weitem Horizont, als irgendwo nördlich der Elbe zu verorten. Es ist immer auch ein bisschen Küste zu sehen und das Wasser und vor allem das Licht, betont sie: "Wir haben die tollsten Sonnenuntergänge, die tollsten Sonnenaufgänge." Ein nordisches Licht!

Laien und Profis nebeneinander in einer Halle

Uta Masch ist Mitglied im BBK Schleswig-Holstein, im Landesverband der Bildenden Künstler. Aber schon ein erster Blick durch die Halle zeigt, dass das künstlerische Niveau auch bei dieser HolstenART unterschiedlich ist. "Wenn wir uns ein bisschen mischen, haben die anderen auch die Chance zu sehen: Wie mache ich es vielleicht nächstes Jahr besser? Oder was kann ich anders machen? Und für mich ist es einfach so: Ich kann Besucherinnen und Besucher kennenlernen. Ich denke, es ist für jeden was dabei. Und auch die anderen haben ihre Berechtigung und ihren Respekt verdient."

Eine Frau steht in einer Ecke zwischen Bildern © Frank Hajasch Foto: Frank Hajasch
Gunda Jastorff aus Ellerbek und ihre sehr plastischen Leinwände

Wo die eine HolstenART-Neuling ist, zeigt Gunda Jastorff aus Ellerbek schon zum zweiten Mal ihre Acrylmalerei in Neumünster. Auf ihren Leinwänden gibt es Wachs und Papier, wodurch eine plastische Oberfläche entsteht, alles in verschiedenen Abstufungen von weiß. "Das ist mein Repertoire. Ich liebe weiße Bilder. Es hat für mich etwas Meditatives, was Gutes. Aber das ist persönliches Empfinden. Kunst entsteht im Kopf des Betrachters."

Auch sie erzählt von der guten Organisation durch die erfahrenen Ausstellungsmacher der Holstenhallen – und Dirk Ralfs als künstlerischem Leiter. Der flitzt schon den ganzen Tag zwischen den Ständen hin und her. Jeder, der hier ausstellt – mit Ausnahme der gut Bekannten – musste seine Werke vorab vorstellen, sagt er. "Ich habe mir mindestens immer drei, vier Werke von den Leuten angeguckt. Danach habe ich mit anderen drüber geguckt und gesagt: Wollen wir, oder wollen wir nicht?"

Noch 30 Aussteller auf Warteliste

Mit dem Verein Kunst & Bündig hat Dirk Ralf es geschafft, dass die Hälfte mehr an Ausstellern dabei ist. Jetzt sei erstmal Schluss; sie hätten noch 30 auf der Warteliste. Ihm sei diesmal, noch mehr als im vergangenen Jahr, die Qualität der Arbeiten wichtig gewesen. Das merke man jetzt, findet er. "Schon die Aufbauaktivitäten sind bei den meisten extrem professionell. Die wissen, was sie tun. Und die wissen auch, wie sie es machen müssen."

Jann Kaune aus Hamburg verzweifelt vielleicht genau deshalb gerade. Er hat sich bei den Aufhängungen vergriffen, klagt er. "Das sind welche für Galerie-Schienen. Ich brauche natürlich welche mit so einem Rädchen. Und da ist meine Frau los und sagt: 'Ich fahre zu Boesner nach Kiel und besorge dir welche.'" Was Zeit verschafft zum Plaudern.

Hamburger Maler mit Faible für Van Gogh

Ein buntes Bild von einem Segelboot © Frank Hajasch Foto: Frank Hajasch
Die Kunst des Hamburgers Jann Kaune erinnert an Van Gogh. Hier ein Segelboot auf der Alster.

Seine Malerei erinnert an den Impressionismus, an den Postimpressionismus, an van Gogh oder Cézannes. Nicht ohne Grund: "Natürlich kann ich sagen: Ohne Van Gogh hätte ich nicht angefangen zu malen. Das war sicherlich der stärkste Eindruck als ich 20 war und zufällig, weil es geregnet hatte, im van Gogh-Museum in Amsterdam war. Ich war am Ende der Letzte, den sie rausgekehrt haben. Das war eine Offenbarung!" Also leuchtet auch bei ihm die Farbe, werden die Formen und Linien in Portrait, Landschaft oder Stadtansicht betont. "Ich habe jetzt keinen van Gogh vor mir. Dafür ist es viel zu realistisch. Aber wenn ich erreiche, dass Sie dasselbe fühlen wie vor einem van Gogh, dann ist es das. Aber es ist nicht eins zu eins vom Stil übertragen."

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 01.04.2023 | 06:20 Uhr

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und lächelt in die Kamera. Neben ihr stehen die Worte "Die Hauda & die Kunst" © NDR/ Flow

Kunstwissen to go - serviert von Bianca Hauda

Bianca Hauda serviert Kunstwissen in kleinen Happen: Porträts von Künstler*innen, deren Bilder und Werke in deutschen Museen zu sehen sind. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Ein Feuerwehrmann auf einer Drehleiter löscht den Brand der Historischen Börse in Kopenhagen. © dpa bildfunk Foto: Emil Nicolai Helms/Ritzau

Historische Börse in Kopenhagen: "Es tut in der Volksseele weh"

Die Menschen in Kopenhagen stehen unter Schock. Ein Wahrzeichen der Stadt steht in Flammen. Mehr bei tagesschau.de. extern